Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
wir unsere Verhandlungen doch einfach damit, dass Sie mir die Höchstsumme nennen, die Sie für diese Information zu zahlen bereit sind, welche Sie, wie ich Ihnen versichern kann, ausschließlich von mir erhalten können.«
Sein Angebot hatte selbstverständlich nicht ausgereicht, doch letztlich waren sie sich einig geworden. Er hatte das Haus so schnell verlassen, als wäre es pestverseucht gewesen. Und das war nur die erste von vielen hohen Summen gewesen, die er hatte zahlen müssen, bis sich George Wickham endlich gewillt zeigte, Lydia Bennet zu heiraten.
Elizabeth war von der Reise erschöpft gewesen und sofort nach dem Abendessen zu Bett gegangen. Als er später in das Zimmer gekommen war, hatte sie geschlafen. Eine Zeitlang hatte er still an ihrem Bett gestanden und liebevoll ihr schönes, friedliches Gesicht betrachtet. Wenigstens sie würde noch ein paar Stunden lang von Sorgen frei sein. Im Bett wälzte er sich auf der Suche nach einer bequemen Lage, die ihm auch die weichen Kissen nicht zu bereiten vermochten, unruhig hin und her, bis er endlich Schlaf fand.
3
A lveston hatte sich schon früh auf den Weg zum Strafgerichtshof Old Bailey gemacht, so dass Darcy kurz vor halb elf Uhr ganz allein durch die imposante Eingangshalle schritt, die zu den Gerichtssälen führte. Ihn befiel sofort das Gefühl, in einen mit plappernden Menschen gefüllten und im Irrenhaus Bedlam abgestellten Vogelkäfig geraten zu sein. Obwohl bis zur Prozesseröffnung noch dreißig Minuten vergehen sollten, waren die vorderen Plätze bereits mit angeregt plaudernden, modisch gekleideten Frauen besetzt, und auch weiter hinten füllten sich bereits die Reihen. Ganz London schien gekommen zu sein, arme, in lärmiger Unbequemlichkeit zusammengepferchte Menschen. Zwar hatte Darcy dem Gerichtsdiener am Eingang seine Vorladung gezeigt, doch niemand wies ihm einen Platz an oder beachtete ihn auch nur. Es war warm für einen Märztag, und die Luft im Saal wurde nach und nach stickig – eine abscheuliche Mischung aus Parfüm und dem Geruch ungewaschener Körper. In der Nähe des Richterstuhls standen mehrere Anwälte beisammen und unterhielten sich so locker miteinander, als wären sie in einem Salon. Darcy bemerkte Alveston unter ihnen und zog dessen Blick auf sich. Der Anwalt ging sofort zu ihm, begrüßte ihn und zeigte ihm die für die Zeugen reservierten Sitze.
»Die Staatsanwaltschaft wird nur Sie und den Colonel einvernehmen, damit Sie das Auffinden von Dennys Leiche bezeugen«, erklärte Alveston. »Es herrscht wie üblich großer Zeitdruck, und unser Richter hier neigt zu Ungeduld, wenn ein und dieselbe Aussage unnötigerweise wiederholt wird. Ich sitze ganz in Ihrer Nähe – vielleicht können wir während der Verhandlung miteinander reden.«
Das Stimmengewirr verstummte so plötzlich, als hätte man es mit einem Messer durchschnitten. Der Richter hatte den Saal betreten. Judge Moberley machte einen selbstbewussten und würdevollen Eindruck, war jedoch kein schöner Mann. Sein teigiges Gesicht, aus dem nur die dunklen Augen hervorstachen, verschwand beinahe unter der gewaltigen Allongeperücke, mit der er wie ein neugieriges kleines Tier aussah, das aus seinem Bau hervorlugte. Der Gerichtsschreiber setzte sich, und die plaudernden Anwälte stoben auseinander und nahmen in neuen Formationen ihre Plätze ein, während die Geschworenen im Gänsemarsch zu ihren Sitzen gingen. Unvermittelt stand der Gefangene in der Anklagebank, zu beiden Seiten einen Polizisten. Darcy erschrak über Wickhams Aussehen. Trotz des Essens, das er regelmäßig von außerhalb des Gefängnisses erhalten hatte, war er schmaler geworden, und sein angespanntes Gesicht war bleich – wohl nicht so sehr wegen der augenblicklichen Aufgeregtheit, sondern wegen der langen Monate im Gefängnis. Darcy starrte ihn an und nahm die Präliminarien der Verhandlung kaum wahr – die mit klarer Stimme erfolgende Verlesung der Anklageschrift, die Geschworenenwahl und die Vereidigung. Wickham stand kerzengerade da und erwiderte auf die entsprechende Frage mit fester Stimme »nicht schuldig«. Selbst jetzt, bleich und gefesselt, war er noch immer ein schöner Mann.
Und dann sah Darcy ein vertrautes Gesicht. Die Frau musste irgendwen bestochen haben, um an einen Sitz in der ersten Reihe bei den weiblichen Zuschauern zu gelangen, und hatte ihn hastig und leise eingenommen. Nun saß sie beinahe unbewegt inmitten der flatternden Fächer und des wogenden Meeres modischer
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