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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Display erkannte, verspürte ich Erleichterung und Unruhe zugleich. Ich entledigte mich der Tüten und griff nach dem Hörer.
    “Ethan?”
    “Du klingst außer Atem”, stellte er fest.
    “Ich bin gerade erst hereingekommen”, erwiderte ich. “Gibt es Neuigkeiten?”
    “Ein paar”, sagte er. “Sie machen wirklich Tempo mit der Untersuchung. Heute Morgen haben sie mich befragt.”
    “Oh.” Ich ließ mich auf einen der Küchenstühle fallen. “Wie war’s?” Ich fragte mich, wie hart es für ihn gewesen war. “Was wollten sie wissen?”
    Er zögerte. “Sie wollen als Nächstes mir dir sprechen”, sagte er, ohne meine Fragen zu beantworten.
    Ich schloss die Augen. Vermutlich hatte ich gehofft, die Polizei würde den Mord an Isabel irgendwie auf Ned zurückführen können, ohne mich noch einmal zu befragen. “Wann?”
    “Vermutlich diese Woche”, meinte er. “Und ich wollte vorschlagen, dass du hierherkommst. Du kannst bei mir wohnen. Ich habe jede Menge Platz und –”
    “Neben dem
Bungalow
?”, fragte ich, als hätte er vorgeschlagen, dass ich auf einem Baum schlafen sollte.
    “Ist das ein Problem?”
    Ich schwieg lange. “Ich war seit Isabels Tod nicht mehr an der Küste”, erklärte ich schließlich. “Ich habe das vermieden. Allein der Gedanke, dorthin zu fahren, schmerzt mich.”
    Diesmal schwieg er lange. “Willst du damit sagen, dass du seit vierzig Jahren nicht mehr am Strand oder am Meer warst?”
    “Ich war an anderen Stränden”, erwiderte ich und dachte an meine Flitterwochen in der Karibik. An Reisen nach Kalifornien. “Aber nicht an der Küste von Jersey.”
    “Nun” – er räusperte sich – “um mit der Polizei zu sprechen, musst du hier runterkommen. Natürlich musst du nicht bei mir oder überhaupt in Bay Head Shores wohnen, doch ich finde, wir sollten uns austauschen. Sie hatten Fragen zu Neds alten Freunden und ähnlichen Dingen. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen, uns zu erinnern. Du kannst in einem Motel irgendwo in der Nähe wohnen, und wir treffen uns zum Abendessen.”
    Das klang nach einem guten Kompromiss. “In Ordnung”, willigte ich ein. “Ich warte, bis sich die Polizei bei mir meldet und kümmere mich dann um ein Motel und –”
    “Du musst dir wahrscheinlich eines suchen, das etwas von der Küste entfernt ist”, unterbrach er mich. “Die Motels am Strand werden alle ausgebucht sein.”
    “In Ordnung”, sagte ich wieder. “Ich schaue mal, was sich machen lässt, und melde mich dann bei dir.”
    “Okay”, bestätigte er. “Noch etwas: Mein Freund beim Department erzählte mir, dass sie mit der Familie von George Lewis gesprochen hätten.”
    “Mit Wanda?”
    “Ich weiß nicht genau, mit wem. Ich weiß nur, dass Lewis immer dabei blieb, dass er unschuldig sei.”
    “Ich bin sicher, dass er das war”, sagte ich. “Ich wusste, dass er es nicht getan hat. Haben sie mit Bruno Walker gesprochen?”
    “Mein Freund sagte, dass sie Schwierigkeiten haben, ihn ausfindig zu machen.”
    “Ausgerechnet”, ärgerte ich mich. “Da finden sie den Einzigen nicht, der vielleicht weiß, was wirklich geschah.”
    Wir sprachen noch ein paar Minuten miteinander, bevor ich auflegte. Ich räumte gerade die Lebensmittel ein, als Lieutenant Alan Meyers vom Police Department in Point Pleasant anrief. Offensichtlich wollte man dort keine Zeit verschwenden. Er fragte, ob ich am Donnerstagmorgen zu der Dienststelle kommen könne. Ich sagte zu und setzte mich an den Computer, um ein Motel in der Gegend zu finden. Plötzlich kam ich mir kindisch vor.
Werde endlich erwachsen
, ermahnte ich mich und rief Ethan an, dass ich die Einladung, bei ihm zu wohnen, gerne annahm.
    Und nun saß ich mitten in Point Pleasant in meinem Wagen und fragte mich, ob ich einen Fehler gemacht hatte. In der Sicherheit meines Hauses war es leicht gewesen, mutig zu sein. Ich nahm mir einen Moment Zeit, mich zu sammeln, bevor ich die Tür öffnete: Es ging mir gut. Ich stieg aus. Salzige Luft und Karussellmusik umfingen mich, und ich schlenderte mit den anderen Touristen Richtung Promenade.
    Dort angekommen, sah ich überall Isabel. Sie fuhr im Höllenstrudel, wo die Zentrifugalkraft sie in ihre muschelförmige Kabine presste. Sie saß mit ausgestreckten Beinen, die Füße auf dem Promenadengeländer, neben einem blonden Jungen auf einer Bank und betrachtete das Meer. Sie kam mir in einem grünen Bikini entgegen. Sie war schlank und braun gebrannt und neigte den Kopf, als sie von

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