Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
furchtbare Verletzungen erlitten und waren nun behindert. Unter ihnen befanden sich weder Kinder noch Säuglinge.«
    Finguine nickte. »Ich ging zu dem Gasthof in der Stadt, in dem die Pilger die Nacht verbrachten, und fragte sie, ob sie etwas Ungewöhnliches bemerkt hätten. BedauernswerteGeschöpfe. Ich hoffe, ihre Gebete werden erhört und ihre Wünsche gehen in Erfüllung.«
    »Ich schätze, auch dabei ist nicht viel herausgekommen?« fragte Fidelma.
    »Ihr Führer, Bruder Buite von Magh Ghlas, sagte, daß sie von dem Lärm der Wachleute geweckt wurden. Das muß geschehen sein, nachdem man Sáraits Leiche entdeckt hatte. Das war auch schon alles.«
    »Und diese Pilgergruppe ist dann nach Imleach aufgebrochen?« wollte Fidelma wissen.
    »Noch am gleichen Morgen. Sie müßten längst dort sein«, erklärte Bischof Ségdae.
    »Es waren weder Frauen noch Kinder oder Babys unter ihnen«, wiederholte Finguine. »Mehr Fremde kamen nicht durch Cashel.«
    »Abgesehen von dem Mann aus dem Norden und dem Ausländer …«, meldete sich Capa plötzlich zu Wort. »Das war aber schon am Tag vor Sáraits Ermordung.«
    »Ein Ausländer? Und ein Mann aus dem Norden?« fragte Fidelma sofort.
    »Der Ausländer bezeichnete sich selbst als Mönch und Heiler. Er sagte, er käme aus einem fernen Land aus dem Osten.«
    »Aus Persien«, bestätigte Colgú. »Er sagte, er käme aus Persien.«
    Eadulf und die anderen sahen ihn verblüfft an.
    Cerball blickte von seinem Protokoll auf und lächelte wissend.
    »Das ist ein altes Land an der Grenze zu Skythien. Herodot erzählt in seinem vierten Buch, wie die Skyther Darius, den König von Persien, vertrieben, der ihr Land überfallenwollte. Und Justinian bezeugt diese Geschichte ebenfalls …«
    König Colgú unterbrach den Barden mit einer Handbewegung.
    »Ich hatte ihn schon ganz vergessen, so sehr haben mich die traurigen Ereignisse abgelenkt. An dem Abend vor Sáraits Ermordung war er hier unser Gast. Ein Mann in mittleren Jahren, ein Reisender, der, wie er mir erklärte, in den westlichen Ländern sein Wissen erweitern wollte. Er sprach Griechisch und Latein und war in Begleitung eines jungen Bruders aus der Abtei von Ard Marcha, der ihm auf seinen Reisen als eine Art Führer und Dolmetscher diente. Beide waren zu Pferde unterwegs. Ein Kind war ganz sicher nicht bei ihnen.«
    »In welche Richtung sind sie geritten, als sie aufbrachen?« fragte Eadulf neugierig.
    »Nach Westen. Ich glaube, sie sagten, daß sie zur Abtei von Colmán wollten«, erwiderte Colgú. »Wie dem auch sei, sie sind vor Sáraits Ermordung fort. Am Tag zuvor, wie Capa schon sagte.«
    Fidelma wandte sich wieder an Capa. »Nur zum besseren Überblick, Capa, was hast du gemacht, während Finguine die Pilgergruppe und die Händler befragt hat? Wäre das als Befehlshaber der Leibgarde nicht eigentlich deine Aufgabe gewesen?«
    Capa sah sie einen Moment vorwurfsvoll an. »Ich habe nach deinem Kind gesucht, Lady. Ich und drei Abteilungen meiner Leute sind von Cashel in alle Landesteile ausgeritten und haben einen Tag lang die Gegend abgesucht. Wir fanden keinen Hinweis auf dein Kind, weder tot noch lebendig.«
    »Das sollte keine Kritik sein, Capa. Ich wollte mir nur ein umfassendes Bild von den Vorgängen machen.«
    »Es kann nur ein fremder Reisender gewesen sein, der die Gelegenheit beim Schopfe gepackt hat, sich eines Kindes – irgendeines Kindes – zu bemächtigen«, ließ sich Brehon Dathal vernehmen. »Zu der Überzeugung bin ich gekommen. Und als Sárait das Baby verteidigen wollte, tötete er sie und floh mit dem Kind.«
    Nicht nur Eadulf fiel die Schwäche dieser Argumentation auf. In seinem Augenwinkel sah er, daß Fidelma zu einem Protest ansetzen wollte. Rasch ergriff er das Wort.
    »Mit Verlaub, Brehon Dathal, das widerspricht aber den Zeugenaussagen, die wir schon hinlänglich erörtert haben.«
    Brehon Dathal kniff die Augen zusammen. »Was willst du damit sagen, Sachse?« fragte er mit leicht aggressivem Unterton.
    »Wenn sich Sárait zufällig nachts mit dem Baby außerhalb der Burg aufgehalten hätte, müßte man deinen Gedankengang berücksichtigen. Es ist doch aber eher so, daß sie ganz bewußt aus der Burg herausgelockt wurde. Falls das nicht so war, dann – und diese Frage haben wir uns schon gestellt – ist sie fortgegangen und wußte, wen sie treffen würde. In beiden Fällen ist die Identität des Kindes – des eigenartigen, stummen Kindes, das zur Burg kam – von entscheidender Bedeutung.

Weitere Kostenlose Bücher