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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Flut hätte ich Zeit. Bei Flut muß ich damit rechnen, daß das Wasser bis unter die Decke steigt. Die Wände sind ganz feucht und mit dicken Schichten von Moos und Meeralgen bewachsen.«
    Der Mann murmelte etwas auf Griechisch und sagte dann: »Ich dachte, wenn ich in meiner Zelle ein paar Steinplatten entferne, würde ich an einen Ort gelangen, von dem aus ich fliehen kann.«
    »Du versuchst also, aus deiner Zelle herauszukommen?«
    »Ja.«
    »Und wo ist deine Zelle?«
    »Hinter mir. Der Boden liegt etwa auf dem Niveau der Decke von deinem Verließ.«
    »Woher kommt dann aber das Licht?«
    »Ach, ich habe ein kleines vergittertes Fenster, das aufs Meer blickt.«
    »Bist du sicher, daß du dich über dem Meeresspiegel befindest?«
    »Ich habe die Gezeiten beobachtet«, antwortete der Fremde. »Bei Flut bin ich knapp über dem Meeresspiegel. Die Mauern und der Boden meiner Zelle halten das Wasser ab.«
    In Eadulf keimte ein Funken Hoffnung.
    »Wenn es mir irgendwie gelänge, zu dir hinaufzuklettern, wäre ich fürs erste gerettet.«
    Er schaute hoch und versuchte mit Hilfe seiner Lampe die Entfernung abzuschätzen. Wenn sich die Öffnung wirklich vier Meter über dem Boden befand, war sie so unerreichbar, als lägen eine Million Meter dazwischen. Die Mauern waren einfach zu naß und zu glitschig, als daß man sie hätte hinaufklettern können.
    »Vielleicht könnte ich mit dem steigendem Wasserpegel in meiner Zelle höher gelangen«, fiel ihm ein.
    »Das ist sehr gefährlich, mein Freund«, warnte ihn die Stimme über ihm. »Warte.«
    Eadulf wollte dem anderen gerade erwidern, daß er dann eben unten bleiben würde, aber der war schon fort.
    Endlose Zeit verging. Er hörte eigenartige Geräusche, als würde etwas zerrissen. Dann tauchte der Kopf wieder in dem Loch auf.
    »Aufgepaßt!«
    Von oben wurde etwas heruntergelassen. Es war ein langes Seil, das aus vielen kleinen Leinenstücken zusammengeknotet war. Es endete kurz über seinem Kopf.
    »Kommst du da heran, mein Freund?«
    »Wenn ich meine Lampe abstelle und hochspringe.«
    »Dann versuche es. Ich hoffe, das Seil wird halten. Ich habe das andere Ende an meine Pritsche gebunden.«
    Eadulf stellte die Lampe ab. Beim zweiten Versuch konnten seine Hände das Seil packen. Er schwang in Richtung Mauer, stieß gegen die Steine, und es dauerte einen Augenblick, bis er sich langsam hochziehen konnte. Sein Leidensgenosse spornte ihn an, und bald war er oben an der Öffnung angelangt. Sie war nicht sehr groß, aber er konnte Kopf und Schultern hindurchschieben.
    Unterdessen war sein Gefährte in einen kleinen Gang zurückgekrochen, der ungefähr einen Meter schräg nach oben führte, wie Eadulf jetzt erkennen konnte. Mit größten Anstrengungen hievte sich Eadulf über den Rand der Öffnung hinauf in den ansteigenden Tunnel. Kurz darauf hatte er den Tunnel hinter sich gelassen und lag auf dem Boden der Zelle seines neues Freundes. Erschöpft holte er Luft.
    Dann sah er sich um. Sein Retter zog gerade das selbstgemachte Seil hoch. An der Wand stand eine Pritsche, sonst war die Zelle leer. Auf einer Seite befand sich eine dicke Holztür, auf der anderen ein kleines vergittertes Fenster, das auf die Seeseite blickte.
    Eadulf drehte sich zu seinem Gefährten um und lächelte.
    »Zumindest wurde mir Aufschub vom Tod in einem Wassergrab gewährt.«
    Der andere Mann war älter als er. Er war groß und ziemlich muskulös, hatte schwarzes Haar, das an der Stirn schon lichter wurde, und einen üppigen Bart. Seine Haut war blaß und schimmerte olivgrün. Augenbrauen und Augen waren beinah genauso dunkel wie sein Haar. Eine Tonsur konnte Eadulf nicht erkennen. Der Mann erwiderte Eadulfs Lächeln und zuckte mit der Schulter.
    »Nur ein Aufschub, mein Freund. Es sei denn, uns gelingt es, eine Fluchtmöglichkeit zu finden.«
    Eadulf betrachtete das Loch, durch das er in die Zelle gekommen war. Der Mann hatte eine große Steinplatte unter der Pritsche zur Seite geschoben, was niemand so schnell von der Tür aus entdecken konnte.
    »Mir fiel auf, daß der Stein locker war, und so habe ich ihn fortgestemmt. Dann bemerkte ich, daß sich dahinter ein Tunnel befand. Nun, kein richtiger Tunnel. Du hast ja gesehen, daß er kaum länger als ein Meter ist. Er wird wohl einst als Luftschacht gedient haben. Natürlich hatte ich gehofft, daß er in einen anderen Raum führt oder sich mir eine Möglichkeit zur Flucht eröffnen würde. Nicht im Traum wäre mir eingefallen, daß ich nur zu einer

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