Der Tod soll auf euch kommen
Die Tatsache, daß dieses Kind, das niemand kennt, mit einer Botschaft an Sárait hier auftauchte, bringt alles durcheinander. Diese Spur müssen wir weiterverfolgen.«
»Aber davon kann jetzt doch keine Rede sein«, widersprach Brehon Dathal.
»Wenn es keine logischen Fäden zu verknüpfen gibt«, äußerte Fidelma mit fester Stimme, »so muß man alle anderenDetails im Auge behalten, ganz gleich, wie unlogisch sie auch erscheinen mögen.«
Colgú blickte sie stirnrunzelnd an. »Woran denkst du, Schwester?«
»Ich werde nach Imleach reiten und mit diesen Mönchen auf Pilgerreise reden. Es könnte sein, daß sie unterwegs etwas gehört oder gesehen haben.« Sie blickte Finguine an und lächelte entschuldigend. »Ich bin mir sicher, daß dir nichts entgangen ist und daß du sie gewissenhaft befragt hast, aber ich glaube, ich fühle mich besser, wenn ich es selbst noch einmal mache.«
Finguine lächelte höflich und zuckte kaum wahrnehmbar mit der Schulter. »Das ist dein Vorrecht, Cousine.«
»Ich glaube, das ist ein fruchtloses Unterfangen«, warf Brehon Dathal ein.
»Es ist aber das einzige, was wir tun können«, erwiderte Fidelma ruhig.
Colgú erhob sich. Alle anderen taten es ihm voller Respekt gleich.
»Die Ratssitzung ist beendet. Finguine, du kannst die Zeugen wieder nach Hause schicken, und stelle eine Abteilung unserer besten Krieger zusammen. Sucht noch einmal die Gegend ab. Führe den Trupp persönlich an.«
Capa wollte schon entrüstet Protest einlegen, denn das Kommando über die Krieger lag in seinen Händen, und er hatte ja schon mit seinen Männern die Gegend erfolglos abgesucht. König Colgú kam ihm jedoch zuvor.
»Für dich habe ich eine besondere Aufgabe, Capa. Sag deiner Frau, daß du ein paar Tage fort sein wirst, und dann wähle zwei Krieger deines Vertrauens aus. Ihr werdet meine Schwester begleiten.« Danach wandte er sich an Fidelma.»Bleib noch einen Augenblick hier. Du auch, Eadulf. Wir werden uns noch einmal allein darüber verständigen.«
Der König wartete schweigend, bis die anderen den Raum verlassen hatten. Besorgt blickte er dann zu seiner Schwester und zu Eadulf.
»Kommt ans Feuer und setzt euch«, sagte er. »Etwas Glühwein?«
Sie nahmen Platz, aber beiden war nicht nach Glühwein zumute. Fidelma hatte immer noch den Geschmack von Eadulfs widerwärtigem Schlaftrunk auf der Zunge. Und der Alkohol würde ihr nur schaden.
»Bist du fest entschlossen, diesen Pilgern nachzureisen?« fragte Colgú, schenkte sich ein Glas Wein ein und rekelte sich vor dem lodernden Feuer.
»Das habe ich doch gesagt«, erwiderte Fidelma knapp.
»Und du bist einverstanden damit?« fragte Colgú nun Eadulf. »Wirst du sie begleiten?«
»Natürlich«, sagte Eadulf und wollte schon hinzufügen, daß eine solche Frage beleidigend war, doch er schwieg. Colgú wußte sehr wohl, was Eadulf für Fidelma empfand, und er mußte wissen, wie schwer ihn der Verlust seines Kindes getroffen hatte. »Ganz gleich wie vage die Aussichten sind, wir müssen jede Gelegenheit beim Schopfe packen, um die Täter aufzuspüren und Alchú wieder nach Hause zu holen.«
Der König schwieg und blickte zu Boden.
»So reitet nach Imleach, wenn ihr es tun müßt«, seufzte er. Rasch blickte er zu Fidelma. »Du siehst nicht gut aus.«
»Im Augenblick helfen mit weder Schlaf noch ein wenig Entspannung. Sei unbesorgt, Bruder. Ich habe mich meiner Trauer und Verzweiflung eine Weile ganz hingegeben, nunhabe ich mich jedoch wieder gefaßt, und das wird so bleiben, bis ich den Fall gelöst habe.« Sie sah schnell zu Eadulf hinüber. Dann wandte sie sich erneut an ihren Bruder: »Was du auch gehört haben magst, ich bin sehr wohl in der Lage, diesen Fall zu untersuchen. Ich bin bei klarem Verstand. Meine Gefühle habe ich so lange unter Kontrolle, bis wieder bessere Zeiten anbrechen.«
Colgú zögerte, dann zuckte er mit den Schultern.
»Nun gut. Aber du brauchst einen wirklich kühlen Kopf für all das.«
Fragend zog Fidelma die Augenbrauen hoch.
»Es gibt also etwas, was dir Sorgen macht? Ich meine jetzt nicht deine Sorgen um Alchú. Da ist noch etwas anderes.«
»Ich glaube, Brehon Dathal kann manchmal ein richtiger Dickschädel sein«, sagte Colgú unerwartet.
Fidelma konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Das ist dir erst jetzt aufgefallen?«
Colgú mußte lächeln. »Nein, aber er wird mit zunehmendem Alter immer exzentrischer. »Um die Wahrheit zu sagen, Schwester, bin ich der Meinung, daß hinter der
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