Der Tod soll auf euch kommen
dem Kaminfeuer und schenkte sich Glühwein ein. Sie stand auf und ging zum Kinderbett hinüber. Alchú schlief friedlich.
»Ich auch nicht, Eadulf. Ich habe auch nicht mehr damit gerechnet, unseren Kleinen wiederzusehen.« Sie schaute ihnbesorgt an. »Wenn man etwas verliert, wird einem erst bewußt, wie wertvoll es einem war.«
Eadulf richtete sich auf. Einen Moment lang fragte er sich, ob Fidelmas Gesicht von der Hitze des Feuers oder vom Glühwein so gerötet war. Ehe er etwas äußern konnte, redete Fidelma weiter, als wollte sie ihre Gedanken übertönen. »Ich habe mir inzwischen alles angehört, was Corb und Corbnait zu erzählen hatten. Alchú scheint nicht entführt worden zu sein. Es war einfach Zufall, daß die beiden ihn mitnahmen, denn sie meinten, er sei im Wald ausgesetzt worden.«
»Uamans Rolle in der Geschichte war aber kein Zufall.«
Nachdenklich senkte Fidelma den Kopf. »Ich habe mich mit Gormán unterhalten. Colgú hat schon jemanden von seiner Leibgarde zu Fiachrae geschickt, um ihn hierher zur Prüfung seines Verhaltens zu holen. Vielleicht können wir einen von den Uí Fidgente zu dem Geständnis bringen, daß sie mit Fiachrae gemeinsame Sache gemacht haben. Aber das eigentliche Rätsel bleibt. Wer hat Sárait ermordet und diese Kette von tragischen Ereignissen ausgelöst?«
Eadulf rieb sich gedankenvoll das Kinn. »Hast du noch einmal mit Della über den Umhang gesprochen, den du der Beschreibung nach als den ihren erkannt hast?«
»Noch nicht.«
»Meinst du, daß sie ihn absichtlich weggeworfen hat oder daß jemand ihn einfach gestohlen hat?«
»Ich glaube nicht, daß Della gelogen hat. Warum sollte sie Sárait umbringen?«
»Keine Ahnung. Gormán hat uns beiden erklärt, daß er in Sárait verliebt gewesen ist. Du glaubst, daß Della und Gormán mehr als nur gute Bekannte sind. Und wir wissen, daß Sáraits Mann nicht der Vater des totgeborenen Babys war. Esscheint logisch, daß Gormán vielleicht der Vater war und daß Della …«
»Das klingt ziemlich weit hergeholt«, murmelte Fidelma. »Della ist trotz ihrer Gefühle nicht so blind, daß sie …« Sie verstummte. Wenn Gefühle im Spiel waren, konnte jeder blind sein.
»Warum waren wir uns eigentlich so sicher, daß das Erpresserschreiben echt ist? Vor meinem Aufbruch waren alle der Ansicht, daß wir von den Entführern einen Beweis verlangen sollten. Warum also hat man die drei Fürsten der Uí Fidgente freigelassen?«
Fidelma streckte sich auf einem Sessel vor dem Feuer aus. »Leg noch etwas nach«, sagte sie zu Eadulf, der sich darüberneigte. Er nahm ein Holzscheit und legte es in die Flammen. Fidelma sprach weiter: »Hat Gormán dir das nicht erzählt?«
»Gormán? Was hat er denn damit zu tun?«
»Der Wirt vom Gasthof in der Stadt hat ihm die Antwort auf unser Schreiben übergeben. Jemand hatte sie dort an die Tür gehängt.«
Eadulf pfiff durch die Zähne. »Also befand sich der Täter die ganze Zeit in der Nähe der Burg?«
»Ich frage mich, warum Gormán das dir gegenüber nicht erwähnt hat«, überlegte Fidelma laut.
»Bei Uaman auf der Insel haben sich die Ereignisse überschlagen, da hatte er keine Gelegenheit dazu«, sagte Eadulf beschwichtigend. »Doch welchen Beweis haben die Entführer denn erbracht?«
»Sie haben uns einen von Alchús Babyschuhen geschickt … Von jenen, die mein Bruder ihm geschenkt hatte. Ich bin fast gestorben, als ich ihn sah und somit bestätigt fand, daß er in den Händen der Entführer war.«
Eadulf blickte sie kurz an. »Aber ich habe doch die Babyschuhe, die er trug, wieder mitgebracht. Seine ganzen Sachen sind noch bei Muirgen.«
Fidelma ging zu ihrer Truhe und holte das Schreiben und den Schuh, den man ihnen geschickt hatte, heraus.
»Hat er denn nicht diese Schuhe angehabt?« sagte sie und hielt ihn hoch. Eadulf schüttelte den Kopf.
»Nein. Er hat kleine wollene Babyschuhe getragen. Muirgen kann das bezeugen. Sie sind ein wenig schmutzig geworden, aber es waren die einzigen, die damals in der Truhe gefehlt haben. Erinnerst du dich nicht daran, daß mich dein Bruder gebeten hat, Alchús Sachen durchzusehen, um den Männern, die nach ihm suchten, eine Beschreibung seiner Kleidung zu geben?«
Fidelma sah ihn fragend an. »Ich verstehe nicht.«
Eadulf übte sich in Geduld. »Entsinnst du dich, daß Colgú verlangt hat, die Truhe zu durchsuchen, um festzustellen, was Alchú in jener Nacht getragen hat?«
»Ganz vage.«
»Vage ist sicher richtig, denn du warst viel zu
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