Der Tod soll auf euch kommen
ohne Ankündigung das Zelt betrat und zu ihm eilte. Er war ganz außer Atem.
»Fiachrae, es ist jemand ermordet worden«, sagte er ohne Umschweife.
Bestürzt blickte ihn der Fürst an.
»Was? Wer? Sprich schon, Mann.«
»Der Krieger aus Cashel, Capa, hat mich geschickt, um dich und Lady Fidelma zu bitten, sofort zu ihm zu kommen. Am anderen Ende des Jahrmarkts wurde eine Leiche entdeckt.«
»Capa? Ist er verletzt? Hat er oder einer seiner Männer damit zu tun?« fragte Fidelma und erhob sich ebenso wie Eadulf und Fiachrae.
Der Bote schüttelte den Kopf. »Nein, Lady, er und seine Männer haben nichts damit zu tun, nur daß sie die Leiche gefunden haben und mich baten, dich zu holen.«
»So geh voraus.«
Der Mann eilte voran. Die anderen drei folgten ihm dichtauf. Rasch liefen sie an den Jahrmarktsständen vorbei und über eine Brücke aus Planken, die über den Bach führte. Bald hatten sie den Wald aus Eiben, Stechpalmen und kahlem Schlehdorn erreicht. Caol stand an seinem Rand und winkte sie zu sich.
»Hier entlang, Lady Fidelma«, rief er.
Sie mußten nur ein kurzes Stück einen schmalen Pfad entlanggehen und gelangten zu Capa und Gormán, der ungewöhnlich blaß aussah.
Neben dem Pfad wuchs unter einer Reihe von EschenstümpfenHartriegel, der immer noch herbstlich rote Stengel und hochrot gefärbte Blätter hatte. Offensichtlich waren die Eschen vor längerer Zeit gefällt worden, denn die Baumstümpfe waren alt und von ungenießbaren schwarzen Holzkohlepilzen überzogen.
Capa zeigte aufgeregt zu Boden.
»Wir haben ihn, Lady«, sagte er nur.
Es erübrigte sich zu fragen, wer gemeint war.
Die Leiche eines sehr kleinen Mannes mit großem Kopf, der in eine Mönchskutte gehüllt war, lag flach auf dem Rücken. Der kleine tote Körper war von einem grellen Ring aus unzähligen Orangebecherlingen umgeben.
Nach der Todesursache mußte nicht lange geforscht werden. Der Strick, mit dem er sein Gewand gegürtet hatte, lag noch um seinen Hals. Sein Gesicht war entstellt, die Haut war fleckig und fast schwarz, und die Zunge hing ihm aus dem Mund.
KAPITEL 7
»Ruhe!« rief Fidelma gebieterisch, als mehrere auf einmal sprachen.
Sie kniete sich neben die Leiche. Der Zwerg hatte ein recht junges Gesicht und dunkle Haare, von der Tonsur eines Mönchs war nichts zu sehen. Die Leiche war noch warm, er war also noch nicht lange tot. Fidelma fiel ein glänzender Gegenstand auf, der von der Leiche halb verdeckt wurde. Sie zog ihn hervor. Es war eine Bronzeglocke mit einem Holzgriff. Sie betrachtete die Glocke eine Weile und legte sie dann neben sich. Nun schaute sie sich sorgfältig Hände und Gesicht des Toten an. Erstaunt runzelte sie die Stirn.
Zur Überraschung der umstehenden Männer öffnete sie langsam und vorsichtig die Mönchskutte, bis die Haut des Zwergs sichtbar wurde. Schweigend sahen sie zu, wie sie den Toten untersuchte. Schließlich hüllte sie den kleinen Körper wieder ein und stand auf.
»Gibt es hier in Cnoc Loinge einen Arzt?« fragte sie Fiachrae.
Der Fürst schüttelte den Kopf.
»Wir haben einen Kräuterheilkundigen hier und einen Mann, der die Leichen zum Begräbnis vorbereitet. Der nächste Arzt lebt in der Abtei von Imleach.«
»Dann soll der Apotheker die Leiche an einen Ort bringen, wo er sie genauer untersuchen kann. In einer Stunde will ich seinen Bericht hören.«
»Worauf soll er achten?«
»Er soll mir sagen, ob dieser Mann an irgendwelchen Krankheiten litt.«
Fiachrae wandte sich an den Gefolgsmann, der sie hierhergeführt hatte, und gab ihm die entsprechenden Befehle.
Fidelma stand wieder bei den Kriegern.
»Wie ist die Leiche entdeckt worden?« fragte sie sie.
Gormán scharrte verlegen mit den Füßen auf dem Boden. »Ich habe sie entdeckt, Lady.«
»Wie war das genau?« fragte Fidelma. »Diese Stelle hier ist ziemlich weit weg vom Jahrmarkt, wo ihr eigentlich suchen solltet.«
»Nun, als du von uns fort bist, da meinte Capa, wir sollten uns trennen, damit wir mit der Suche schneller vorankämen. Ich überprüfte eine Weile den Jahrmarkt, als Capa zu mir kam und sagte, eine Frau hätte ihm gerade von einem Zwerg im Mönchsgewand berichtet, der sich im Wald injener Richtung aufhalten sollte. Also hat er mich hierhergeschickt.«
Capa wollte etwas hinzufügen, doch Fidelma hob die Hand, damit er schwieg.
»Rede weiter, Gormán.«
»Also lief ich los und sah mich hier um. Die Leiche war nicht gut versteckt, so habe ich sie schnell gefunden.«
»Hat sie so dagelegen,
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