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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sorgfältig. In jüngster Zeit ist dir mehr als nur ein Irrtum unterlaufen.«
    Brehon Dathal schob angriffslustig das Kinn vor.
    »Willst du mir damit sagen, daß ich nicht mehr zum Brehon tauge?«
    »Ich will damit sagen, daß es für dich an der Zeit ist, sich zur Ruhe zu setzen und die Arbeit anderen zu überlassen. Bleibe in Cashel, wenn du willst. Sei mein Berater. Doch es ist an der Zeit, dir die Anstrengung zu ersparen, eine Gerichtsverhandlung zu leiten.«
    »Wen würdest du für dieses Amt vorschlagen … Deine Schwester?« Dathals Stimme klang provozierend.
    Colgú schüttelte den Kopf. »Fidelma ist für dieses Amt nicht qualifiziert, außerdem strebt sie es gar nicht an. Sie ist nur eine
anruth,
wie du wohl weißt. Um das Amt eines Brehon ausüben zu können, müßte sie weitere zwei oder gar vier Jahre studieren und den Grad einer
rosai
oder einer
ollamh
erwerben.« Das war die höchste Qualifikation, die man erreichen konnte. »Du bist ein Mann von großer Erfahrung und Weisheit. Wen würdest du zum neuen obersten Brehon vorschlagen?«
    Brehon Dathal schien ein wenig beschwichtigt zu sein. Colgú wartete geduldig. Der Alte zögerte. Dann hatte er sich scheinbar in das Unvermeidliche geschickt.
    »Nun, da gibt es einen
rosai
namens Baithen, den ich für sehr geeignet halte.«
    Colgú lächelte zufrieden. Er schonte die Gefühle des alten Mannes und verriet ihm nicht, daß er bereits nach Brehon Baithen geschickt hatte, der gerade eine Anhörung in Lios Mhór geleitet hatte. Baithen hatte auch dreimal die Berufungsverhandlungen gegen Dathal geführt und dessen Urteil aufgehoben.
    »Ich habe schon von ihm gehört. Das ist eine gute Wahl.«
    »Er gewinnt zusehends an Ansehen«, stimmte ihm Brehon Dathal zögernd zu. »Er ist sehr talentiert.«
    »So werden wir ihn bitten, das Urteil in der Mordsache an Sárait und allem, was damit zusammenhängt, zu sprechen.«
    Brehon Dathals Stirn legte sich in Falten.
    »Deine Schwester glaubt also, daß die Uí Fidgente mit Sáraits Tod und der Entführung des Babys nichts zu tun haben?«
    »Sie hat neue Fakten zusammengetragen und wird entsprechende Argumente vorbringen. Eadulf hat uns auch interessante Beweise mitgebracht. Der Fall wird unter Brehon Baithen verhandelt werden.«
    Die Schultern des alten Mannes sackten zusammen.
    »Deine Schwester ist mir wegen dieser Sache mit Bischof Petrán nicht gerade wohlgesonnen.«
    »Ich bin sicher, daß auch sie der Meinung ist, daß du nach deinem Gewissen gehandelt hast, mein alter Freund. Du hattest nur nicht von allem Kenntnis.«
    Colgú wußte, daß dies nicht ganz der Wahrheit entsprach und nicht mit dem übereinstimmte, was Bruder Conchobar sagte, aber er wollte die Würde des alten Richters wahren.
    Wieder schwiegen beide. Colgú fühlte sich ein wenig erleichtert, als sich der alte Mann schließlich langsam erhob.
    »Mit deiner Erlaubnis, mein König, werde ich mich in meine Räume zurückziehen und ein wenig ausruhen.«
    Colgú entließ ihn mit einer Handbewegung.
    Mit gesenktem Haupt ging der Richter aus dem Audienzsaal und schloß hinter sich die Tür.
    Colgú blieb noch ein Weile sitzen und seufzte. Vor zwei Jahren erst hatte er den Thron bestiegen. Zuvor war er mehrere Jahre lang unter der Regentschaft seines Cousins CathalThronanwärter gewesen, bis dieser an Gelbfieber verstarb. Zum erstenmal in seiner Laufbahn war er nun gezwungen gewesen, einen seiner engsten Berater zu entlassen, einen, der schon seinem Vater und seinem Cousin gedient hatte … Colgú nahm von dem kleinen Tisch einen Krug
corma
und schenkte sich etwas ein. Es war die Pflicht eines Königs zu begreifen, daß die Zeit voranschritt. Daß das Volk voranschreiten mußte. Das war unvermeidlich. Mit dem Amt des Herrschers hatte er Pflichten übernommen. Wenn ein König nicht handelte, respektierte man ihn nicht. Wenn er mit zu fester Hand regierte, würde man ihn absetzen. Wenn er zu schwach war, würde man über ihn hinweggehen. Vor allem mußte er mit Weisheit und Geschick herrschen. Denn wenn er sich klüger als andere gab, würde man zu hohe Erwartungen an ihn stellen. Wenn er sich dümmer gab, würden ihn die Leute täuschen. Es gab jedoch immer einen Mittelweg. Darin lag die Kunst des Regierens.

KAPITEL 18
    Eadulf lag auf dem Bett, hatte die Hände auf dem satten Bauch gefaltet und seufzte tief.
    »In den letzten Tagen gab es Augenblicke, da habe ich nicht mehr damit gerechnet, jemals wieder auf diesem Bett zu liegen.«
    Fidelma kniete vor

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