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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ist er eines natürlichen Todes gestorben. Ich habe das jedoch diesem alten Narren Dathal mitgeteilt, ehe ich nach Lios Mhór aufgebrochen bin. Hat er nicht …«
    Fidelma starrte ihn erstaunt an.
    »Lady …?« setzte er an.
    »Wer hat Bruder Dathal gesagt, daß Bischof Petrán vergiftet wurde?« flüsterte sie schließlich. »Wer hat behauptet, daß es Mord war?«
    »Ich gewiß nicht«, erwiderte der Apotheker fest. »Ich habe Brehon Dathal vielmehr erklärt, daß es einfach Herzversagen war. Das war kurz bevor ich nach Lios Mhór reiste. Ich sagte, daß ich nach meiner Rückkehr eine formelle Aussage machen würde, aber bisher hat er nicht nach mir rufen lassen.«
    »Nicht nach dir rufen lassen?« Fidelma schwieg einen Moment. »Ich danke dir, mein alter Freund«, sprach sie freundlich. »Man wird bald eine Aussage von dir verlangen.«
    Bruder Conchobar zuckte mit den Achseln. »Ich gewöhne mich langsam daran, daß Brehon Dathal bei Todesursachen nie formelle Aussagen für wichtig hält«, sagte er gereizt.
    »Was meinst du damit?« fragte Fidelma; sie stand bereits an der Tür.
    »Zum Beispiel Sáraits Todesursache.«
    »Hast du die Leiche untersucht?«
    »Ja, und man hätte meine Aussage zu Protokoll nehmen müssen. Aber ich bin nie danach gefragt worden.«
    Fidelma blickte ihn erstaunt an. In der anfänglichen Verwirrung, wer für den Mordfall zuständig sei, und angesichts der Tatsache, daß Conchoille und Capa von Blutspuren an Sáraits Kopf und von Stichwunden gesprochen hatten, hatte sie ganz vergessen zu fragen, wer überhaupt offiziell den Tod festgestellt hatte.
    »Was hättest du denn gesagt?« fragte sie leise. »Daß sie von einem heftigen Schlag gegen den Kopf getötet wurde?«
    Bruder Conchobar winkte ab.
    »Ich hätte gesagt, daß Sárait schon tot war, bevor sie am Kopf verletzt wurde. Sie ist Opfer einer Messerstichattacke geworden, denn es gab fünf Stichwunden in der Brust und ausgefranste Messerwunden an den Armen. Offenbar hat sie versucht, sich zu wehren, und dabei ihren Mörder angeblickt. Die Kopfverletzung rührt für mich eher daher, daß sie gestürzt ist, während man sie angriff, und dabei mit dem Kopf gegen etwas Hartes aufschlug.«
    Nun schwiegen beide. Fidelma nickte langsam. »Du hast mir sehr geholfen, mein alter Freund«, sagte sie nachdenklich, aber zufrieden.
    Ein paar Minuten später war sie im Audienzsaal ihres Bruders. Die Verhandlungen mit Conrí, dem Kriegsfürsten der Uí Fidgente, waren soeben unterbrochen worden, und Colgú erörterte mit seinem Tanist Finguine noch ein wenig, was man dort diskutiert hatte. Beide blickten überrascht auf, als Fidelma ohne Ankündigung hereintrat.
    Mit einer Handbewegung unterband sie alle Fragen undberichtete ihnen, was sie soeben von Bruder Conchobar über Bischof Petráns Tod erfahren hatte.
    Colgú war einen Moment sprachlos. Dann sagte er zu Finguine: »Geh und laß Bruder Eadulf unverzüglich frei und bring ihn her.« Als Finguine fort war, blickte Colgú seine Schwester sorgenvoll an. »Manchmal sind die Pflichten eines Königs eine Last, Fidelma. Brehon Dathal wird alt.«
    »Er ist oberster Brehon des Königreiches. Er darf sich nicht so verhalten.«
    »Da stimme ich dir zu. Ich will ihn auch gar nicht in Schutz nehmen, aber ich glaube, daß sein Alter und der Druck auf ihn Spuren hinterlassen haben. Ich habe darüber nachgedacht, auf welche Weise ich ihn bitten könnte, von seinem Amt zurückzutreten. Vor einiger Zeit hat er in Lios Mhór ein wirklich grundlegend falsches Urteil gesprochen. Es ging mit Erfolg in Berufung, und Dathal mußte mehrere Bußgelder und Entschädigungen zahlen.«
    Fidelma betrachtete schweigend ihren Bruder.
    »Wenn ich mich recht entsinne, hatte man Brehon Dathal seinerzeit gebeten, der Behauptung nachzugehen, daß Sáraits Mann Callada von einem seiner Gefährten bei Cnoc Áine umgebracht wurde. Für ihn ergab sich daraus aber kein Fall, und es kam zu keiner Untersuchung. Ich frage mich …«
    »Fidelma, inzwischen ist zuviel Zeit verstrichen, um über diese Entscheidung zu spekulieren. Doch Dathal setzt sich seit kurzem immer wieder etwas in den Kopf, dem er ohne ausreichende Sichtung der Beweislage nachgeht. Offenbar hat sein Verstand an Schärfe verloren, aber man braucht einen scharfen Verstand, um Brehon zu sein, und erst recht, um oberster Brehon zu sein. Doch ich muß es ihm ermöglichen,sich in Würde zu verabschieden. Das ist sicher ganz in deinem Sinne, Fidelma.«
    Fidelma versuchte, ihre

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