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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Tragödie eine großangelegte Verschwörung gegen dich persönlich oder unser ganzes Königshaus steckt. Warum das so ist und wer die Fäden zieht, kann ich zur Zeit noch nicht sagen. Ich glaube, ihr teilt meine Ansicht – daß Alchú weder zufällig entführt wurde von jemandem, der sich selbst ein Kind wünscht, wie Dathal meint, noch daß es hier um eine Lösegeldforderung geht.«
    Nachdenklich blickte Fidelma ihren Bruder an. »Ich dachte, daß ich allein mit dieser Ansicht dastehe.«
    Eadulf preßte verärgert die Lippen aufeinander. »Ihr werdet euch erinnern, daß ich genau das Brehon Dathal erklärt habe …«
    »Die Sache ist die«, warf Colgú ein, »ihr habt euch beide Feinde gemacht, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Königreiches. Es gibt gewiß viele, die sich an euch rächen wollen.«
    »Dessen sind wir uns alle wohl bewußt«, stellte Eadulf ruhig fest. »Ich würde sagen, daß jeder, der mit der Durchsetzung des Rechtes in diesem Land zu tun hat, immer mit der Mißgunst anderer rechnen muß. Man kann nicht ein so hohes Ansehen, wie Fidelma es hat, genießen, ohne sich Feinde zu machen – oftmals in gehobenen Positionen.«
    »Das ist richtig«, stimmte ihm der König zu. »Aber die Gefahr kann auch aus einer ganz anderen Richtung kommen, nicht nur von Feinden, die man sich bei der Durchsetzung von Recht und Gesetz gemacht hat. Ich meine Feinde, die einen persönlichen Groll gegen einen hegen. Diese dürft ihr nicht vergessen.«
    »Meinst du jene Leute, die meine Verbindung mit einem Ausländer nicht gutheißen?« fragte Fidelma.
    Colgú blickte Eadulf mitfühlend an und zuckte mit den Schultern.
    »Versteh das bitte nicht falsch, Eadulf, aber wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Fidelma stammt aus dem Königshaus der Eóghanacht, sie ist die Tochter eines Königs und die Schwester eines Königs. Weißt du eigentlich, welche Bedeutung das für uns hat, Eadulf? Nicht nur für unsere Familie, sondern für unsere gesamte Kultur?«
    Eadulf schob ein wenig den Kiefer vor. Seine Stimme war kalt, als er sagte:«In meinem Heimatland, Colgú, da gilt die Abstammung der sächsischen Könige als heilig. Jeder König der Angeln und der Sachsen führt seine Abstammung auf einen der sieben Söhne Wotans zurück. Viele Angeln undSachsen glauben immer noch an die Göttlichkeit Wotans, dem Oberhaupt der Rabensippe, dem Allvater unseres Volkes. Schon in grauen Vorzeiten hat mein Volk Wotan angebetet. Der christliche Glaube hingegen ist erst vor ungefähr einer Generation angenommen worden, in manchen Gegenden vor noch kürzerer Zeit.«
    Colgú lächelte über den streitlustigen Stolz in Eadulfs Stimme.
    »Dann wird es dir gefallen, wenn ich dir erkläre, daß die Eóghanacht ihren Stammbaum bis in die allerersten Anfänge der Zeit zurückführen können. Unsere Barden, die Hüter des Wortes, bejubeln mich als den Repräsentanten der sechsundneunzigsten Generation, die aus der Lende Adams hervorging, der achtzigsten Generation seit Gaedheal Glas, Sohn von Niul, der die Kinder der Gälen aus dem Turm zu Babel geführt hat. Ich bin Repräsentant der neunundfünfzigsten Generation seit Eibhear Fionn, dem Sohn von Milidh, der die Kinder der Gälen in dieses Land gebracht hat.«
    »Worauf willst du hinaus, Bruder?« fragte Fidelma ruhig.
    »Es geht darum, daß es viele gibt, und in unserer eigenen Familie vermutlich sehr viele, die, wie du sagst, etwas dagegen haben, daß du die
ben charrthach
eines Sachsen bist – der dazu noch von geringerem Rang ist als du.« Als Fidelma und Eadulf zugleich zu reden ansetzten, hob er die Hand. »Ich weise nur darauf hin, meine Meinung ist das nicht. Ihr solltet dem ins Auge sehen. Viele waren sicher empört über die Geburt eines Halbsachsen in unserer Familie.«
    »Das brauchst du uns nicht zu sagen«, erwiderte Eadulf rasch. »Das vergesse ich bestimmt nicht und darf es auch gar nicht.«
    Fidelma blickte ihn an, sie war überrascht über seinen Tonfall. Eadulf hatte ganz ruhig gesprochen, es hatte auch nicht verbittert geklungen, aber sie spürte den Zorn, der sich in ihm aufgestaut hatte. Sie wollte schon etwas sagen, doch dann ließ sie es. Ihr Gesicht glich einer Maske.
    »Bruder, ich nehme an, daß du das nur ganz im allgemeinen gesagt hast? Oder hast du etwa einen besonderen Verdacht?«
    Colgú betrachtete sie einen Moment lang ausdruckslos, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich hege keinen speziellen Verdacht und kann auch niemand Bestimmtes beschuldigen.

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