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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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aus seiner und umarmte ihn. “Ich liebe dich schon seit Jahren”, flüsterte ich in sein Ohr.
    Er küsste mich so zart, dass ich es kaum spürte. Dann hob er die Hand, um durch das dumme weiße Königinnenkleid meine Brust zu berühren, wobei mir ein Schauer durch den Körper rann.
    “Ich will dich.” Er strich mir eine Strähne meines dichten Haares hinters Ohr.
    “Ich will dich auch”, erwiderte ich.
    “Heute Abend”, sagte er. “Wir trennen uns von der Clique bei Jenkinson’s. Wir können an den Strand gehen und die Sterne anschauen.” Er hob meine Hand an seine Lippen, und ich nickte.
    “In Ordnung”, bestätigte ich. Ich wusste, was ich sagte und worauf ich mich da einließ, und ich wusste, dass es eine Sünde war. Doch das war mir egal.
    An jenem Abend tanzten wir bei Jenkinson’s, mal miteinander, mal mit anderen, um nicht die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Gegen neun traten Ross und ich auf die breite Veranda und stiegen die Stufen hinunter zum Strand. Wir zogen unsere Schuhe aus, und unsere bloßen Füße hatten noch kaum den Sand berührt, da küssten wir uns auch schon. Wir liebten uns unterhalb der Jenkinson’s Strandpromenade, während die Band fast genau über uns Benny Goodman und Glenn Miller spielte. Für mich war es das erste Mal, wenn auch nicht für ihn, dessen war ich mir sicher. In jener Nacht am Strand verlor ich meine Unschuld an Ross. Mein Herz hatte ich schon vor Jahren an ihn verloren.
    Ross und ich begannen, unabhängig von der Clique miteinander auszugehen. Er holte mich ab, und meine Eltern, die ihn immer gemocht hatten, freuten sich, dass wir zusammen waren. Natürlich hatten sie keine Ahnung, wie weit unsere Beziehung gediehen war. Sie luden ihm zum Abendessen oder zum Kartenspielen ein, und ich war stolz, wie selbstverständlich er sich in unsere Familie einfügte. Unsere Beziehung, die immer eine freundschaftliche gewesen war, wurde erotischer, als ich mir das vorgestellt hatte. Fast jeder Abend endete damit, dass wir uns liebten, oft auf dem sandigen Grundstück gegenüber von unseren Bungalows, wo dichte Blaubeerbüsche eine gute Deckung boten. Es war nicht der zärtliche Sex, den ich mir immer vorgestellt hatte, sondern eher ein hungriges, animalisches Verlangen nacheinander. Wenn ich tagsüber meiner Mutter im Haushalt half, ließ mich die Erinnerung an den vorherigen Abend mit Ross oft zusammenfahren und sandte einen Schauer der Erregung durch meinen Körper.
    Ross und ich sprachen selten über den Herbst, wenn er nach Princeton gehen und ich am New Jersey Mädchen-College Pädagogik studieren würde, doch wir sprachen über die Zukunft.
    “Ich fände es besser, wenn du Kunst statt Pädagogik studieren würdest”, meinte er eines Abends. Ich lag im Schutz der Blaubeerbüsche in seinen Armen und hatte mich mit dem Kleid bedeckt. An einer Kette um meinen Hals trug ich seinen Highschool-Ring, den er mir am Tag zuvor gegeben hatte. Ich konnte nicht aufhören, ihn zu betasten.
    “Was aber sollte ich mit einem Abschluss in Kunst tun?”, fragte ich. “Ich wollte immer unterrichten.”
    “Das kommt, weil du denkst, du müsstest deinen Lebensunterhalt verdienen”, sagte er und küsste mich auf die Nase. Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme.
    “Wovon redest du?”
    “Nun, du weißt, dass ich noch nicht in der Lage bin, dich zu fragen, ob du mich heiraten willst. Aber wenn du und ich eines Tages heiraten, dann wirst du nicht arbeiten müssen. Ich würde es nicht
wollen
. Du hättest jede Menge damit zu tun, Gastgeberin für meine Kollegen zu sein.”
    Ich lächelte vor mich hin und kuschelte mich enger an ihn. Ich sah meine Zukunft vor mir.
Unsere
Zukunft. Ich malte mir unser elegantes Haus in Princeton aus, unsere hübschen Kinder – ein Junge und ein Mädchen. Ich sah mich selbst in einem wunderschönen Abendkleid, in dem ich unsere erlesenen Gäste empfing.
    “Wir werden sehen”, bremste ich ihn, denn auch wenn die Vision wunderbar war, hatten meine Eltern mir doch das Bedürfnis nach einer eigenen Karriere anerzogen. Ich wusste, dass ich Zeit brauchen würde, um diesen Traum zu begraben.
    Unsere Freunde hatten rasch begriffen, dass wir ein Paar waren, auch wenn wir anfänglich versucht hatten, die Beziehung geheim zu halten. Als es erst einmal raus war, schienen sich die Mädchen von mir weniger bedroht zu fühlen und wurden wieder meine Freundinnen. Ich hatte sie vermisst und war froh.
    Eines Abends gingen Ross und ich mit der ganzen Gang ins

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