Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
nicht unbedingt das beste Verhältnis zu ihr gehabt, ne?», versuche ich es weiter.
«Ein Messer, ich brauch ein Messer», ruft Kreutzer quer über den Tisch, immer noch den rohen Hirsch vor sich.
«Weisste, die Murnau, das war so ’ne Tausendprozentige», lallt Munker, «so ’ne Aufsteigerin, die alles besser weiß. Hat sich über uns alle gestellt, aber selbst …, na ja, man soll über die Toten nicht schlecht reden.»
Ich nicke. Genau den Satz hatte ich von Bernhard Dohmknecht auch hören müssen.
«Aber eins kann ich dir sagen, die Stimmung in der Schule ist jetzt viel besser … bei allen, Lehrern und Schülern.»
«Aha», sage ich und stelle fest, dass ich der Einzige bin, der von dem Salat isst.
«Wie soll isch eusch denn zeige, wie man heutzutaach am beste Hirschgulasch macht, wenn isch kein Messer hab», schreit immer noch der Kreutzer-Manni.
«Ei, wart doch die Pfeiff ab», bellt Munker zurück und torkelt in Richtung Haus, ehe er wenig später mit einem Küchenmesser in der Hand zurückkommt.
«Was ist das denn?», blökt Kreutzer. «Das ist doch kein Messer! Das ist ein Zustand! Isch brauch ein vernünftiges Grillmesser, verdammt noch mal. Seit wann gibst du denn dein Messer zum Schleife weg? Du machst das doch sonst immer selbst, oder net? Wie soll isch denn damit den Hirsch kleinkriege?»
Dann klingelt mein Handy. Stefanie. Ich klettere von der Bierbank, entferne mich weit genug von den Schweinebäuchen und dem toten Hirsch und nehme das Gespräch an.
«Hallo Henning …»
«Hallo Stefanie …»
«Du klingst so komisch. Ist irgendwas?», fragt sie.
«Was? Wieso? Wassmeinsssu?»
«Bist du betrunken?»
«Was?»
«Ob du betrunken bist?»
«Ach so, ja nee, weiß nicht, ein bisschen. Ich bin bei den Schweinebäuchen, Grillsport machen …»
Ich höre sie lachen.
«Dann reden wir wohl besser wann anders, was?»
«Nee, warte kurz, nicht auflegen, das geht schon …»
«Ich wollte mich eigentlich nur entschuldigen, dass ich neulich nicht in die Teestube kommen konnte. Ich wollte einfach noch länger bei Lasse sein. Ich hatte dir eine SMS geschrieben, doch ich habe sie aus Versehen an eine Freundin geschickt. Habe es erst zu spät gemerkt. Warst wahrscheinlich dann sehr überrascht, als Gregor stattdessen plötzlich kam, was?»
«Ja, das … war ich wohl, ja.»
«Er erzählte mir, dass ihr euch gut unterhalten und euch auf den neuesten Stand gebracht hättet.»
«Das haben wir, ja …»
Wieder höre ich sie lachen.
«Lass uns wirklich wann anders reden. Du bist ja hackedicht. Ich melde mich. Tschüüüs.»
«Tschüs», sage auch ich, ungefähr eine Minute, nachdem Stefanie das Gespräch beendet hat. Ich schüttele kurz verwundert meinen Kopf und kehre zur illustren Herrenrunde zurück.
«Und?», ruft mir Erwin zu. «Macht die Regierung daheim schon Stress?»
Ich grinse blöd, sage «Nein nein» und beschließe, weiter am fröhlichen Biertrinken teilzunehmen.
Ich lausche betrunken dem dummen Geschwätz und beobachte, wie Kreutzer fluchend und von allen unbeachtet mit dem Küchenmesser im Hirsch herumstochert.
Jeder bekommt den Sonntagabend, den er verdient, denke ich. Und diesen hier, den habe ich mir redlich verdient.
Nach und nach löst sich die Runde auf. Die meisten der Männer schlagen mir zum Abschied mit der flachen Hand auf den Rücken, nicht ohne noch einmal das Wort «Alufolie» von sich zu geben.
Ich habe den richtigen Moment verpasst und versacke still vor mich hin.
Ludger Munker liegt schnarchend in einem Gartenstuhl auf seiner Terrasse und schnarcht. Manni Kreutzer torkelt ziellos durch den Garten und murmelt «Bier, wo issn noch Bier?» vor sich hin. Alle anderen haben bereits den Heimweg angetreten.
Im Adressbuch meines Handys suche ich verzweifelt nach einer Taxinummer.
«Henning, kohommm, ein Bier trinken mer noch, oder?», lallt mich Manni von der Seite an.
«Issss doch keins mehr da», lalle ich zurück.
«Komm mit», fordert mich Kreutzer auf und zieht mich am Unterarm weg von der Bierbank. «Mir gugge da mal im Schuppe, da hat der Ludger bsch…schtmmt, be…stimmt noch Nachschub, da bin isch sischer.»
Ich grinse debil in die Nacht und folge meinem neuen besten Freund.
Kurz nachdem wir Munkers Gartenhaus betreten habe, stolpert Kreutzer gleich einmal über den Rasenmäher. Ich kichere albern und suche torkelnd nach einem Lichtschalter.
«Auaaua», macht Kreutzer, steht aber wieder auf und führt die Alkoholsuche im Dunkeln fort und ruft:
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