Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
leiser, aber fester Stimme:
«Das geht so nicht mehr weiter. Lasse muss sich nun dringend stabilisieren. Er muss raus aus der Schusslinie. Ich bringe ihn morgen in die Kinder- und Jugendpsychiatrie nach Marburg.»
Ich nicke. Was soll ich auch sonst tun?
Hi Mara,
sorry, aber ich muss mal abkotzen! AA geht mir im moment aber mal so was von auf die Nerven! Ich werd aus dem bald nicht mehr schlau. Mal isser so, dann isser wieder genau anders. Verstehst wahrscheinlich kein Wort von dem Müll, den ich hier schreibe, aber egal. Mal isser voll lieb und geht total auf mich ein und so, und mal habe ich das Gefühl, dass ich ihn nur nerve. Und in letzter Zeit fängt er immer wieder mit diesem scheiss Thema an, du weißt schon, Pille …
Ich habe ihm gesagt, dass ich keinen Bock habe, da ständig drüber zu reden, dass ich noch nicht will und so. Aber dann guckt er immer so komisch, so anders und ich denk immer, jetzt macht er Schluss.
Und neulich hatten wir totalen Zoff. Erst hat er wieder rumgeschmollt, weil ich nicht mit ihm rummachen wollte. Dann haben wir uns über Lasse unterhalten und über die ganze Murnau-Geschichte. Da hat der blöde Sprüche gerissen. So wie manchmal bei seinen Kumpels, weisste … das Weichei aus dem Pfarrhaus und so … Fand ich voll fies. Und weisste, was ich danach gemacht hab: ich habe dem Lasse eine Nachricht geschickt. Dass er mir leid tut und so, und dass ich das nicht glaube, dass er das war. Er hat natürlich nicht geantwortet, aber egal, ich wollte ihm das irgendwie sagen.
Und eben ruft mich AA an und will plötzlich wieder voll einen auf family machen. Der will, dass wir uns mit unseren Eltern treffen … schrei!!!! Ja, du hast richtig verstanden, meine Eltern sollen seine besuchen, und wir essen dann alle zusammen. Ich sterbe … Ich hab mich nicht getraut, nein zu sagen … dann wäre ich wieder nur das keine blöde Pubertätsmädel …
Du fehlst mir mehr denn je, Mara.
Love u
Deine Mel
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30. Kapitel
U uund Ruben, wiiiiee macht das Nashorn?»
«Öhhp.»
«Bravo!»
Britta Albrecht nickt kurz und klatscht zufrieden in die Hände.
«Uuund Ruben, wie macht der Leguan?»
«Öhhng.»
«Bravo!»
Zwanzig Minuten wohnen Franziska, Melina und ich dieser Vorführung von Adrians zweieinhalbjährigem Bruder bereits bei. Laurin übernachtet bei seinem Freund Calvin-Manuel.
«Sooo, Ruben, und wie macht der Papa, wenn er sich ärgert?»
«Scheiße!»
«Uuuund darf er das sagen?»
«Nein!»
«Bravo!»
Rubens Papa schlägt sich laut lachend auf den Schenkel und blickt schon wieder beifallheischend zu mir. Ich grinse gequält zurück.
Franziska, neben mir auf dem weißen Designersofa sitzend, krallt ihre Finger angespannt in ein lila Sitzkissen und macht ebenso gute Miene zu diesem, ja, eher bösen Spiel.
Mit einem «Schön haben Sie’s hier» versucht sie die Fokussierung vom kleinen unschuldigen Ruben zu lenken. «Seit wann wohnen Sie …»
«Uuund Ruben, wie hieß der erste Bundeskanzler?»
«Lothar Matthäus!»
Mama Britta schaut streng mit aufgerissenen Augen auf das bedauernswerte Vorführäffchen.
«Ruben!», schimpft sie, legt ihre Stirn in Falten und packt ihn am Arm. «Nein, das war der Rekordnationalspieler, der erste Bundeskanzler war … Na Ruben?»
«Äääähhhhh», quengelt Ruben.
«Ruben!!! Los, sag, wie hieß der erste Bundeskanzler?», quengelt nun Britta.
Ruben heult, gibt keine Antwort mehr, und wir lassen Konrad Adenauer in Frieden ruhen.
«Er ist heute nicht so in Form», entschuldigt sich Britta Albrecht und lächelt verkrampft. So wie wir alle.
Ich hielt dieses Treffen von vornherein für keine gute Idee. Doch wir haben es für Melina gemacht. Ihr schien es wichtig zu sein, und dann muss man da auch mal durch, dachten Franziska und ich. Guido und Britta Albrecht dürfen getrost als Besserverdienende in der Kategorie neureich bezeichnet werden. Das Haus, auf einem Schottener Hügel nicht unweit zur Vogelsbergschule gelegen, hat mindestens 400 Quadratmeter Wohnfläche zu bieten. Alles ist weiß, chic und stylish. Im Wohnzimmer stehen ein paar afrikanische Skulpturen, ein riesiger Fernseher, zwei affig schmale Boxen und eine Dolby-Surround-Anlage herum. Wir hocken in einer weißen Sofasitzecke rund um einen niedrigen Glastisch mit ein paar hübschen Blumen.
In mir steigt ein wenig Besitzneid auf, worüber ich mich sofort ärgere. Ich denke an unsere doch immer stärker werdenden finanziellen Engpässe, die wir, so gut es
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