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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fuhr ihn Eadulf wütend an, diesmal aber bohrte sich die Klinge in seinen Hals, und Blut rann daran herab.
    Uaman schien das sehr zu erheitern.
    »Ja, ich bin ein
iobaid,
einer der verfault und verwest, weil diese böse Krankheit mich heimgesucht hat. Das war nicht immer so. Ich war einst die rechte Hand meines Vaters, sein Berater, und mein Bruder Torcán war sein Tanist. Bei Cnoc Áine wurde hart gefochten. Nach dem Tod meines Vaters floh ich vom Schlachtfeld. Kurz darauf zeigten sich die ersten Anzeichen der Lepra an meinem Körper. Mir wurde klar, daß mich die Alten für mein Versagen verflucht hatten und daß nur kalte Rache diesen Fluch von mir nehmen könnte.«
    Eadulf holte rasch Luft. »Das ist doch Unsinn!«
    »Cashel wird leiden. Ich werde es leiden lassen. Das Leiden hat schon begonnen.«
    »Also steckst du hinter der Ermordung der Amme?«
    »Das war purer Zufall. Ich hörte davon, daß sie tot und Fidelmas Kind verschwunden war. Rein zufällig teilte mir ein treuer Anhänger mit, daß der Kräutersammler und seine Frau das Kind im Wald gefunden hatten. Er ließ mir eine Botschaft zukommen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich konnte auch nicht glauben, daß sie so geldgierig waren. Sie fragten mich nicht einmal, wer ich sei, als ich ihnen Geld für das Baby anbot. Ach, der Mensch ist schwach. Das ist mein Glaube, mein sächsischer Freund. Ich glaube an die Schwäche der Menschen.«
    Eadulf blickte ihn düster an.
    »Willst du mir damit sagen, daß du nichts mit der Ermordung der Amme zu tun hast? Daß du das nicht von Anfang an alles geplant hattest?«
    Wieder bewegten sich die Schultern des Aussätzigen und verrieten, daß er lachte.
    »In der Zeit, die dir noch bleibt, kannst du über all diese Dinge nachgrübeln, Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham«, sprach er. »Und das ist leider Gottes nicht sehr lange. Du hast bis zum Einsetzen der Flut Zeit, dann findet dein Leben auf Erden ein Ende.«
    Die weiße Klaue entließ ihn mit einem Wink. Eadulf wurde von derben Händen gepackt und von der Sitzbank gezogen. Sich zu wehren war sinnlos, gegen zwei Männer konnte er nichts ausrichten. Man schleifte ihn durch dunkle graue Gänge. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er wollte begreifen, was er da eben gehört hatte. Dann stieß man ihn in den Wehrgang der Festung. Auf einmal befand er sich in einem geraden Flur, der zu einem viereckigen Gebäude neben dem Turm führte. Er wurde eine Wendeltreppe hinuntergezerrt, bis er an einer Steinplatte stand, neben der ein Lochgähnte, aus dem eine Leiter hervorschaute. Einer der Krieger wollte ihm einen Stoß versetzen.
    »Runter mit dir, Sachse«, sagte er und zeigte mit dem Schwert auf die dunkle Öffnung.
    Es roch nach Salzwasser und Moder. Eadulf war an den Geruch der Höhlen an der felsigen Küste erinnert.
    »Du könntest mich ebensogut hier oben umbringen«, sagte er trotzig. »Ich kann da unten nichts erkennen; wenn du mich also in eine unterirdische Höhle voller Wasser befördern willst, muß ich dir mitteilen, daß ich lieber durch das Schwert als durch Ertrinken sterbe.«
    Der Krieger lachte laut auf.
    »Hat dir Uaman nicht gesagt, daß du bis zur Flut Zeit hast? Er möchte, daß du ein wenig über dein Schicksal nachsinnst. Wir brauchen dich jetzt noch nicht umzubringen, mein Freund.«
    Sein Gefährte grinste.
    »Weißt du, wir werden dir diese Öllampe hier geben. Das Licht sollte bis zur Flut reichen. Keine Sorge. Siehst du nicht, wie hilfsbereit wir sind?« Er schob Eadulf eine flackernde Öllampe zu.
    »Jetzt steig hinunter, sonst überlegen wir es uns noch einmal«, fuhr ihn der Krieger an und zog sein Schwert.
    Eadulf zögerte nur kurz. Zumindest hatte er Licht und vermochte sich frei zu bewegen. Solange er das konnte, bestand Hoffnung. Er wollte nicht sofort durch das Schwert sterben.
    Er kletterte die Leiter hinunter und sah, daß er in einen ungefähr vier Meter tiefen Raum mit sandigem Boden stieg. Der Raum maß etwa zwei mal zwei Meter in der Breite. Es war kalt und roch stark nach Meer. Die Mauern bestanden nichtaus natürlichem Felsen, sondern aus großen behauenen Steinblöcken.
    Er nahm den Fuß von der untersten Leitersprosse, hob die Lampe und blickte sich um.
    Rasch wurde die Leiter hochgezogen.
    Über ihm ertönte Gelächter.
    »Bis zur Flut, Sachse«, rief einer der Männer ihm zu. »An genehme Träume!«
    Nun wurde die Steinplatte wieder über die Öffnung geschoben, und er war allein.
     
    Fidelma hielt diesen Tag

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