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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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Tasten herum, sodass ich langsam Angst habe, zu spät zu kommen.
    «Ach guck mal,» ruft Onkel Körber erfreut auf. «Die Vogelsbergschule wird hier auch als Sonderziel geführt. Das ist ja super.»
    Was daran super sein soll, weiß ich zwar nicht, es ist mir aber auch egal, da wir nun endlich losfahren können.
    «Wie läuft das denn mit dem Kreutzer?», fragt mich Körber wenig später.
    «Offen gesprochen, weiß ich nicht, was das soll. Es macht die Arbeit nicht unbedingt leichter, dass er einen unentwegt zutextet.»
    Körber nickt. «Ich weiß, der kann manchmal ein bisschen anstrengend sein.»
    «Und die Tatsache, dass er bei der Zeitung war, hat mir beim letzten Gespräch mit der Schulleitung einigen Ärger eingebracht», sage ich. «Ich weiß wirklich nicht, was Vater sich dabei gedacht hat.»
    Der Kriminaloberratsonkel nickt und schüttelt den Kopf gleichzeitig. «Vielleicht kann er uns aber auch noch mal von Nutzen sein», piepst Körber mit seiner für die beträchtliche Körperfülle viel zu dünnen Stimme.
    «Der kennt hier im ganzen Einzugsgebiet Gott und die Welt. Dreißig Jahre Lokalredakteur, das ist schon was. Versuch das einfach zu nutzen, Henning.»
    Ich lache ein wenig verzweifelt auf und blicke durch das Autofenster in das grüne Grün der Vogelsberger Weite.

    Zehn Minuten später erreichen wir gerade noch rechtzeitig das Schulgebäude. Schnell finden wir das geräumige, aber doch stickige Lehrerzimmer, in dem die Gesamtkonferenz abgehalten werden soll.
    «Ist dieser Platz noch frei?», frage ich ein blondes Mädchen, das irgendetwas in seiner Tasche zu suchen scheint.
    Sie nickt, ich setze mich neben sie und lächle ihr freundlich zu.
    «Hallo», sage ich und wundere mich, dass offenbar auch Schüler anwesend sein dürfen. «Bist du die Schulsprecherin?», frage ich.
    «Nein, ich unterrichte Latein und Geschichte», entgegnet sie schroff.
    «Oh, Entschuldigung.» Ich spüre, wie ich erröte.
    Die sehen aber auch immer jünger aus, die jungen Leute, denke ich patzig vor mich hin und verdränge, dass dies vielleicht auch mit dem eigenen fortschreitenden Alter zu tun haben könnte.
    Ich lasse meinen Blick durch das Lehrerzimmer schweifen und stelle fest, dass Dr. Ellen Murnau unserem Rat folgend nicht anwesend ist. Dauerhaften Personenschutz hat sie zwar abgelehnt, doch den Weg in die Schule würde sie vorübergehend meiden.
    Ein äußerst engagiert daherkommender Lehrer mit Ohrring und Kinnbärtchen übernimmt die Begrüßung und schildert dynamisch die Schreckensvorfälle der letzten Tage. Meine Gedanken driften ein wenig weg, als ich die Schulpsychologin Assmann entdecke, die kürzlich bei der Besprechung in Dr. Ellen Murnaus Büro Manfred Kreutzer als Journalisten geoutet hat. Wider Erwarten lächelt sie mir freundlich zu.
    Dann ergreift Onkel Ludwig Körber das Wort und erklärt nach einigen salbungsvollen Worten zur Einleitung:
    «Wir respektieren den von Ihnen geäußerten Wunsch, Schüler und Eltern noch nicht zu informieren. Allerdings können wir Ihnen schulinterne Ermittlungen nicht ganz ersparen. Hauptkommissar Bröhmann wird diese übernehmen und Ihnen jetzt unser Vorgehen erläutern.»
    Ich schlucke. Eiskalt erwischt! Wollte nicht Körber heute diese Ausführungen übernehmen? Ich fühle mich wie ein hilfloser Schüler, der völlig unvorbereitet an der Tafel eine mathematische Kurvendiskussion oder sämtliche Endungen des Subjonctif II vorführen muss.
    Ich erhebe mich und blicke in die skeptischen Gesichter der Lehrkräfte. Ich räuspere mich und merke, wie aufgeregt ich bin. Meine Hände zittern. Ich versuche mich zu konzentrieren.
    Ich finde zum Glück den Faden und teile der Versammlung mit, dass ich mit allen Klassen, die Frau Murnau derzeit unterrichtet, sprechen möchte. Man antwortet mir, es seien nur drei. Und es sei ohnehin nur ihrem starken Arbeitseifer geschuldet, dass sie überhaupt als Schulleiterin noch unterrichte.
    Nun bricht mir verspätet der Schweiß aus. Verdammt. Ich stehe mal wieder neben mir. Immer wieder dieser Mist. Mein Gott, es sind doch nur Lehrer! Doch, wie die alle gucken! So kritisch, so verkniffen. So, als wüssten sie alles und ich nichts. Ich habe Angst vor ihnen. Es sind so viele. Das gibt’s doch nicht. Meine Güte Henning, reiß sich zusammen, du bist doch erwachsen und zudem auch noch selbst mit einer Lehrerin verheiratet. Warum immer diese Angst? Ich dachte, das wäre besser geworden. Fuck, würde Melina sagen. Nun murmeln auch noch einige

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