Der Tod meiner Schwester
Außer seiner Badehose trug er nichts, und ich hatte noch nie einen Körper wie den seinen gesehen. Sogar seine Muskeln hatten noch Muskeln.
“Nimm meine Flip-Flops”, rief Ethan vom Wasser aus. Er deutete auf den Sand hinter uns, wo er achtlos seine Flip-Flops abgestreift hatte und sie übereinanderlagen. Ich kraxelte die Steigung hinauf und zog sie an. Sie waren zu groß, doch das war mir egal.
“Sieh mal, Lucy!”, rief Ethan, als ich ins knöcheltiefe Wasser und zur sicheren Hand meiner Mutter zurückkehrte. Er stand am Ende der Schräge, oder zumindest nahm ich das an. Ich konnte es nicht wirklich erkennen. “Es geht mir hier nur bis zur Mitte.” Er streckte beide Arme aus dem Wasser, und ich konnte jede einzelne seiner Rippen sehen.
“Lass uns einen Schritt weiter hineingehen”, schlug meine Mutter vor. “Immer nur einen Schritt nach dem anderen.”
Ich wollte ihr entgegenkommen und tat es. Ich machte einen winzigen Schritt nach vorn und zitterte, als das kalte Wasser um meine Waden spielte. Meine Zähne begannen zu klappern. Ich konnte kaum noch meine Zehen erkennen und hüpfte immer von einem Fuß auf den anderen, um die Krabben zu verscheuchen. Die Flip-Flops reichten nicht, um mich sicher zu fühlen. Ich hätte meine Turnschuhe anziehen sollen.
“Es ist leichter, wenn du schnell hineingehst, Lucy”, riet mir Ned. Er war der Experte, und ich wusste, dass er recht hatte, doch ich brachte es einfach nicht über mich.
“Noch einen”, ermunterte mich meine Mutter, und mit angehaltenem Atem machte ich einen weiteren Schritt. Das Wasser schlug gegen meine Knie, und meine Zähne klapperten inzwischen so laut, dass ich glaubte, jeder könne es hören. Auf meinen Armen hatte ich Gänsehaut.
“Das ist klasse, Lucy!”, spornte Ethan mich an. “Komm, weiter.” Er schlug leicht auf die Wasseroberfläche, als ob er auf den Sofaplatz neben sich klopfte, um einen Freund zu ermuntern, sich neben ihn zu setzen.
“Sind dort Krabben neben deinen Füßen?”, fragte ich ihn voller Misstrauen.
“Nein!”, behauptete er. “Die Krabben haben Angst vor dir. Sie sehen deine Füße und laufen fort.”
Das beruhigte mich nicht. Ich wollte lieber hören, dass es dort gar keine Krabben gab.
“Was, wenn sie meine Füße zu spät sehen? Dann beißen sie mich.”
“Du bist ein richtiges Baby, Lucy”, machte Bruno sich vom Boot aus über mich lustig.
“Lass sie in Ruhe, Bruno”, wies Ned ihn zurecht.
“Wie schaffst du es nur, so viel Geduld mit ihr zu haben, Maria?” Mr. Chapman schüttelte den Kopf.
Meine Mutter blickte ihn an. “Hast du niemals vor irgendetwas Angst gehabt, Ross?”, fragte sie zurück.
“Nicht so”, erwiderte er, und ich kam mir vor wie eine Missgeburt im Zirkus.
“Ich will das hier nicht, Mom”, jammerte ich. “Können wir nicht nach Hause gehen?”
“Bitte, Lucy.” Meine Mutter klang bettelnd. Ich wollte ihr einen Gefallen tun, doch ich zitterte am ganzen Körper. Ich konnte keinen weiteren Schritt machen.
“Es tut mir leid”, wimmerte ich. “Ich kann einfach nicht.”
Schließlich gab sie auf. Sie sah Ethan an: “Danke für deine Hilfe, Ethan.”
“Gern geschehen.” Ethan trat ein paar Schritte zurück und fing an, Wasser zu treten. Warum konnte er so tief hineingehen und ich nicht? Warum war ich die Einzige, die solche Angst hatte?
Meine Mutter und ich kletterten die Schräge hinauf, und ich war erleichtert, als wir wieder normalen Boden unter den Füßen hatten. Ich öffnete die Schwimmweste und streifte Ethans Flip-Flops ab.
Wir waren ein paar Schritte in Richtung unseres Bungalows gegangen, als ich plötzlich angehoben und in die Luft geworfen wurde, wobei mir die Schwimmweste über die Arme glitt. Vielleicht habe ich geschrien, ich erinnere mich nicht. Doch ich weiß, dass meine Mutter “Ross!” schrie, während ich fiel. Ich sah die Spundwand an mir vorbeisausen, und dann landete ich im tiefsten Bereich des Docks der Chapmans. Ich tauchte unter und ruderte wie wild mit den Armen in der grünen, verschwommenen Unterwasserwelt. Ich hörte Stimmen, gedämpftes Schreien. Dann tauchte ich Luft schnappend wieder auf, wo mich meine Mutter festhielt. Ihr dunkles, welliges Haar ringelte sich feucht um das Gesicht.
“Alles in Ordnung, Liebling”, tröstete sie mich und hielt mich fest und sicher umfangen.
Schluchzend presste ich meinen Kopf an ihre Schulter.
“Warum hast du das getan, Dad?”, hörte ich Ethan fragen.
“Das ist die beste Methode, um
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