Der Tod soll auf euch kommen
du mir nie erzählt.«
»Als er sich im Zusammenhang mit seinen Ansichten über den Zölibat über die Frömmigkeit der Bischöfe von Rom ereiferte. Da mußte ich ihm entgegenhalten, falls der heilige Hormidas, Bischof von Rom, nicht mit seiner Frau geschlafen und einen Sohn gezeugt hätte, Rom nicht den heiligen Silverius auf Petrus’ Thron erlebt hätte. Er konnte sich in seiner Entrüstung kaum beherrschen und versuchte abzustreiten, daß überhaupt jemals ein Bischof Roms eine Frau geheiratet hatte, von eigenen Kindern ganz zu schweigen. Nun«, erläuterteEadulf weiter, der sich für das Thema erwärmt hatte, »selbst Innozenz, der erste seines Namens, der Bischof von Rom wurde und der die Petrinische Theorie aufgestellt hat, war Sohn des Anastasius, der ebenfalls ab 399 Bischof von Rom war, und …«
»Hält sich Bischof Petrán zur Zeit in Cashel auf?« unterbrach Fidelma Eadulfs Redefluß.
Colgú schüttelte den Kopf. »Bischof Ségdae hat ihn zu den westlichen Inseln gesandt. Vor einer Woche ist er aufgebrochen.«
»Damit scheidet Petrán aus«, sagte Fidelma zufrieden.
»Aber Petrán hat Anhänger, und da er so starre Ansichten hegt und eine Gruppe von Fanatikern anführt, sollte man unbedingt ein Auge auf ihn haben. Ich werde Finguine anweisen, routinemäßig die Unterkünfte der Geistlichen in der Burg zu durchsuchen.«
»Ich glaube kaum, daß wir da etwas Nützliches finden werden. Falls nämlich dieses Verbrechen geplant und vorbereitet wurde, hätten der gewissenhafte Petrán und seine Leute keinen einzigen Beweis hinterlassen«, stellte Fidelma skeptisch fest.
»Das stimmt, aber auch der klügste Kopf kann manchmal das Offensichtlichste übersehen«, gab Colgú zu bedenken.
»Ich denke, wir sollten aufbrechen, ehe noch mehr Zeit verstreicht«, sagte Fidelma und erhob sich.
»Du willst immer noch mit den Pilgern in Imleach reden?« erkundigte sich Colgú.
»Vorerst bleibt uns nur das.«
»So wird euch Capa begleiten. Ich sagte ihm ja schon, er solle sich bereithalten.«
Fidelma und Eadulf blickten sich an.
»Meinst du wirklich, daß wir uns in Gefahr begeben, Bruder?« fragte sie ruhig.
»Aus ebenjenen Gründen, über die wir uns gerade unterhalten haben, Schwester«, erwiderte Colgú ernst.
Einen Augenblick dachte Eadulf, Fidelma würde sich mit ihrem Bruder streiten. Er wußte, wie sehr es ihr mißfiel, von bewaffneten Kriegern begleitet zu werden, auch wenn es zu ihrem Schutz geschah. Doch Fidelma zuckte nur mit den Schultern.
»Dann sorge dafür, daß Capa in einer Stunde am Tor ist, denn Eadulf und ich werden noch vor dem letzten Glockenschlag zur Mittagszeit losziehen.«
Sie verließen die königlichen Gemächer und liefen an Capa vorbei, der auf weitere Instruktionen vom König wartete. Als sie den schmalen Gang zu ihren Räumen entlanggingen, stellte sich ihnen ein junger Krieger in den Weg.
»Verzeih mir, Lady«, erklärte er etwas unbeholfen.
Er war ein sehr junger Mann mit vollem, rabenschwarzem Haar, heller Haut und Augen, so dunkel wie sein Haar. Er war muskulös, und eine Narbe auf seinem Arm verriet, daß er schon auf dem Schlachtfeld gestanden hatte. Trotz seiner Jugend trug er bereits den goldenen Halsring der Leibgarde des Königs. Seine Kleider waren sehr gepflegt. Er wirkte ausgesprochen freundlich, und Fidelma hatte das Gefühl, ihn schon einmal in der Burg gesehen zu haben. Seine Augen blickten ängstlich umher. Fidelma versuchte, ihre Ungeduld, daß man sie aufhielt, zu zügeln.
»Nun, Krieger? Du möchtest mich sprechen?«
Der junge Mann schluckte. »Lady, ich heiße Gormán.«
»Nun, Gormán?« Ihre Stimme war kühl und nicht gerade ermutigend.
»Lady, ich habe gehört, daß Capa, unser Befehlshaber, zwei Krieger sucht, die ihn nach Imleach begleiten sollen. Es geht wohl um die Suche nach Sáraits Mörder und den Entführer eures Kindes. Capa hat schon Caol ausgewählt.«
»Und?« fragte Fidelma, empört darüber, daß sich diese Neuigkeit so schnell herumgesprochen hatte.
»Ich würde euch auch sehr gern begleiten, Lady.«
Fidelma wurde immer gereizter. »Ich habe nichts damit zu tun, wen Capa bestimmt. Da mußt du dich an ihn wenden.«
Der junge Krieger schüttelte den Kopf. »Capa kann mich offensichtlich nicht leiden, Lady, obwohl ich ihm nichts getan habe. Aber ich muß euch unbedingt begleiten.«
Fidelma starrte ihn verwundert an.
»Du mußt? Warum?«
Der junge Mann machte eine verlegene Geste.
»Ich … Ich kannte Sárait. Ich fühle …
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