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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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Vergiss es, nie im Leben! Der ist eher so’n Streber, also jetzt nicht wirklich ein Streber, keine Ahnung, aber sooo halt …»
    Ich nicke meiner Tochter zu, verstehe aber eigentlich kein Wort.
    Lasse Assmann widerspricht wirklich jeglichem Täterprofil. Zu Hause in seinem Zimmer haben wir keine Indizien gefunden. Keine Hasstiraden auf Ellen Murnau im Computer, keine Gewaltspiele oder Ähnliches. Unsere Polizeitechniker haben Lasses Notebookfestplatte, sein Mailprogramm und sein Handy durchforstet. Nicht ein einziger Anhaltspunkt wurde gefunden.

    Noch immer verweigert er jede Aussage. Er schweigt einfach. Stefanie ist verzweifelt. Sie und ihr Mann haben ihn vorübergehend aus der Schule genommen und überlegen, ihn stattdessen in eine Jugendpsychiatrie unterzubringen. Doch eigentlich sind sie ratlos.
    Ich habe gestern mit einigen seiner Freunde gesprochen. Alle reagierten ähnlich wie Melina. Keiner begreift es. Sein bester Freund Mirko erzählte, dass er in den letzten Wochen schon etwas verändert gewesen sei. Ruhiger, unnahbarer, in sich gekehrter. Doch was hat das schon bei einem Vierzehnjährigen für eine Aussagekraft?

    Ich blicke durch das Küchenfenster und beobachte, wie Adrian Franziska im Garten hilft. Er schneidet mit nacktem Oberkörper Äste aus unserem Apfelbaum.
    Er bemerkt, dass ich zu ihm blicke, und winkt mir zu, der Schleimer.
    «Dad, was ich nicht raffe», sagt Melina, während sie zeitgleich in Facebook chattet, Musik hört und Englisch-Vokabeln lernt, «ist es jetzt erwiesen, dass er die Murnau erstochen hat, oder nur, dass er die Mütze getragen hat?»
    Nun beantwortet sie eine SMS auf ihrem Handy.
    «Sicher ist nur», antworte ich, «dass er die Mütze getragen hat, dass er also mit größter Wahrscheinlichkeit den Stein geworfen und mit der Softair geschossen hat. Spuren von ihm im Haus eurer Direktorin gibt es nicht. Trotzdem müssen wir in Betracht ziehen, dass es einen Zusammenhang gibt.»
    Während Melina Skype und ICQ öffnet, nickt sie und sagt:
    «Krass, ich glaub’s aber trotzdem net.»

    Franziska kehrt vom Garten auf die Terasse zurück und schlüpft aus ihren grünen Gartenclogs.
    «Du, der Adrian, der ist eine Riesenhilfe. Der kann das richtig gut.»
    Ich nicke beiläufig und bemerke eine neue bunte Kette um ihren Hals.
    «Oh, neue Kette», murmele ich.
    «Och, die. Ja, die hat mir Champa geschenkt. Schön, nicht?»
    «Wer?», frage ich.
    «Na, der Champa von der Kindergruppe.»
    Ach, die Schlampe, denke ich und spüre einen leichten Stich.
    «Netter Typ, wirklich», fährt Franziska fort, «man kann sich toll mit ihm unterhalten. Der hat viele schöne Gedanken.»
    «Hmm», mache ich, wie immer in solchen Situationen.
    AA gesellt sich nun nach getaner Arbeit ebenfalls zu uns.
    «Sooo», hechelt er, «das hätten wir. Baum ist geschnitten.» Er reibt sich die Hände, atmet noch einmal tief aus und zieht sich dann sein schwarzes T-Shirt wieder über.
    «Ich muss jetzt los. Wir haben Ausschuss …»
    Er macht eine Pause, in der Hoffnung offenbar, dass Franziska oder ich nachfragen, zu welchem Auschuss er denn müsse. Franziska tut ihm den Gefallen.
    «Burschikirmes», erklärt er. «Ich leite da das Orgateam für die Kirmes im Mai.» Seine dunklen Augen fixieren mich.
    «Aha», bringe ich hervor.
    «Künstlerbooking, Personaleinteilung, Fanfarenzug, Brauereikontakte, das alles muss koordiniert werden.»
    Dann grinst er. «Und wie viele in einer Vogelsberger Dorfburschenschaft dazu intellektuell in der Lage sind, das können Sie sich wahrscheinlich denken, oder?»
    Ich nicke, und mir fällt ein, dass ich Laurin versprochen habe, morgen mit ihm auf die Gießener Frühjahrsmesse zu fahren.
    «Genau einer! Also, dann, bis bald. Ich sag noch schnell meiner Süßen tschüs und bin dann weg.»
    Franziska bedankt sich bei ihm für die Mithilfe und sieht dann missbilligend, wie ich nicht anders kann, als die Augen so weit zu verdrehen, dass sie mir fast ins Hirn entgleiten.

[zur Inhaltsübersicht]
    26. Kapitel
    E in weiterer Versuch.
    Ich betrete Lasses Zimmer, das so aussieht, wie Zimmer von vierzehnjährigen Jungs wohl aussehen. An den Wänden hängen keine Poster, nur ein paar einzelne Fotos von Klassenfahrten und Jugendfreizeiten. Einige CDs liegen verteilt auf dem Boden herum, ein Laptop auf seinem Bett.
    Lasse sitzt auf einem gelben Sitzsack, ich nehme auf seinem Klavierhocker Platz. Ich versuche Blickkontakt zu ihm aufzunehmen, doch es gelingt mir nicht. Seine dunkelbraunen,

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