Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
versuche daher, derartigen Situationen, so weit irgend möglich, aus dem Weg zu gehen. Auch Dialoge wie diese möchte ich ein für alle Mal nicht mehr führen:
Meister (blickt in die Motorhaube): «Ei ei ei, Kerle Kerle, puuuhhh.»
Ich: «Was ist denn?»
Meister: «Tja … net mehr viel, würd ich sage …»
Ich: «Wie bitte?»
Meister: «Na ja, mit dem Zahnrieme ist net mehr allzu viel los, was?»
Ich: «Keine Ahnung …»
Meister: «Das glaube ich Ihne.» (grinst)
Ich: «?»
Meister: «Habbe Sie den schon mal wechseln lasse?»
Ich: «Puh, weiß ich jetzt nicht …?»
Meister: (überhebliches Auflachen)
Ich: «Was bedeutet das denn jetzt mit dem Zahhn… aä Dings? Kann man damit noch fahren?»
Meister: «Könne schon … (wieder Pause) Die Frage ist nur, wie lang?»
Ich: «Also das heißt, ich muss den auswechseln lassen?»
Meister: «Müsse? Nu ja, müsse müsse Se gar nix. Müsse müsse Sie nur sterbe.»
Heute aber ist das anders. Heute bin ich beruflich hier und habe anderes im Sinn. Die beiden Kriminalkommissare Markus Meirich und Henning Bröhmann betreten die Autowerkstatt Scholz ausschließlich mit dem Ziel, Faton Thaqi festzunehmen.
«Guten Tag», sage ich zu der blassen Dame mit der 80er-Jahre-Dauerwelle. Sie sieht aus wie eine Mischung aus Kim Wilde und Joy Fleming, denke ich mir so, während Markus uns beide mit Dienstgrad vorstellt.
«Wir suchen Faton Thaqi. Wo finden wir den?»
«Faaaaaton», schreit die wilde Fleming ohne Vorwarnung in die Werkstatt, sodass mir vor Schreck mein alberner Dienstausweis aus der Hand fällt.
«Was gibt’s?»
Faton Thaqi, ein kleingewachsener, dunkelhaariger, muskulöser Mann Mitte zwanzig blickt uns gleichermaßen skeptisch wie unsicher an.
In dem Moment, in dem wir uns auch bei ihm als Polizisten vorstellen, geht mir ein wüstes Verfolgungsszenario durch den Kopf. Faton flüchtet sofort und hetzt durch die Werkstatt. Markus und ich hinterher. Er springt in das nächstliegende, nur halb reparierte Auto und fährt los. Im letzten Moment werfe ich mich dann aber noch auf die Windschutzscheibe, schlängle mich durch das Schiebedach und lege ihm kopfüber die Handschellen an.
Stattdessen aber werden wir nur verwundert angeguckt.
«Sie werden sich denken können, warum wir hier sind, nicht wahr», sagt Markus.
Faton Thaqi schüttelt stumm mit dem Kopf.
«Können wir irgendwo ungestört reden?», frage ich die Anmeldedame, die vor Neugier fast zu platzen droht.
Wir werden darauf in ein kleines Zimmer geführt, in dem ein kleiner Tisch mit vier Stühlen steht. An den Wänden hängen ein Poster von Michael Schuhmacher, ein Wimpel vom Nürburgring und ein Jahreskalender mit Sportwagen und Schiebereglern.
«Herr Thaqi, Sie wissen wirklich nicht, warum wir hier sind?» Markus Meirich versucht es erneut, doch Faton schüttelt wieder den Kopf.
«Sie haben gestern Lasse Assmann eine SMS geschickt, in der sie ihm mit dem Tode drohen, falls er aussagt.»
«Was ist los? Was hab ich? Spinnt ihr? Was ist mit Lasse?»
Ich lese ihm den Wortlaut der SMS vor: «Ein Wort an die Bullen, du kleine Sau, und du bist tot.»
«Vergiss es Alter. Was soll das? Wieso soll ich das … Wie, was, wieso soll ich so was. Warum ich?»
«Es ist eindeutig Ihre Handynummer.»
«Ey Leute, nein, stopp. Ich hab mein Handy verloren, ehrlich. Vor drei Tagen, ey, das gibt’s nicht.»
«So so, verloren …», sagt Markus.
«Ja, Mann!»
Dann springt Faton von seinem Stuhl auf und gerät vollkommen außer sich. «Ey, Leute, das geht net, hört auf. Scheiße, ihr wollt mich fertigmachen. Vergiss es.»
Er tritt mit dem Fuß nach seinem Stuhl und brüllt: «Geht die Scheiße wieder von vorne los?»
Markus und ich stehen auch auf und versuchen ihn zu beruhigen. Was uns nicht gelingt.
«Was, was, was», schreit er weiter. «Was wollt ihr mir anhängen?»
Mannhaft stelle ich mich vor ihn.
«Lasse Assmann wird vorgeworfen, diverse Anschläge auf seine Schulleiterin Ellen Murnau verübt zu haben. Diese Anschläge gipfelten darin, dass Frau Murnau erstochen wurde. Nun bekommt dieser Lasse Assmann eine SMS von Ihrem Handy, in dem Sie ihm drohen, falls er aussagt. Was also würden Sie sich denn da anhängen, an unserer Stelle? Herr Thaqi, wir müssen Sie vorläufig festnehmen.»
«Scheiße, Alter, da will mich einer fertigmachen. Ey … ich will mit Pfarrer Assmann reden.»
«Da bin ich mir aber nicht so sicher, ob der das noch will», gibt Markus zu bedenken. Dann führen wir
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