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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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bezweifle. Die Kutsche soll bereitgemacht werden. Ich fahre nach Pemberley, aber auf dem Weg dorthin holen wir zwei Wachtmeister und Dr. Belcher ab. Mr. Darcy wird neben uns herreiten.«
    Buckley verschwand im Halbdunkel des Gangs und warf die schwere Tür mit unnötig erscheinender Heftigkeit ins Schloss.
    »Leider wird meine Frau Sie wahrscheinlich nicht empfangen können«, sagte Darcy. »Mrs. Bingley und sie haben sich hoffentlich zur Ruhe gelegt. Aber der Butler und die Haushälterin sind noch im Dienst, und auch Dr. McFee hält sich bei uns auf. Mrs. Wickham befand sich bei ihrer Ankunft in einem äußerst desolaten Zustand, und Mrs. Darcy und ich hielten es für angebracht, ihr unverzüglich medizinische Betreuung zukommen zu lassen.«
    »Und ich halte es für angebracht, Dr. Belcher als den Berater der Polizei in medizinischen Fragen schon in diesem frühen Stadium mit einzubeziehen. Er ist es gewohnt, nachts aus dem Schlaf gerissen zu werden. Hat Dr. McFee Ihren Gefangenen untersucht? Ich gehe davon aus, dass sich George Wickham hinter Schloss und Riegel befindet.«
    »Nicht hinter Schloss und Riegel, aber unter ständiger Bewachung. Als ich losritt, waren Stoughton, mein Butler, und Mr. Alveston bei ihm. Außerdem hat sich Dr. McFee um ihn gekümmert. Er schläft jetzt wohl und wird erst in einigen Stunden aufwachen. Ich halte es für praktischer, wenn Sie erst nach Tagesanbruch kommen.«
    »Praktischer für wen?«, fragte Sir Selwyn. »Das Unpraktische an der Sache werde vorwiegend ich auf mich nehmen müssen, aber das ist nicht wichtig, wenn es um eine Pflichterfüllung geht. Hat Dr. McFee sich in irgendeiner Weise an Captain Dennys Leiche zu schaffen gemacht? Ich gehe davon aus, dass sie bis zu meinem Eintreffen für niemanden zugänglich verwahrt wird.«
    »Captain Dennys Leiche liegt auf einem Tisch in der fest verschlossenen Waffenkammer. Ich hielt es für besser, mit der Bestimmung der Todesursache bis zu Ihrem Eintreffen zu warten.«
    »Sehr gut. Es wäre äußerst misslich, wenn irgendwer behaupten könnte, an der Leiche seien Eingriffe vorgenommen worden. Eigentlich hätte man sie ja an Ort und Stelle im Wald belassen müssen, bis die Polizei gekommen wäre, um sie in Augenschein zu nehmen, aber ich verstehe, dass Ihnen das in der Situation ungünstig erschien.«
    Darcy hätte ihm am liebsten versichert, dass er nicht im Traum daran gedacht habe, die Leiche liegen zu lassen, hielt es jedoch für klüger, so wenig wie möglich zu sagen.
    Mittlerweile war Buckle zurückgekommen. Sir Selwyn setzte die Perücke auf, die er im Diensteinsatz als Friedensrichter immer trug, ließ sich in den Mantel helfen und nahm seinen Hut entgegen. So gerüstet und damit offenbar zu jeder Amtshandlung bemächtigt, wirkte er größer und gebieterischer als zuvor, ja geradezu wie die Verkörperung des Gesetzes.
    Buckle geleitete die Herren an die Tür, und während sie im Dunkeln auf die Kutsche warteten, hörte Darcy, dass drei schwere Riegel vorgeschoben wurden. Sir Selwyn zeigte kein Zeichen von Ungeduld angesichts der Verzögerung, sondern fragte: »Hat George Wickham etwas geäußert, als Sie auf ihn zugingen, während er, wie Sie sagten, neben der Leiche kniete?«
    Darcy hatte gewusst, dass die Frage früher oder später – und nicht nur ihm – gestellt würde. »Er war sehr aufgewühlt, weinte und brachte kaum einen zusammenhängenden Satz hervor. Dass er getrunken hatte, und zwar reichlich, war unverkennbar. Er fühlte sich gewissermaßen für die Tragödie verantwortlich, wahrscheinlich weil er seinen Freund nicht davon abgebracht hatte, aus der Kutsche zu steigen. Der Wald ist so dicht, dass sich jeder zum Äußersten entschlossene Flüchtige darin verstecken kann, und wer klug ist, streift nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr allein darin umher.«
    »Ich möchte genau die Worte hören, die er gesagt hat, Darcy. Sie müssen sich Ihnen doch förmlich ins Gedächtnis gebrannt haben.«
    Das traf zu, und Darcy wiederholte sie. »›Ich habe meinen besten Freund getötet, meinen einzigen Freund. Es ist meine Schuld‹, hat er gesagt – vielleicht nicht in genau dieser Reihenfolge, doch vom Sinn her waren das seine Worte.«
    »Damit haben wir ein Geständnis«, sagte Hardcastle.
    »Wohl kaum. Wir wissen weder, was genau er damit zugegeben hat, noch in welchem Zustand er sich befand.«
    Die alte, klobige, aber imposante Kutsche bog rumpelnd um die Ecke. Bevor er einstieg, sagte Sir Selwyn noch:

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