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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Gastwirtschaft, wo sie zehn Minuten lang in einiger Entfernung zum Haus flüsternd beieinanderstanden. Nach ihrer Rückkehr wurden sie förmlich um ihren Wahrspruch gebeten. Frank Stirling erhob sich und las aus einem kleinen Notizbuch vor, wobei er spürbar bemüht war, die Worte so fehlerfrei und selbstbewusst vorzutragen, wie es sich gehörte. »Sir, wir erkennen darauf, dass Captain Denny an einem Schlag auf den Hinterkopf gestorben ist, dass dieser tödliche Schlag von George Wickham ausgeführt wurde und dass Captain Denny dementsprechend von dem besagten George Wickham getötet worden ist.«
    »Und dem stimmen alle Geschworenen zu?«, fragte Makepeace.
    »Jawohl, Sir.«
    Makepeace warf einen Blick auf die Uhr, setzte seine Brille ab und legte sie in das Etui. »Nach den erforderlichen Formalitäten wird Mr. Wickham dem Strafgericht in Derby zur Verhandlung übergeben. Gentlemen, ich danke Ihnen, Sie sind entlassen.«
    Darcy dachte bei sich, dass diese Untersuchung, von der er angenommen hatte, sie werde voller sprachlicher Fallstricke und Peinlichkeiten sein, fast ebenso routiniert vonstattengegangen war wie die monatliche Gemeindesitzung. Die Teilnehmer hatten Interesse aufgebracht, sie hatten sich ins Zeug gelegt, aber ohne jede erkennbare Aufregung oder hochdramatische Momente. Er musste zugeben, dass Clitheroe recht behalten hatte – das Ergebnis war unumgänglich gewesen. Selbst wenn die Geschworenen auf einen Mord durch eine oder mehrere unbekannte Personen erkannt hätten, wäre Wickham weiterhin als Hauptverdächtiger in Haft geblieben, und die polizeilichen Ermittlungen, die sich auf ihn konzentrierten, hätten höchstwahrscheinlich zu demselben Resultat geführt.
    Clitheroes Diener kam in den Saal und machte sich am Rollstuhl seines Herrn zu schaffen. Der Friedensrichter sah auf die Uhr und sagte: »Eine Dreiviertelstunde, alles in allem. Ich denke, es lief genau so, wie von Makepeace geplant, und der Wahrspruch der Geschworenen hätte kaum anders ausfallen können.«
    »Und das Urteil nach der Gerichtsverhandlung wird ebenso lauten?«, fragte Darcy.
    »Mitnichten. Man könnte eine hervorragende Verteidigungsstrategie entwerfen. Besorgen Sie ihm einen guten Anwalt und versuchen Sie, den Prozess nach London verlegen zu lassen. Henry Alveston kann Ihnen sagen, wie Sie vorgehen müssen – mein Wissen darüber dürfte etwas veraltet sein. Der junge Mann soll ja, obwohl er ein sehr altes Baronat erben wird, eine Art Rebell sein; jedenfalls handelt es sich bei ihm zweifelsohne um einen tüchtigen und erfolgreichen Anwalt, auch wenn er sich allmählich eine Frau suchen und sich auf seinen Besitzungen niederlassen sollte. Der Friede und die Sicherheit Englands beruhen auf Gentlemen, die als gute Grundherren in ihren Häusern leben, ihre Dienstboten anständig behandeln, den Armen geben und bereit sind, sich als Friedensrichter tatkräftig für Ruhe und Ordnung in ihren Gemeinden einzusetzen. Wenn die französischen Aristokraten so gelebt hätten, wäre es nie zur Revolution gekommen. Auf jeden Fall ist dieser Fall hochinteressant, und wie er ausgeht, hängt von zwei Fragen ab: Warum ist Captain Denny in den Wald gelaufen, und was meinte George Wickham, als er sagte, es sei alles seine Schuld? Ich werde den weiteren Verlauf der Sache mit großem Interesse verfolgen. Fiat justicia ruat caelum. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
    Wiederum mit einiger Mühe wurde der Rollstuhl durch die Tür manövriert und entschwand den Blicken.

7
    D er Winter 1803/1804 zog sich für Darcy und Elizabeth wie ein dunkler, ausgedehnter Morast hin, den sie in dem Wissen durchqueren mussten, dass der Frühling neue Prüfungen und womöglich noch größere Schrecken bereithielt, deren Nachhall ihnen das restliche Leben vergällen würde. Doch sie mussten diese Monate nun einmal durchstehen und durften nicht zulassen, dass Sorge und Verzweiflung das Leben in Pemberley verdüsterten und die Ruhe und Zuversicht ihrer Schutzbefohlenen zunichtemachten. Zum Glück erwies sich die Angst als weitgehend unbegründet. Nur Stoughton, Mrs. Reynolds und die Bidwells hatten Wickham als kleinen Jungen gekannt, und die jüngere Dienerschaft zeigte wenig Interesse an allem, was sich außerhalb Pemberleys ereignete. Darcy hatte verfügt, dass über den Prozess zu schweigen sei, und das näherrückende Weihnachtsfest fand weit mehr Beachtung und wurde als aufregender empfunden denn das Schicksal eines Mannes, von dem die meisten der

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