Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
abgeschlossen ist, obwohl das nach Ihrer Zeugenaussage vor dem Untersuchungsrichter wohl kaum mehr zu rechtfertigen wäre. Aber wird das nicht Ihre Kanzlei in Mitleidenschaft ziehen? Sie gelten als ein außergewöhnlich vielbeschäftigter Anwalt, und wir sollten nicht dazu beitragen, dass Ihnen ein Nachteil entsteht.«
»Ich habe in den nächsten acht Tagen keine Fälle, die meine persönliche Anwesenheit erforderlich machen«, erwiderte Alveston, »und mein erfahrener Sozius kann in der Zwischenzeit für einen glatten Ablauf der Routineangelegenheiten sorgen.«
»Dann wäre ich dankbar für Ihren Rat, sofern Sie ihn als zweckdienlich erachten. Die für das Anwesen Pemberley zuständigen Anwälte sind vorwiegend mit Familienangelegenheiten befasst, insbesondere mit Testamenten, mit dem Kauf und Verkauf von Grundbesitz und mit Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde, und haben, soweit ich weiß, bisher keine Erfahrung mit Mordfällen, am allerwenigsten in Pemberley selbst. Ich habe den Herren bereits schriftlich mitgeteilt, was geschehen ist, und werde gleich einen weiteren Eilboten zu ihnen schicken und sie von Ihrer Mitwirkung unterrichten. Sir Selwyn Hardcastle wird allerdings nicht begeistert sein. Er ist ein guter, erfahrener Friedensrichter mit großem Interesse an der kriminalpolizeilichen Arbeit, die normalerweise von den Dorfwachtmeistern übernommen wird, und hat ein wachsames Auge auf jeden Eingriff in seine Zuständigkeiten.«
Da sich der Colonel dazu nicht äußerte, sagte Alveston: »Es wäre, zumindest meiner Ansicht nach, hilfreich, wenn wir zunächst über unsere erste Reaktion auf das Verbrechen sprechen würden, insbesondere in Hinblick auf das Geständnis, das der Beklagte augenscheinlich abgelegt hat. Schenken wir Wickhams Behauptung Glauben, er habe sagen wollen, dass Denny ohne den Streit zwischen den beiden die Kutsche nicht verlassen hätte und daher nicht zu Tode gekommen wäre? Oder folgte er Denny mit der Absicht, ihn zu ermorden? Im Grunde ist es eine Frage des Charakters. Ich bin Mr. Wickham niemals zuvor begegnet, weiß aber, dass sein Vater der Verwalter Ihres verstorbenen Vaters war und Sie ihn als Kind gut kannten. Halten Sie ihn für fähig, eine solche Tat zu begehen, Sir?«
Er sah Darcy an, der erst nach kurzem Zögern antwortete. »Vor seiner Verheiratung mit der jüngeren Schwester meiner Frau hatten wir uns jahrelang kaum gesehen und danach kein einziges Mal mehr. In meinen Augen war er undankbar, neidisch, lügnerisch und hinterlistig. Er ist gutaussehend und hat angenehme Umgangsformen, vor allem Damen gegenüber, weshalb er sich allgemeiner Beliebtheit erfreut. Ob diese auch bei längerer Bekanntschaft anhält, ist eine andere Frage, aber ich habe ihn nie gewalttätig erlebt oder gehört, dass er brutal geworden wäre. Seine Vergehen sind eher von schäbiger Art, und ich möchte nicht darüber sprechen. Jeder besitzt die Fähigkeit, sich zu ändern. Ich kann nur sagen, dass ich den Wickham, den ich kannte, trotz seiner Fehler nicht für fähig halte, einen Freund und ehemaligen Kameraden bestialisch zu ermorden. Ich würde eher sagen, dass er nicht zu Gewalttätigkeit neigte und sie wenn möglich vermied.«
»Er hat in Irland gegen die Aufständischen gekämpft und gilt als sehr tapfer«, gab der Colonel zu bedenken. »Man muss seinen physischen Mut bedenken.«
»Vor die Wahl gestellt, zu töten oder getötet zu werden, würde er sicherlich ohne jede Rücksicht handeln«, sagte Alveston. »Ich will seinen Mut nicht herabwürdigen, aber die Empfindsamkeit selbst eines normalerweise friedfertigen Mannes kann, wenn er Krieg und Kampf am eigenen Leibe erfahren hat, so sehr zerstört werden, dass ihm Gewalt anschließend weniger zuwider ist. Sollten wir diese Möglichkeit nicht in Betracht ziehen?«
Der Colonel konnte sich nur noch mit Mühe beherrschen. »Niemand wird durch die Erfüllung seiner Pflicht für König und Vaterland zerstört. Wenn Sie jemals die Erfahrung eines Kriegs gemacht hätten, würden Sie Handlungen, die von außergewöhnlicher Tapferkeit zeugen, nicht so leichtfertig in Verruf bringen, junger Mann!«
Darcy sah sich gezwungen einzuschreiten. »Ich habe einige Berichte über den irischen Aufstand von 1798 in der Zeitung gelesen, aber sie waren nicht sehr ausführlich. Das Meiste habe ich wohl verpasst. Wurde Wickham seinerzeit nicht verwundet und mit einer Tapferkeitsmedaille dekoriert? Welche Rolle spielte er damals?«
»Er kämpfte, wie ich selbst,
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