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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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erreichten sie den Pfad, der von der Straße zum Waldcottage führte. Er war zwar schmal, aber nicht schwer zu finden. Bevor Darcy das Wort ergreifen konnte, eilte der Colonel, die Laterne in der Hand, auf das Cottage zu, reichte Darcy seine Schusswaffe und sagte: »Es ist besser, wenn du sie nimmst. Ich glaube nicht, dass Gefahr droht, und Mrs. Bidwell und ihre Tochter würden sich nur ängstigen. Ich sehe kurz nach ihnen und sage Mrs. Bidwell, sie soll die Tür verriegeln und niemanden ins Haus lassen. Und dass sich die beiden Gentlemen wahrscheinlich im Wald verirrt haben und wir sie suchen.«
    Er ging und war sofort außer Sicht. Der dichte Wald dämpfte die sich entfernenden Schritte. Darcy und Alveston blieben schweigend zurück. Die Zeit schien sich zu dehnen. Als Darcy einen Blick auf die Uhr warf, sah er, dass der Colonel schon seit zwanzig Minuten weg war. In diesem Moment raschelte es, Zweige wurden beiseitegeschoben, und Fitzwilliam stand wieder vor ihnen.
    Er nahm seine Pistole von Darcy entgegen und gab einen kurzen Bericht. »Alles in Ordnung. Mrs. Bidwell und ihre Tochter haben die Schüsse gehört, hatten aber den Eindruck, dass sie zwar in der Nähe, jedoch nicht unmittelbar vor dem Cottage gefallen sind. Sie haben sofort die Tür verriegelt und weiter nichts gehört. Die Tochter – heißt sie nicht Louisa? – war kurz davor, hysterisch zu werden, aber ihre Mutter konnte sie beruhigen. Sehr misslich, dass Bidwell gerade heute Nacht nicht zu Hause ist.« Er wandte sich an den Kutscher. »Halten Sie die Augen offen und bleiben Sie an der Stelle stehen, an der Captain Denny und Mr. Wickham ausgestiegen sind!«
    Er nahm wieder seinen Platz an der Spitze der kleinen Prozession ein, und sie gingen langsam weiter. Darcy und Alveston hoben hin und wieder ihre Laternen hoch und suchten lauschend das Gestrüpp nach Auffälligkeiten ab. Als etwa fünf Minuten vergangen waren, blieb die Kutsche schwankend stehen.
    »Hier müsste es gewesen sein, Sir«, sagte Pratt. »Ich erinnere mich an die Eiche dort links und an diese roten Beeren.«
    Diesmal kam Darcy dem Colonel zuvor. »In welche Richtung ist Captain Denny gelaufen?«
    »Nach links, Sir. Ich habe keinen Weg gesehen – er ist einfach in den Wald gestürmt, als wären da keine Sträucher.«
    »Wie viel Zeit ist vergangen, bis Mr. Wickham ihm folgte?«
    »Ein oder zwei Sekunden. Mrs. Wickham hat sich wie gesagt an ihn geklammert und versucht, ihn aufzuhalten, und ihm hinterhergeschrien. Aber als er dann nicht zurückkam und sie die Schüsse hörte, hat sie mir befohlen, loszufahren und sie so schnell wie möglich nach Pemberley zu bringen. Sie hat die ganze Fahrt über geschrien, man würde uns alle umbringen, Sir.«
    »Sie bleiben hier bei der Kutsche!«, befahl Darcy. Dann sagte er zu Alveston: »Wir nehmen die Trage mit. Wenn sie sich wirklich nur verirrt haben und unversehrt durch die Gegend laufen, sind wir zwar blamiert, aber die Schüsse geben nun einmal Anlass zur Besorgnis.«
    Alveston band die Trage los und zog sie von der Kutsche herunter. »Eine noch größere Blamage wäre es, wenn wir uns auch verlaufen würden. Aber Sie kennen sich ja gut aus im Wald, nicht wahr, Sir?«
    »Gut genug, um wieder herauszufinden, denke ich«, erwiderte Darcy.
    Es würde nicht leicht sein, die Trage durchs Unterholz zu manövrieren, doch nachdem sie sich kurz beraten hatten, schulterte Alveston das zusammengerollte Segeltuch, und sie machten sich auf den Weg.
    Pratt hatte zwar Darcys Befehl, bei der Kutsche zu warten, wortlos entgegengenommen, zeigte sich aber nicht glücklich darüber, allein zurückzubleiben. Seine Angst übertrug sich auf die Pferde, die unruhig wiehernd aneinanderstießen. Darcy empfand es als die passende Untermalung eines Vorhabens, das er allmählich für unklug zu halten begann. Im Gänsemarsch bahnten sie sich unter der Führung des Colonels einen Weg durch das fast undurchdringliche Gestrüpp. Sie schwenkten die Laternen nach rechts und links und hielten an, wenn es ihnen schien, als wäre an der entsprechenden Stelle kurz zuvor jemand gewesen. Alveston konnte die langen Stangen der Trage nur mit Mühe unter den tiefhängenden Ästen hindurchbugsieren. Immer wieder blieben die Männer stehen, riefen, lauschten schweigend, doch es kam keine Antwort. Der Wind, der ohnehin kaum hörbar gewesen war, legte sich plötzlich, und in der Stille war ihnen, als hätte ihre ungewohnte Anwesenheit das geheime Leben des Waldes zum Schweigen

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