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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ich glaube, daß sich jeder in unserer Burg der Etikette entsprechend geziemend verhält, aber die wahren Gefühle werden oftmals verborgen. Es gibt bestimmt Leute, die glauben, daß die Tochter der Eóghanacht die Mutter eines Sohnes von Éireann und nicht von Sachsen sein sollte.«
    »Alchú hat … wird … zwischen zwei Kulturen und Ländern wählen können«, erwiderte Fidelma. »Er allein entscheidet über seine Zukunft. Das werden wir nicht für ihn tun. Und dieses Schicksal hat Alchú nicht allein. Oswy, der König von Northumbria, hat ein Kind mit Fína, Tochter des alten Hochkönigs Cólman Rímid, gezeugt. Er heißt Aldfrith, und ich erfuhr, daß er ein vielversprechender junger Gelehrter in Beannchar ist. Er ist sowohl in der Kultur seiner Mutter als auch in der seines Vaters zu Hause.«
    Der König lächelte, wenn auch ein wenig traurig. »Du meinst es gut. Aber ich betone noch einmal, daß dies nicht meine Ansicht ist, sondern daß ich nur auf Dinge hinweise, deren ihr euch bewußt sein solltet. Und da gibt es noch etwas.«
    »Noch etwas?« wiederholte Eadulf etwas zynisch. »Ichdachte, wir hätten genug, worüber wir uns den Kopf zerbrechen müssen.«
    »Es wird euch nicht entgangen sein, daß abgesehen von eurer Abstammung auch euer Leben als Nonne und Mönch eine Rolle spielt. Ihr habt euch entschlossen, eure Fähigkeiten in erster Linie in den Dienst des neuen Glaubens zu stellen. Es ist gar nicht so lange her, daß alle unsere Gelehrten, ob nun Richter, Anwälte, Barden oder Ärzte, den Druiden unterstanden. Wir akzeptieren es, daß der neue Glaube die Druiden in den fünf Königreichen fast ganz verdrängt hat. Jene, die dem neuen Glauben anhängen, können das tun, ohne benachteiligt zu werden. Wir akzeptieren es, daß Priester, Mönche und Nonnen des neuen Glaubens, wie zuvor die Druiden, heiraten und Kinder haben können. Es existieren Klöster, in denen sowohl Mönche als auch Nonnen leben. Du, Fidelma, bist in dem
conhospitae
von Kildare ausgebildet worden, einem gemischten Haus, das von der Äbtissin Brigid und von Bischof Conlaed gegründet wurde.«
    Fidelma runzelte die Stirn. »Was willst du damit sagen, Colgú? Bist du etwa von dieser neuen Bewegung bekehrt worden, die meint, daß jene, die Christus dienen, weder das andere Geschlecht heiraten noch mit ihm verkehren dürfen? Nicht einmal der Bischof von Rom hat zugestimmt, daß diese Haltung ein Glaubensdogma sein sollte. Es wäre völlig gegen die Natur, Beziehungen zwischen Frauen und Männern zu verbieten. Es sind nur kleine, hier und da verstreute Gruppierungen von Asketen, die so denken. Unter Priestern, Mönchen und Nonnen hat es schon immer Leute gegeben, die glauben, daß sie Gott besonders viel Treue und Loyalität beweisen, wenn sie alle menschlichen Sehnsüchte verdrängen.«
    »Laß dir versichern, daß ich nicht von ihnen bekehrtwurde, Fidelma. Aber in den fünf Königreichen gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die ihrer Ansicht sind«, verteidigte sich Colgú. »Viele nehmen heute an, daß sie ihrem Glauben am besten dienen können, wenn sie den Zölibat einhalten …«
    »Meine guten Wünsche werden sie begleiten, auch wenn ich das für unnatürlich halte. Aber es ist eine Sache, nach seinen eigenen Ansichten zu leben, und eine andere, sie anderen als Dogma und einzig mögliche Form aufzuzwingen, Gott zu dienen«, erwiderte Fidelma.
    »Ich möchte nur sagen«, fuhr Colgú geduldig fort, »daß es jetzt in den fünf Königreichen viele Angehörige des Klerus gibt, die den Eid des Zölibats ablegen. Und diese Bewegung gewinnt an Einfluß. Die Tatsache, daß du, Prinzessin der Eóghanacht, einen sächsischen Mönch geheiratet hast, ein Kind zur Welt gebracht hast und anderen Nonnen damit ein Beispiel bist, könnte von diesen Gruppierungen als Provokation aufgefaßt werden. Auch aus dieser Ecke können Gefahren drohen.«
    »Unsinn! Es ist …«, fing Fidelma an, doch Eadulf unterbrach sie.
    »Ich verstehe das, Colgú«, sagte er mit ruhiger, aber entschlossener Stimme. »Ehe wir nach Rath Raithlen aufbrachen, hatte ich genau darüber eine Auseinandersetzung mit Bischof Petrán. Und …«, plötzlich hielt er inne. Seine Augen wurden größer. »Wo steckt Bischof Petrán eigentlich? Ich habe ihn seit unserer Rückkehr nicht mehr gesehen.«
    Fidelma sah Eadulf überrascht an.
    »Aber Eadulf. Er ist ein alter Mann mit starren Ansichten. Du willst doch nicht etwa behaupten, daß er …? Ich kenne ihn seit meiner

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