Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
beleuchteten Geschäften vorbeimanövrierte und zwischen den Halbkutschen, Droschken, Fuhrwerken und Privatkutschen hindurchlenkte, die die Straßen verstopften. Endlich bogen sie in die Gracechurch Street ein, und noch bevor sie das Haus der Gardiners erreicht hatten, wurde die Tür geöffnet, und Mr. und Mrs. Gardiner liefen heraus, um sie zu begrüßen und dem Kutscher den Weg zum Stall zu weisen. Wenig später war das Gepäck ausgeladen, und Elizabeth und Darcy betraten das Haus, das ihnen bis zum Ende des Prozesses eine ruhige, sichere Zuflucht sein würde.
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N ach dem Abendessen kamen Alveston und Jeremiah Mickledore und gaben Darcy einige Anweisungen und Ratschläge. Nach kaum einer Stunde wünschten Sie ihm alles Gute und gingen wieder. Es sollte eine der schlimmsten Nächte in Darcys Leben werden. Mrs. Gardiner hatte in ihrer unermüdlichen Gastfreundschaft im Schlafzimmer für größtmögliche Behaglichkeit gesorgt – auf dem Tischchen zwischen den zwei heißersehnten Betten fanden sich eine Wasserkaraffe, mehrere Bücher und eine Dose mit Keksen. In der Gracechurch Street wurde es zwar nie gänzlich ruhig, doch normalerweise hätten Darcy das Rattern und Quietschen der Kutschen und die lauten Rufe, die hin und wieder ertönten, nicht am Schlafen gehindert, so groß der Kontrast zur völligen Stille in Pemberley auch war. Er versuchte die Angst vor dem nächsten Tag beiseitezuschieben, doch die Gedanken, die ihm daraufhin durch den Kopf gingen, waren noch verstörender. Er sah sich neben dem Bett stehen und den darin Liegenden mit anklagendem, beinahe verächtlichem Blick betrachten und hörte, wie dieses Bild seiner selbst Argumente und Anschuldigungen vorbrachte, die er schon längst in sich erstickt zu haben geglaubt hatte, welche die unerwünschte Vision nun jedoch mit neuer Wucht und Überzeugungskraft zu Gehör brachte. Sein, Darcys, eigenes Tun, nicht das irgendeines anderen Menschen, hatte Wickham zu einem Mitglied der Familie gemacht und ihm das Recht verliehen, ihn Schwager zu nennen. Morgen würde er eine Aussage machen müssen, die seinen Feind an den Galgen bringen oder ihm die Freiheit schenken konnte. Auch wenn das Urteil »nicht schuldig« lautete, würde Wickham durch den Prozess näher an Pemberley heranrücken, und wenn man ihn verurteilte und hängte, würde auf Darcy eine Bürde aus Schuld und Grauen lasten, die noch seine Söhne und künftige Generationen zu tragen hätten.
Seine Heirat konnte er nicht bereuen; dann hätte er auch gleich bereuen können, geboren zu sein. Diese Heirat hatte ihm ein nie für möglich gehaltenes Glück geschenkt, eine Liebe, deren Unterpfand und Zuversicht die beiden hübschen und gesunden Knaben waren, die jetzt in ihrem Zimmer in Pemberley schliefen. Doch seine Heirat war unter Missachtung sämtlicher, sein Leben seit der Kindheit beherrschender Prinzipien erfolgt, im Widerspruch zu jeder Überzeugung davon, was er dem Andenken seiner Eltern, was er Pemberley, seinem Stand und seinem Reichtum schuldig war. Elizabeths Anziehungskraft auf ihn hätte noch so groß sein können – auch ihm hatte es freigestanden zu gehen, so wie Colonel Fitzwilliam seiner Vermutung nach gegangen war.
Der Preis, den er bezahlt hatte, indem er Wickham bestach, damit dieser Lydia heiratete, war Elizabeth gewesen.
Er dachte an das Gespräch mit Mrs. Younge zurück. Das Gästehaus hatte sich in einem achtbaren Teil von Marylebone befunden, und die Vermieterin war der Inbegriff der ehrbaren, fürsorglichen Zimmerwirtin gewesen. »Ich akzeptiere ausschließlich junge Männer aus den ehrenwertesten Familien, die ihre Heimat verlassen und nach London kommen, um in der Hauptstadt zu arbeiten und in ein eigenständiges Berufsleben einzutreten. Die Eltern wissen, dass ihre Jungen gut ernährt und umsorgt werden und dass man hier ein strenges Auge auf ihr Benehmen hat. Ich habe jahrelang über ein mehr als ausreichendes Einkommen verfügt, und nachdem ich Ihnen nunmehr meine Situation erklärt habe, können wir über das Geschäftliche reden. Aber darf ich Ihnen zuerst einmal eine Erfrischung anbieten?«
Er hatte abgelehnt, ohne sich auch nur einen Anschein von Höflichkeit zu geben. Daraufhin hatte sie gesagt: »Ich bin Geschäftsfrau und der Meinung, dass die Einhaltung gewisser Benimmregeln noch nie geschadet hat, aber wir können auch durchaus darauf verzichten. Ich weiß, dass Sie in Erfahrung bringen wollen, wo sich George Wickham und Lydia Bennet aufhalten. Beginnen
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