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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Rand des Kissens.
    Behutsam hob ich den Bezugsstoff an, bis auch der untere Teil des Körpers bloßlag.

    Die Handgelenksenden der Ellen und Speichen ragten aus den Ärmeln. Handknochen lagen verstreut auf den Falten des Kleids und neben der rechten Seite des Brustkorbs.
    Das Kleid war knöchellang, der Stoff schmiegte sich an die Beinknochen. Die Fußgelenksenden von Schien- und Wadenbein ragten aus dem Saum, die Fußknochen darunter lagen in annähernd korrekter anatomischer Anordnung da.
    »Alles ist braun wie der Greenleaf-Schädel«, sagte Slidell.
    »Ja«, erwiderte ich. Das Skelett hatte die Farbe starken Tees angenommen.
    »Was sind das für welche?« Slidell deutete auf die verstreuten Handknochen.
    »Handwurzel-, Mittelhand- und Fingerknochen, die nicht mehr an Ort und Stelle liegen. Wahrscheinlich ist sie mit auf der Brust oder dem Bauch übereinandergelegten Händen begraben worden.«
    Während ich das verrottende Gewebe aufschnitt und anhob, stellte ich mir vor, wie Donna, randvoll mit Adrenalin, in die untere Hälfte des Sargs gegriffen, blindlings herumgetastet, etwas gepackt und herausgerissen hatte.
    »Übereinandergelegte Hände sind eine Standardpose. Entweder auf dem Bauch oder der Brust. Oft gibt man den Verstorbenen auch noch etwas in die Hände, das ihnen zu Lebzeiten teuer war.«
    Burkhead redete nur um des Redens willen. Weder Slidell noch ich hörten zu. Wir konzentrierten uns auf die spröde Seide, die Susans Beine bedeckte.
    Noch zwei Schnitte mit der Schere, dann konnte ich die Überreste von Susans Kleid öffnen.
    Zwischen Becken und Knien lag nur eine einsame Kniescheibe.
    »Hewlett hat also Mist gebaut«, sagte Slidell.
    »Beide Oberschenkelknochen sind verschwunden.« Die Erleichterung in meiner Stimme war unüberhörbar.

    »Dieses Arschloch Finney drehe ich durch den Wolf. Und seine perverse Freundin. Sind wir hier fertig?«
    »Nein, wir sind hier noch nicht fertig«, blaffte ich.
    »Und was kommt jetzt noch?« Slidell war in Gedanken bereits bei der Suche nach Donna Scott.
    »Jetzt suche ich nach Übereinstimmungen zwischen diesem Skelett und dem Schädel und den Beinknochen, die wir in dem Kessel gefunden haben.«
    »Muss mal telefonieren.« Slidell drehte sich um und verließ die Gruft. Sekunden später drang seine Stimme von draußen herein.
    Ich klappte das Oberteil am Riss zurück, nahm das rechte Schlüsselbein zur Hand, bürstete es ab und untersuchte die innere Seite. Die Wachstumskappe war zum Teil verschmolzen, was auf eine junge Erwachsene hindeutete, die zum Todeszeitpunkt mindestens sechzehn Jahre alt war.
    Ich nahm nun das linke Schlüsselbein und untersuchte es ebenfalls. Derselbe Zustand.
    Ich füllte eben mein Fallformular aus, als Slidell zurückkam.
    »Ich habe Rinaldi angerufen wegen einer Anfrage, die ich ans LAPD gestellt habe, bevor wir hierhergefahren sind. Über Donna Scott und ihren Daddy Birch.«
    »Ich dachte, Rinaldi befragt Stricher in NoDa.«
    »Die Hühnerhabichte sind abgetaucht. Er ist in der Zentrale und will später noch mal hin, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit wieder auftauchen.«
    Ich setzte meine Untersuchung fort, indem ich die rechte Hüftseite herausnahm und betrachtete. Die Form war typisch weiblich. Die Schambeinfuge hatte markante horizontale Grate und Furchen, und ein schlanker Knochenkamm war im Prozess der Verschmelzung mit dem oberen Rand der Hüftpfanne.
    Ich schrieb die Feststellungen ins Formular und nahm dann die linke Beckenseite zur Hand. Leichenwachs, eine krümelige, seifenartige Substanz, haftete an den Rändern und der Innenfläche
der Schambeinfuge. Nach zehn Minuten Putzen zeigten sich Merkmale, die identisch waren mit denen der rechten Hälfte.
    Weitere Notizen.
    Ich untersuchte eben die Rippenenden, als Slidells Handy die Stille zerriss. Er zog das Gerät von der Hüfte und lief nach draußen. Wie schon zuvor konnte ich nicht verstehen, was er sagte, aber seine Stimme drang durch die offene Tür.
    Slidells zweites Gespräch war länger als das erste. Ich legte eben einen Wirbel an seinen Platz zurück, als er wieder in die Gruft kam.
    »Das LAPD hat sich bei Rinaldi gemeldet.«
    »Das ging schnell«, sagte ich.
    »Sind Computer nicht was Tolles?«
    Burkhead war völlig bewegungslos. Ich merkte, dass er zuhörte.
    »Birch Alexander Scott kaufte im Februar zweitausendeins ein Haus in Long Beach und zog im Sommer dieses Jahres mit seiner Frau Annabelle und seinen Töchter Donna und Tracy dort ein.«
    »Das passt zu

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