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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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einigermaßen wichtig erscheint. Darunter eine wahre Flut von Fotografien.« Alex stellte den Karton auf den Tisch.
    Trevisan öffnete den Deckel. In diesem Karton befanden sich wohl an die tausend Bilder. Er fing einfach an und zog wahllos welche hervor. Landschaften, Bäume in allen Variationen und Jahreszeiten, altertümliche Fachwerkhäuser, Burgen, Schlösser und Tieraufnahmen. Nur auf wenigen Fotos waren auch Personen zu erkennen und von diesen Bildern ging etwas ganz Besonderes aus. Meist waren es alte Menschen. Zerfurchte Gesichter, graue Haare und zahnlose Münder.
    »Glaubst du, darunter sind Bekannte von ihm?«, fragte Dietmar, der Trevisan über die Schulter blickte.
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Das sind Charakterstudien.« Er blätterte weiter. Schließlich wurde es ihm zu viel. Er warf die Bilder zurück in den Karton. »Was habt ihr über Gabler herausgefunden?«
    Tina Harloff zuckte mit den Schultern. »Er lebte, wie schon gesagt, sehr zurückgezogen. Keine Kontakte zu den Nachbarn, keine Freunde, keine Bekannte oder Verwandte. Bislang niemand, der nach ihm fragt. In seinem Tischkalender sind ein paar Namen notiert. Wir arbeiten die Namensliste morgen ab.«
    »Ja, und außerdem war er ein Künstler. Er hat ein Buch herausgebracht«, mischte sich Alex Uhlenbruch ein und präsentierte einen Bildband. Die Vogelwelt des Schwarzwaldes, fotografiert von Rudolf Gabler stand auf dem Buchdeckel. Das bestätigte den Eindruck, den Kleinschmidt vom Opfer gewonnen hatte. »Ich glaube, er arbeitete an einem zweiten Bildband. Wir haben hier ein paar Textpassagen und Bilder gefunden. Fotos von Vögeln an Seen und Flüssen. Das scheint das Thema gewesen zu sein, mit dem sich Gabler auseinandersetzte.«
    »Also gut, kümmert euch gleich morgen früh darum«, sagte Trevisan. »Klappert die Adressen ab und fragt bei dem Buchverlag nach. Dann wissen wir möglicherweise mehr.«
    »Moment, das ist noch nicht alles.« Alex nahm eine Videokassette aus einem Kuvert und legte sie auf den Tisch.
    Trevisan blickte ihn fragend an.
    »Es ist Kinderpornografie der übelsten Machart«, sagte Tina Harloff mit Abscheu. »Versteckt im Kleiderschrank hinter den fein gebügelten, blütenweißen Hemden des Herrn Gabler.«
    »Woher stammt die Kassette?«
    »Ich habe mir nur Teile angeschaut. Wir müssen es noch genauer untersuchen. Es scheint sich um Aufnahmen aus Asien zu handeln. Thailand oder so.«
    Trevisan runzelte die Stirn. Noch vor ein paar Sekunden hatte er Rudolf Gabler für einen netten Zeitgenossen gehalten, der mit Kamera und Objektiv durch die Lande streifte. Ein Fotoprofi, der Bildbände über die Schönheit der Natur schuf und herrliche Aufnahmen machte. Innerhalb weniger Augenblicke war der Mann zu einem geilen, geifernden, alten Ungeheuer mutiert. »Mädchen oder Jungen?«
    »Beides!«, beantwortete Alex die Frage. »Und das hier noch.« Er legte ein Fotoalbum auf den Tisch und schlug es auf.
    Eine neue Seite von Gablers Persönlichkeit offenbarte sich. Keine kunstvoll arrangierten Szenen einer heilen Welt, sondern hastige Bilder, teilweise unscharf und beinahe amateurhaft in Umkleidekabinen und Kaufhaustoiletten oder im Badezimmer aufgenommen. Sie beschäftigten sich nur mit einem Thema: der voyeuristischen Lust Gablers an nackten Mädchen und Frauen.
    Trevisan schluckte seine Abscheu herunter. Der Gedanke an Paula schoss ihm durch den Kopf.
    »So ein Schwein!«, sagte Monika angewidert. »Wie man sich nur täuschen kann. Ein Spanner. Ein ganz gemeiner und hinterhältiger Spanner und pädophil noch dazu.«
    »Vielleicht hat er diesmal die falschen Bilder gemacht«, warf Dietmar Petermann ein.
    *
    Die Ilse Knoop hatte zwanzig Minuten gebraucht, um aus ihrer Position die beschriebene Stelle im Mellumer Fahrwasser zu erreichen. Der Seenotrettungskreuzer war erst seit zwei Jahren in Dienst gestellt und ein modernes und schnelles Boot. Fünf Mann Besatzung, allesamt als Rettungssanitäter ausgebildet, versahen darauf ihren Dienst. Schon als sie sich dem Kutter im Flachwasser näherten, wussten sie, dass hier keine normale Situation vorlag. Der Fischerkorb war gehisst, doch an Bord regte sich nichts. Nachdem sie längsseits gegangen waren, stiegen vier Mann hinüber auf den Kutter. Der Steuermann blieb alleine zurück.
    Es dauerte keine Minute, bis einer der Sanitäter an die Reling gestürzt kam. Sein Gesicht war blass wie eine gekalkte Wand. »Ruf sofort die Polizei. Hier liegen zwei Leichen an Bord!«
    Der Steuermann

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