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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gut zu uns. Ich spiele stets Bruder Forindain, den Leprakranken. Iubdán aber versuchte sich gern in verschiedenen Rollen, so konnte er, wenn einer von uns krank war, für ihn einspringen. Heute vormittag nahm mein Bruder deshalb mein Gewand und die Glocke und ging damit in den Wald, um zu proben.«
    »Und das mußte er mit dem Leben bezahlen«, sagte Fidelma leise. »Er wurde mit dir verwechselt.«
    »Du bist sehr klug, Schwester … Lady Fidelma, wollte ichsagen«, sprach der Zwerg langsam. Er hatte wohl das gleiche gedacht. »Doch ich begreife nicht, warum er umgebracht wurde – oder vielmehr, warum jemand mich umbringen wollte.«
    »Es hat mit dem zu tun, was du in Cashel getan hast«, erwiderte Fidelma.
    »In Cashel ist doch gar nichts geschehen«, stellte der Zwerg verwirrt fest.
    »Erinnere dich genau. Irgend etwas muß dort passiert sein«, sagte Fidelma eindringlich.
    »Kaum der Rede wert, außer daß ich mir einen
screpall
verdient habe und dann in der Scheune geschlafen habe, ehe ich mich den Pilgern nach Imleach anschloß. Normalerweise bin ich lieber allein unterwegs, doch da es erhebliche Unruhe gab, wie ich schon sagte, zog ich lieber mit den Pilgern nach Imleach. Gemeinsam im weitesten Sinne, denn ich lief ein Stück hinter ihnen her und schwenkte die Glocke, damit sie mir nicht zu nahe kämen. Es ist schon erstaunlich, wie rasch man als Aussätziger vorankommt.«
    »Nun gut«, sagte Fidelma. »Reden wir noch einmal von Cashel. Womit hast du dir den
screpall
verdient?«
    Der Zwerg zuckte mit den Achseln. »Ich habe eine Nachricht zur Burg gebracht – zur Burg deines Bruders, Lady. Ich sollte eine Frau namens Sárait ausfindig machen und ihr die Nachricht überbringen, daß ihre Schwester sie dringend zu sehen wünscht. Das war alles.«
    »Und wie hat man dich für diesen Botendienst gewonnen?«
    »Ich spazierte über den Marktplatz, die Dämmerung war angebrochen, und ich war gerade erst in Cashel angekommen. Es gab nur wenig zu sehen, also ging ich direkt weiter zumGasthaus. Ich war schon ganz nahe, da sprang mich ein Hund an.« Die Stimme des Zwerges klang verbittert. »Das geschieht häufig. Meist ist es auch kein Zufall. Die Menschen können so grausam sein und lassen absichtlich ihre Hunde frei. Egal, diesmal wurde der Hund von einer Frau zurückgerufen. Sie stand im Schatten des Gasthauses. Dann sprach sie mich an. Sie bot mir einen
screpall,
wenn ich eine Nachricht zur Burg bringen würde. Ich sollte nach der Kinderfrau Sárait fragen und ihr ausrichten, daß Gobnat sie unverzüglich sehen wolle. Ich glaube, sie wollte es wiedergutmachen, daß mich ihr Hund angefallen hatte. Nun, es war noch zu früh, um sich schlafen zu legen, und ich wollte auch kein Aufsehen erregen, wenn ich gleich in die Gaststube ginge. Außerdem ist ein
screpall
doch ein ansehnlicher Verdienst.«
    »Hat die Frau mitbekommen, daß du wie ein Aussätziger einen langen Umhang trugst?«
    »Ich hatte die Verkleidung für gewisse Zeit abgelegt, damit ich in Ruhe im Gasthaus essen konnte.«
    »Du sagst, daß die Frau im Schatten das Gasthauses gestanden hat.«
    »Genau davor, draußen.«
    »Hat sie dir erklärt, warum sie die Nachricht nicht selbst überbringen wollte?«
    »Wenn man mir Geld anbietet, frage ich nicht viel nach.«
    »Und wie hast du die Nachricht überbracht?«
    »Sie sagte mir, daß die Wachleute vor der Burg mir vielleicht irgendwelche Fragen stellen würden. Deshalb sollte ich lieber so tun, als sei ich stumm. Nun, ich habe schon mehrmals einen Stummen gespielt. Aber ich fragte sie noch, wie ich den Wachleuten klarmachen sollte, zu wem ich wollte. Offenbar war sie gut vorbereitet. Sie zog ein Stück Birkenrinde ausihrem
marsupium
hervor und reichte es mir. Da stand etwas drauf.«
    »Was denn?«
    »Darauf stand: ›Man schickt mich zu Sárait.‹ Etwas in der Art. Ich kann nicht beschwören, daß es genau diese Worte waren.«
    »Und der Wächter ließ dich durchs Tor, als du ihm das Stück Birkenrinde vorzeigtest?«
    »Ja.«
    »Was hast du gemacht, um als Stummer zu gelten?«
    Der Zwerg lachte. »Wie stellt ein Schauspieler wohl etwas dar? Mit seiner Miene.«
    »Wie hast du Sárait gefunden?«
    »Der Wächter hat mir erklärt, wie ich zu ihrer Kammer gelange. Ich fand sie schnell. Die Frau war allein, daher konnte ich ihr die Nachricht mitteilen.«
    »Die wie lautete?«
    »Wie ich schon sagte, daß ihre Schwester sie dringend zu sprechen wünschte.«
    »Das war alles?«
    »So lautete die Botschaft.«
    »Wie

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