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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kindesentführung?«
    »Oder war der Mörder, der eigentlich nur Sárait ermorden wollte, auf einmal mit dem Kind konfrontiert und nahm es mit, weil ihm nichts anderes übrigblieb?« führte Brehon Dathal weiter aus.
    Bischof Ségdae setzte eine sarkastische Miene auf. »Ich glaube nicht, daß ein Mörder, der gerade eine Amme niedergestochen hat, auf einmal einem hilflosen Baby gegenüber fürsorgliche Gefühle entwickelt und es mitnimmt, um es vor den nächtlichen Gefahren zu schützen.«
    Fidelma zog die Augenbrauen hoch. »Mir fällt auf, daß wir alle davon ausgehen, daß der Mörder ein Mann ist. Ist das Geschlecht des Täters schon bekannt, oder meint ihr, daß eine Frau einer solchen Tat nicht fähig ist?«
    Der Bischof starrte sie an. »Wir nahmen an …«
    »Ich verstehe.« Fidelma unterbrach ihn. Dann wandte sie sich an die anderen. »Es kann gefährlich sein, Vermutungen anzustellen. Wir müssen allen Möglichkeiten gegenüber offen sein. Eadulfs Frage müssen wir sorgfältig überdenken.«
    Brehon Dathal schüttelte den Kopf.
    »Es gibt einen Unterschied zwischen dem Entführen eines Kindes aus den momentanen Umständen heraus und einer geplanten Entführung. Ich war einmal mit einem Fall befaßt, in dem eine geistig verwirrte Frau, die ihr eigenes Kind verloren hatte, ein Baby entführte, um ihres zu ersetzen. Doch das Szenarium, das hier entworfen wird …«
    » Fúatach .«
Fidelma verwendete den alten Rechtsbegriff für eine gewaltsame Entführung.
    »Um Lösegeld zu erpressen?« fragte Brehon Dathal skeptisch. Er schien zu vergessen, zu wem er sprach. »Bisher ist keine Lösegeldforderung erhoben worden. Würde es sich um eine erpresserische Entführung handeln, wäre uns das schon längst bekannt. Ich glaube, solch abwegige Vorschläge können wir abtun …«
    Colgú erhob sich verdrießlich. Sein Tanist Finguine legte ihm eine Hand auf den Arm, als wolle er ihn besänftigen und auf seinen Stuhl zurückholen.
    »Es stimmt«, sagte Finguine schnell, »daß bisher keine Forderungen erhoben wurden, die uns glauben machen könnten, daß Alchú deshalb verschwunden ist. Wir sollten dennoch diese Möglichkeit nicht ausschließen.«
    »Wir haben die angrenzende Umgebung abgesucht«, sagte Capa nun. »Nirgendwo fand sich eine Spur von dem von Caol beschriebenen Kind, und von Alchú auch nicht. Wenn seine Entführer hier kein gutes Versteck gefunden haben, sind sie mit Alchú wohl nicht mehr in dieser Gegend.«
    Wieder schwiegen alle. Eadulf holte tief Luft.
    »Ich behaupte, daß das Baby von jemandem mitgenommen wurde, der sich ein Kind wünschte«, verkündete Brehon Dathal. »Irgendein Kind, nicht zwangsläufig Fidelmas Kind. Wer immer Alchú nun in seiner Gewalt hat, er ist nicht mehr in dieser Gegend. Eine andere Schlußfolgerung gibt es für mich nicht.«
    Eadulf sah, wie Fidelma die Lippen aufeinanderpreßte. Doch dann entspannten sich ihre Gesichtszüge, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Es lag ein Hauch Sarkasmus darin, aber es war immerhin ein Lächeln. Sie wandtesich an Capa: »Brehon Dathal hat etwas Richtiges gesagt«, ließ sie sich hören. Eadulf erwartete daraufhin eine zynische Bemerkung von ihr, denn er wußte, daß sie von dem aufgeblasenen obersten Richter von Muman keine sehr hohe Meinung hatte. Doch er wurde enttäuscht. »Erinnere dich an die Zeit vor drei oder vier Tagen – oder noch kurz davor – und sag uns, welche Fremden durch Cashel gezogen sind.«
    Capa schien darauf nichts einzufallen. Da meldete sich Finguine, der Tanist, wieder zu Wort.
    »Ich habe sofort daran gedacht, Fidelma, also habe ich das sorgfältig überprüft, doch leider, liebe Cousine, zeigten meine Nachforschungen keine besonderen Ergebnisse. Drei Schiffe fuhren den Fluß Suir hinauf, es waren Händler von den Häfen am Meer. Sie luden ihre Ware ab, warteten auf eine neue Ladung für den Rückweg und segelten dann wieder zurück. Meine Leute haben diese Schiffe sehr gründlich durchsucht, aber es waren keine Kinder an Bord. Außerdem gab es da noch eine kleine Gruppe von Pilgern, eine trauriger Haufen von Mönchen mit körperlichen Gebrechen, die nach Imleach unterwegs waren …«
    Ségdae, der Bischof von Imleach, nickte bestätigend. »Sie hatten erfahren, daß ich mich in Cashel aufhielt, also baten sie mich um meinen Segen, ehe sie zum Kloster des heiligen Ailbe weiterzogen. Dort wollten sie Linderung für ihre Gebrechen erbitten. Einige waren von Geburt an mißgestaltet, andere hatten im Krieg

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