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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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warm an, dass ich mich schließlich entspannte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mir Isabel zum letzten Mal ihre Zuneigung gezeigt hatte. “Julie”, sagte sie, und ihre Stimme war so leise, dass ich sie ansehen musste, um sie zu verstehen. Ihr Gesicht war nah an meinem. Ihre Augen sahen irgendwie essbar aus, wie Schokoladenpudding. Ich konnte mir vorstellen, wie Ned sich fühlte, wenn er ihr so nahe war. “Hör mir zu, Julie”, begann sie erneut. “Ich bin siebzehn. Was ich tue, mag nicht richtig sein, doch es geht nur mich etwas an, und ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Du bist das nicht. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.”
    Die überraschende Zärtlichkeit in ihren Worten und die Liebe dahinter trieben mir die Tränen in die Augen. “Es geht mir gut”, sagte ich kleinlaut.
    “Versprich mir, dass du es nicht wieder tun wirst.” Sie drückte meine Schulter. “Was auch immer du da tust. Versprich es mir.”
    “Ich werde es nicht wieder tun”, versprach ich, obwohl ich wusste, dass ich log. Meine Schwester und ich waren beide in diesem Sommer zu Lügnerinnen geworden.
    Und wir würden beide dafür bezahlen.

21. KAPITEL
    J ulie
    Ich hatte ursprünglich nicht vorgehabt, Ethan nach dem Verhör anzurufen. Ich war mir sicher, dass ich am Tag zuvor seinen Arbeitstag beschnitten hatte, und wollte ihm das nicht noch einmal zumuten. Mein Plan sah vor, zu seinem Haus zurückzufahren, ihm eine Nachricht zu hinterlassen, in der ich mich bedankte, und dann nach Hause zu fahren. Doch als ich, noch immer aufgewühlt von den vielen unerwarteten Fragen, vom Police Department abfuhr, wirbelten die Erinnerungen durch meinen Kopf, und ich fühlte mich sehr allein mit der Bürde. George. Ned. Isabel. Ich konnte an nichts anderes denken, und ich hatte der Polizei nichts von dem erzählt, was ich mir vorgenommen hatte. Ich hatte die Befragung verpatzt, indem ich zuließ, dass meine Fragesteller mich durcheinanderbrachten. Ich brauchte Ethan. Ich musste mit ihm reden. Musste Luft ablassen. Ich scherte auf der Bridge Avenue auf den Seitenstreifen aus, hielt an und griff nach meinem Handy. Ich musste dreimal wählen, bevor es mir gelang, die richtige Nummer einzutippen.
    “Julie?”, meldete sich Ethan. “Wie ist es gelaufen?”
    Ich brach in Tränen aus und war nicht in der Lage, etwas zu sagen.
    “Wir treffen uns bei mir zu Hause”, schlug er sanft vor. “Kannst du fahren?”
    “Ja”, brachte ich heraus. Ich war so erleichtert, ihn erreicht zu haben.
    Sein Auto stand schon in der Einfahrt, als ich ankam. Ich ging ohne anzuklopfen ins Haus, wo er mich im Flur zur Begrüßung umarmte, wie er es schon gestern getan hatte. Diesmal war die Umarmung nicht überraschend für mich, sondern fühlte sich selbstverständlich und warm an. Ich legte die Stirn an seine Schulter und hielt ihn umschlungen.
    “Schschsch”, machte er, wie man ein kleines Kind nach einem Albtraum tröstet. “Alles wird gut. Es wird alles wieder gut.” Er trat einen Schritt zurück. “Möchtest du draußen oder auf der Veranda sitzen?”
    Ich dachte an die Nachbarn in unserem alten Bungalow, die vielleicht auf der Veranda saßen und beobachteten, wie ich in Ethans Garten zusammenbrach. “Veranda”, entschied ich und ging schon nach hinten.
    Ich setzte mich auf das weiße Rattansofa mit Blick zum Kanal, und obwohl es noch mehrere andere Sitzgelegenheiten gab, ließ sich Ethan neben mir nieder. Er hatte draußen gearbeitet; die Haut an seinem Arm war warm, und ich konnte den Geruch von Sonne und Seife an ihm wahrnehmen. Ich war froh, dass er hier bei mir saß. Wir vertraten unterschiedliche Seiten in dieser Untersuchung, erhofften und erwarteten unterschiedliche Ergebnisse, doch ich wusste, dass er mich verstand.
    “Also”, begann er. “Was hat dich so aufgeregt?”
    “Sie haben mich befragt, als ob ich eine Verdächtige wäre”, klagte ich.
    Wir saßen so dicht nebeneinander, dass ich ihn nicht richtig ansehen konnte, doch ich spürte, wie er nickte.
    “Das hatte ich nach einigen Fragen, die sie mir zu deiner Person gestellt haben, schon befürchtet”, meinte er. “Dennoch bin ich sicher, dass sie dich nicht wirklich verdächtigen. Sie müssen dich als Verdächtige nur ausschließen. Sie müssen jeden unter die Lupe nehmen, der damals in den Fall verwickelt war. Auch mir haben sie einige heikle Fragen gestellt.”
    “Ich war darauf einfach nicht vorbereitet”, erklärte ich.

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