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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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hinauszuschlüpfen.
    Ich verabschiedete mich von Fred, öffnete die Tür und trat in den Flur. Unser winziges Badezimmer lag direkt neben der Eingangstür, und ich erstarrte, als ich die Toilettenspülung hörte. Die Tür öffnete sich, und mein Vater trat heraus.
    Er war überrascht. “Oh, hallo, Liebes. Ich habe dich nicht so früh erwartet. Lief alles gut?”
    “Alles bestens, Daddy”, erwiderte ich. “Ich wollte es nur nicht so spät werden lassen.”
    Da mein Plan nun vereitelt war, ging ich nach hinten auf die Veranda, um meiner Mutter Gute Nacht zu sagen, und dann in mein kleines Schlafzimmer. Das einzige Fenster des Raumes lag zum Haus der Chapmans. Ich dachte daran, das Fliegengitter zu entfernen und hinauszuklettern, um Ross zu treffen, doch was, wenn meine Eltern entdeckten, dass ich fort war, und sich Sorgen machten? Ich setzte mich auf die Bettkante und hielt Ausschau nach Ross’ Wagen. Ich hörte ein Geräusch und quiekte auf, als plötzlich sein Gesicht vor meinem Fenster erschien.
    “Schsch!” Er hielt einen Finger an die Lippen, und ich kicherte. “Was ist passiert?”, fragte er.
    “Fred wollte sichergehen, dass ich unbeschadet hineinging”, erwiderte ich.
    “Typisch”, sagte er. “Kannst du rauskommen?” Er packte das Fliegengitter an den Seiten. “Kann man das rausnehmen?”
    “Ja, aber ich kann das nicht, Ross”, flüsterte ich. “Es tut mir leid.”
    Welche Skrupel mich auch an jenem Abend veranlassten, im Haus zu bleiben – an den folgenden Abenden waren sie verflogen. Ich lernte, das Fliegengitter abzunehmen und rasch durch das Fenster zu klettern. Um meine Eltern nicht zu beunruhigen, hinterließ ich einen Zettel auf dem Kissen. Darauf stand: “Ich wollte euch nicht wecken. Hatte nur Lust auf einen Spaziergang.” Und dann traf ich Ross gegenüber auf dem Grundstück, wo wir in der Dunkelheit Blaubeeren pflückten und uns mit dem Beerengeschmack auf der Zunge liebten.
    Ross wurde mein Sommer-Liebhaber. Ich ging auf das New Jersey Mädchen-College, und er trat in die Fußstapfen seines Vaters und ging nach Princeton. Wir hatten keinerlei Kontakt, während wir uns dem Studium widmeten, doch ich glaube, wir beide lebten auf die Sommer hin, in denen wir zwar mit anderen ausgingen, aber keine Gelegenheit ausließen, uns heimlich zu treffen. Es war ein Wunder, dass wir nie erwischt wurden. Vielleicht war es auch eine Schande.

23. KAPITEL
    L ucy
    Shannon rief einfach nicht zurück. Seit dem Konzert der ZycaChicks hatte ich nicht mehr mit ihr gesprochen und konnte daraus nur schließen, dass sie meiner Predigt, Julie und Glen von ihrer Schwangerschaft zu erzählen, ausweichen wollte. Doch an diesem Nachmittag hinterließ sie mir eine Nachricht auf dem Handy und klang dabei so beiläufig, als würde ich nicht seit Wochen verzweifelt versuchen, sie zu erreichen.
    “Was hältst du davon, wenn ich ein paar Sandwiches mitbringe und wir ein bisschen fernsehen?”, schlug sie vor.
    Ich sprach ihr ebenfalls auf die Mailbox. “Großartig”, sagte ich. “Wir sehen uns um sieben.” Ich war mit allem einverstanden, Hauptsache, sie kam.
    Als sie eintraf, war sie ungeschminkt. Ihr Gesicht wirkte frisch und hübsch, ihr langes Haar war noch feucht von der Dusche und ringelte sich leicht. Ihr Bauchumfang schien seit dem Konzert nur unwesentlich zugenommen zu haben, und auch das konnte Einbildung sein. Sie würde ohne Weiteres als ein junges Mädchen durchgehen, das einfach etwas zu viel zugenommen hatte. Doch in den nächsten Wochen würde sich das ändern.
    “Ich habe eines mit Truthahn mitgebracht und ein italienisches.” Shannon legte die armlangen, eingewickelten Sandwiches auf den Küchentresen. “Welches möchtest du?”
    “Ich nehme die Hälfte von dem italienischen”, sagte ich und öffnete den Kühlschrank. “Was zu trinken?”
    Sie inspizierte den Inhalt meines Kühlschranks. “Cola light”, entschied sie.
    Ich gab ihr eine Dose und schüttelte ihr ein paar Eiswürfel ins Glas. Wir legten die Sandwiches auf Teller und brachten alles ins Wohnzimmer.
    “Was möchtest du sehen?”, fragte ich, als wir uns auf die Couch setzten.
    “Ist mir egal”, erwiderte sie. “Sind sowieso alles Wiederholungen.”
    Ich zappte mich mit der Fernbedienung so lange durch die Programme, bis wir eine Wiederholung von
Friends
fanden. Wir hatten die Episode beide mehr als einmal gesehen, doch das spielte keine Rolle. Ich brauchte nur ein Hintergrundgeräusch für unser Gespräch.
    “Also”,

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