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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Abendessen”, fügte ich hinzu, um überhaupt etwas zu sagen. Ich wartete darauf, dass sie mich ermahnte, nicht über den Kanal zu fahren. Ich hätte es nicht gewagt, ihr eindeutiges Verbot zu missachten, und war sehr erleichtert, als sie nichts sagte. Stattdessen wandte sie sich an Grandma.
    “Warum kommst du heute nicht mit Lucy und mir mit, Mutter?” Grandma schien immer zufrieden damit, im Haus zu bleiben, um die Böden zu wischen oder die Wäsche zu machen – ohne Waschmaschine eine mühselige Arbeit.
    “Nun, vielleicht mache ich das zur Abwechslung mal”, sagte sie zur Überraschung aller.
    Perfekt, dachte ich. Niemand wäre da, den es kümmerte, was ich tat. Grandpop war mit einigen seiner Kumpels auf einem Angelausflug. Er hatte mich eingeladen, mitzukommen, doch ich war schon letzten Sommer mit der Gruppe unterwegs gewesen und hatte den Eindruck gehabt, nicht dazuzugehören – was ich auch nicht tat.
    Nachdem wir die Reste des Frühstücks beseitigt hatten, gingen alle zum Strand. Ich holte meinen Ködereimer und lief zum Ende der Straße. Voller Glück über meine Freiheit dachte ich mir ein kleines Lied über die Libellen aus, während ich durch das hohe Schilf ging, bis ich bei Grandpops Killi-Falle ankam. Ich kniete mich in den warmen Sand, schob das Fernglas nach hinten über meine Schulter, damit es nicht nass wurde, und zog gerade die Falle aus dem Wasser, als jemand schrie: “Wer ist da?”
    Ich zuckte erschrocken zusammen und erkannte dann Ethans Stimme.
    “Wo bist du?”, rief ich.
    “Hier drüben.” Seine Stimme kam von links. Ich musste durch das Wasser waten, um das Schilf und die Rohrkolben zu umgehen, und sah ihn schließlich mit gekreuzten Beinen im seichten Wasser sitzen, das seine Knie umspielte. Er hatte nur eine Badehose an, und die Sommersprossen auf seiner nackten Brust schienen zusammengeflossen zu sein, was ihm eine gewisse Bräune verlieh.
    “Was machst du da?”
    “Sieh nur”, meinte er stolz. “Ich habe Baby-Aale gefunden.”
    Ich hatte noch nie einen Baby-Aal gesehen und war neugierig. Ich bewegte mich möglichst dicht am Gras, um das Wasser nicht aufzuwirbeln. Dann kniete ich mich so nah neben ihm hin, dass ich die Sonnencreme auf seiner Haut riechen konnte.
    “Dort”, zeigte er auf eine Stelle im Wasser.
    Ich sah drei bleistiftdünne schwarze Aale, die sich unter der Wasseroberfläche hin und her schlängelten.
    “Sie sind so niedlich”, schwärmte ich.
    “Ich wollte einen fangen, um ihn zu sezieren”, erklärte Ethan, “doch ich konnte es nicht. Es sind ja noch Babys.”
    Er war wirklich schräg, dennoch war ich gerührt. “Ja”, pflichtete ich ihm bei. “Tu es nicht.”
    Er blickte in Richtung Köderfalle, die er durch das dichte Schilf nicht richtig sehen konnte. “Hast du viele Killis?”
    “Ich habe noch nicht nachgesehen.”
    “Wo ist dein Großvater?”
    “Auf einem Fischerboot.”
    “Ach so …” Er schob seine dicke Sonnbrille die Nase hoch. “Fährst du heute zum Angeln auf die andere Seite des Kanals?”
    “Ja”, erwiderte ich. “Und du halt deinen Mund darüber.”
    “Das mache ich, wenn du mich mitnimmst.”
    “Ich bin die Einzige, die dort hinüberfahren darf”, behauptete ich und war selber nicht sicher, was ich damit meinte. Ich wusste nur, dass ich keinerlei Lust verspürte, meine neuen Freunde mit Ethan zu teilen. Er würde Wanda und George unter dem Mikroskop studieren wollen, wie er es mit seinen Meerestieren tat.
    “Dann werde ich es sagen”, drohte er.
    “Du bist so ein Blödmann.”
    “Muss man sein, um einen anderen zu erkennen”, gab er zurück.
    “Wage nicht, es jemandem zu erzählen, oder …” Ich beendete den Satz nicht, sondern ließ die Drohung in der Luft hängen, als ich durchs Wasser zurückging. Ich hoffte, das würde ihn genug abschrecken.
    Als ich die Falle endgültig an Land zog, zappelten jede Menge Killis hilflos in dem Drahtgeflecht. Ich schüttelte die kleinen Fische in meinen Eimer und warf die Falle dann wieder ins Wasser. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, mich von Ethan zu verabschieden, bevor ich zurückging.
    Als ich ins Boot stieg, winkte Wanda bereits von der anderen Seite des Kanals. Ich konnte es kaum erwarten, hinüberzufahren. Ich hatte heute
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dabei, das ich für die perfekte Strandlektüre hielt. Ich verstaute alles, was ich brauchte, im Boot und fuhr dann los. Die Strömung war stark und zog in Richtung Fluss, doch ich hatte keinerlei Probleme und

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