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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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davon. Körber, Markus und ich wurden auf der gestrigen Pressekonferenz attackiert wie nie zuvor. Es lastet nun ein so hoher öffentlicher Druck auf uns, den Mörder so schnell wie möglich zu fassen, dass es mich eher lähmt als antreibt. Ich wünschte, es wäre anders, doch es ist so. Mit Druck konnte ich noch nie sonderlich gut umgehen.
    Und doch ist dieser Fall für mich anders als alle anderen. Ich nehme ihn irgendwie persönlich.
    Die Glocken läuten, und ich bin überrascht, wie fehlerfrei ich das Vaterunser noch über die Lippen bekomme.
    Ein halbe Stunde später liegt die tote Schulleiterin der Vogelsbergschule unter der Erde.

    Eigentlich wollte ich nach der Trauerfeier direkt ins Büro fahren, doch Stefanie Assmann hatte nicht viel Mühe, mich noch zu einem kurzen Spaziergang zu überreden.
    Es fühlt sich immer freundschaftlicher an, denke ich, als wir beide ein paar Minuten schweigend nebeneinander Richtung Niddasee laufen.
    «Wie geht denn deine Tochter mit der ganzen Sache um?», fragt sie unvermittelt, während es leise zu nieseln beginnt.
    «Puuh», mache ich. «Schwer zu sagen. Ich denke, das nimmt sie alles mehr mit, als sie zeigt. Im Moment kriegen wir eh nicht so viel von ihr mit. Sie kapselt sich immer mehr von Franziska und mir ab. Dass sie einen Freund hat, verstärkt das noch.»
    Eine Gruppe überholt uns, und vor uns wackeln plötzlich unzählige Frauenhintern in engen Hosen zwischen Stöcken. Der Nordic-Walking-Lauftreff «Running Mädels» aus Atzenhain ist unterwegs, wie ich auf den Rücken einiger Damen lesen kann.
    «In meinem Job habe ich ständig mit den Problemen von Jugendlichen zu tun», schreit mich Stefanie an, während wir verzweifelt versuchen, aus dem Gestöckel und Geplapperlärm der heiteren Damentruppe auszubrechen.
    «Und habe fast immer schlaue Sprüche parat», bemüht sich Stefanie unbeirrt weiterzusprechen.
    «Wie bitte?», brülle ich zurück, mein eigenes Wort im Gequasselhagel nicht verstehend, und spüre einen Stock auf meiner Ferse.
    «Ich sagte, dass ich trotz meines Jobs, in dem ich ständig Hilfestellungen zu Problemen von Jugendlichen geben bei meinem eigenen pubertierenden Kind genauso hilflos und ratlos bin wie alle anderen Eltern.»
    Der Regen wird stärker, und Stefanie zieht sich die Kapuze ihrer Jacke über den Kopf. Ich ertrage die Nässe mannhaft.
    «Der zieht sich immer mehr zurück. Und was ganz neu ist, Lasse redet kaum. So kennen wir ihn nicht. In der Theorie weiß ich, dass das ganz normal sein soll. Aber trotzdem, manchmal würde ich mir wünschen, er würde uns anbrüllen, den offenen Konflikt suchen oder so. Ich weiß wirklich gar nicht mehr, wie ich an ihn rankommen soll. Scheiß Pubertät! Ach, Mann, komm, Themenwechsel.»
    Mein Handy klingelt. Es ist Markus. Ich drücke ihn weg.
    «Hätte Ellen nicht doch länger Personenschutz bekommen müssen?», fragt Stefanie dann und legt ihre glatte Stirn in Falten.
    «Im Nachhinein natürlich schon», antworte ich bitter. «Aber wir konnten sie erstens nicht zwingen, und zweitens galten die Softair-Schuss-Attacke und der Steinwurf nicht als Mordversuche. So war sie offiziell nicht mit dem Leben bedroht.»
    Stefanie zieht ihre Kapuze wieder nach unten.
    «Glaubst du, dass wirklich ein Jugendlicher dieser Schule zu so einer Tat fähig ist? Ihr ein Messer in den Bauch zu rammen?»
    «Was weiß ich …?»
    Wieder überkommt mich dieses Schuldgefühl. Immer wieder denke ich, dass ich den Kerl nach dem Steinwurf ins Lehrerzimmer hätte fassen können. Wenn ich nur etwas schneller reagiert hätte.
    «Ich habe es auch falsch eingeschätzt», bemerkt Stefanie, als könnte sie meine Gedanken hören. «Ich habe fest geglaubt, dass es nur um Drohungen geht. Dass ihr nur Angst eingejagt werden soll. Der Stein, der Brief, das Autogekratze und selbst dieser Softairschuss. Dass ihr Auge getroffen wurde, habe ich für Zufall gehalten, aber dann diese grauenhafte Bluttat … meine Güte.»
    Dann überkommt es mich einfach und ich sage: «Das Beste an dieser ganzen Scheiße bist du. Also, dass ich, äh dich kennenlernen durfte.»
    «Danke», sagt sie nur kurz, bleibt dann aber stehen und greift nach meiner Hand. Ich nehme dies zum Anlass, nach ihrer zweiten zu fassen. Dann beuge ich mich zu ihr herunter und küsse sie auf den Mund. Nach einem kurzen Moment zieht sie ihren Kopf zu Seite und reißt sich von mir los.
    «Du spinnst wohl», zischt sie.
    «Oh, sorry …», stammle ich.
    «Was denkst du dir

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