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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Capa.
    »Nichts Besonderes, Herr«, erwiderte der andere. »Kurz nachdem wir hier eintrafen, passierte eine Gruppe von Pilgern die Brücke. Sonst waren hier nur Leute aus der Gegend in Geschäften unterwegs. Sie waren uns sämtlich bekannt. Das ist alles. Keine Spur von jemandem mit einem kleinen Kind …« Er schaute kurz zu Fidelma und sah dann bedrückt zu Boden.
    »Habt ihr auch Tag und Nacht aufgepaßt?« erkundigte sich Capa streng.
    »Meine Leute und ich waren sehr gewissenhaft. Von dem Morgen an, als uns Finguine hier hersandte, also an dem Tag, an dem der Alarm ausgelöst wurde, waren wir ständig auf Posten. Wir haben uns dabei abgewechselt. Einer ist immerda, während die anderen schlafen. Nachts hat hier niemand die Brücke passiert.«
    »Warum sollte man auch über diese Brücke gehen?« fragte Eadulf. »Flußaufwärts gibt es Furten. Außerdem hätte derjenige, der Sárait umgebracht und das Baby entführt hat, noch in der gleichen Nacht die Brücke überqueren können«, stellte er fest. »Vielleicht ist ja die ganze Überwachung umsonst.«
    »Da magst du recht haben, Bruder Eadulf«, stimmte ihm Capa widerstrebend zu. »Aber wir haben gleich nach Bekanntwerden des Verbrechens jeden alarmiert und Reiter ins Land ausgeschickt. Immer noch besser, als gar nichts zu tun.«
    »Was war mit diesen Pilgern?« fragte Fidelma und beugte sich interessiert vor.
    »Da gibt es nur wenig zu sagen, Lady. Wir sind auf der Straße an ihnen vorbeigeritten, sie waren zu Fuß. Wir trafen hier ein, und bald stießen sie zu uns. Es waren ungefähr sechs. Solche Pilger habe ich schon öfter gesehen auf dem Weg zu heiligen Stätten, wo sie Linderung für ihre Gebrechen erbitten. Sie waren nicht voneinander zu unterscheiden. Alle trugen Umhänge, und ihre Köpfe waren unter Kapuzen verborgen. Wir konnten weder erkennen, wie alt sie waren, noch ob es sich um Männer oder Frauen handelte. Aber Kinder waren nicht darunter, ich meine keine Babys.«
    Fidelma blickte ihn prüfend an.
    »Wieso grenzt du deine Aussage auf Babys ein?«
    Der Mann zögerte einen Moment.
    »Ich dachte, einer der Pilger hätte auch ein Kind sein können, ein kleinwüchsiges, mißgestaltetes armes Geschöpf.«
    Fidelma zog eine Augenbraue hoch. »Ein mißgestaltetes Kind?« fragte sie streng.
    Der Krieger zuckte mit den Schultern. Er überlegte, wie er am besten beschreiben konnte, was er gesehen hatte.
    »Der Pilger war nicht unbedingt als Kind zu bezeichnen. Sein Körper wirkte sehr stämmig. Er ging mir ungefähr bis hier …« Der großgewachsene Mann zeigte auf seine Taille.
    Capa sah ihn abschätzig an. »Vermutlich hast du die Reisenden nicht gefragt, wer sie sind, oder? Du weißt doch, daß wir nach dem verwachsenen Kind suchen, das die Nachricht nach Cashel gebracht hat. Diesen Pilger hättest du unbedingt festhalten müssen.«
    »Man hat mir nichts von einem verwachsenen Kind gesagt«, erwiderte der Krieger betroffen. Ich sollte nur nach Alchú, dem Baby, Ausschau halten. Als wir auf die Pilger zugingen, um sie zu befragen, holte der Kleinwüchsige ein Glöckchen hervor und läutete damit. Es war eine Lepraglocke. Mir war bereits aufgefallen, daß sich die anderen Pilger von dem Aussätzigen fernhielten. Daher näherten wir uns ihnen nicht weiter, sondern ließen sie nach Imleach ziehen.«
    Fidelma atmete langsam aus. Einzig daran war zu erkennen, wie aufgebracht sie war. Der Mann sah sie mit gequälter Miene an.
    »Es ist wahr, Lady, wir sollten nicht nach einem verwachsenen Kind suchen – nur nach einem Baby«, sagte er.
    »Wer hat das angeordnet, Krieger?« fragte Capa gereizt.
    »Lord Finguine.«
    »So, nun weißt du es jedenfalls, auch wenn ich befürchte, daß es zu spät ist«, antwortete Capa. »Ein verwachsenes Kind hat die Botschaft in die Burg von Cashel gebracht, die Sárait in den Tod lockte. Sei von nun an wachsam.«
    Der Krieger nickte niedergeschlagen.
    Von den westlichen Bergen her erscholl ein dumpfes Donnergrollen. Fidelma riß sich von ihren Gedanken los.
    »Wir sollten zum Brunnen von Ara reiten, ehe das Gewitter losbricht.«
    Capa erreichte als erster der kleinen Gruppe das andere Ufer.
    Bedrückt sah ihnen der Krieger von der Brücke nach. Dann entspannten sich seine Züge. Er zuckte verächtlich mit den Schultern. Capa war verrückt, wenn er erwartete, daß seine Männer sich nah an einen Leprakranken heranwagten.
     
    Hier und da fielen schon große Regentropfen, und das Donnergrollen kam immer näher. Die Gruppe gelangte

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