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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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richtig hältst.«
    »Vielen Dank, Fiachrae«, erwiderte Fidelma. Sie hatte ohnehin nichts anderes vorgehabt. »So, wie soll ich dich nun nennen? Forindain?« fragte sie den Zwerg.
    Der
crossan
senkte den Kopf. »Seit ich bei den fahrenden Schauspielern bin, werde ich so genannt, Schwester. MeineEltern haben mich verstoßen, sobald sie es auf legale Weise tun durften. Das heißt, sie haben meinen Bruder und mich verstoßen. Wir wurden von einem
obláire
großgezogen, dem Leiter einer Schauspielertruppe. Er brachte uns bei, wie wir die Eigenheiten, mit denen uns die Natur bedacht hat, zur Unterhaltung unserer Mitmenschen einsetzen könnten. Nenne mich nur Forindain, denn dieser Name ist mir am vertrautesten.«
    »Danke. Du kennst Fiachrae schon, den Fürsten von Cnoc Loinge, und das ist Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham aus dem Land des Südvolks hinter dem Meer.«
    Forindain schaute erst Fiachre, dann Eadulf an und sah wieder zu Fidelma.
    »Und du bist, wie du sagst, eine
dálaigh

    »Ich heiße Fidelma, Fidelma von Cashel.«
    Forindain war erstaunt. »Bist du die Schwester von Colgú, dem König von Muman?« fragte er ruhig.
    »Ja. Kennst du mich?«
    »Ich habe gehört, daß du eine große
dálaigh
bist.«
    »Sonst nichts weiter?«
    »Ist da noch etwas, was ich wissen sollte?« entgegnete er. Fidelma schwieg einen Moment. Dann sagte sie: »Wir wollen uns über deinen Bruder Iubdán unterhalten. Erzähle mir von ihm.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Sein Leben glich dem meinen, bis man es ihm so grausam nahm. Seit wir den
obláire
verlassen haben, waren wir beide immer in ein und derselben Schauspieltruppe. Diese kleine Truppe haben wir gemeinsam geleitet.«
    »Und wann ist Iubdán hier in Cnoc Loinge wieder zu euch gestoßen?«
    »Zu uns gestoßen? Er war die ganze Zeit bei der Truppe. Ich bin hier dazugekommen und …«
    Plötzlich verstummte er und starrte sie an. Sein Gesicht wurde ganz blaß. Er fuhr sich mit der Hand an die Kehle.
    »Was ist mit dir, Forindain?« fragte Fidelma und versuchte an dem Ausdruck seiner bernsteinfarbenen Augen zu erraten, was er gerade dachte. Da kam ihr intuitiv der richtige Gedanke.
    »Du bist derjenige, der in Cashel war, und nicht dein Bruder, nicht wahr?«
    »Ich werde dir alles erzählen, Fidelma von Cashel«, sagte Forindain langsam, »doch nun brauche ich erst einmal einen Schluck von dem
corma,
Fiachrae.«
    Verwirrt erhob sich Fiachrae und schenkte ihm ein. Der Zwerg leerte seinen Becher in einem Zug.
    »Wir sind in Tailltenn aufgetreten, vor dem Hochkönig«, fing er nachdenklich an. »Wir hatten eine Tournee geplant. Es sollte von der Stadt bei der Abtei Cluain Mic Nois nach Tír dhá Ghlas und Cnoc Loinge gehen. Dann nach Ros Cairbre und in andere Städten, wobei wir uns Richtung Osten an der Küste nach Ard Mhór über Cluain Meala und schließlich zur Hauptstadt Cashel bewegen wollten.«
    Fidelma lehnte sich zurück und betrachtete ihn nachdenklich.
    »Warum erzählst du uns von dieser Reiseroute?«
    »Unsere Truppe brach gemeinsam in Tailltenn auf, doch in Tír dhá Ghlas, dem Land der zwei Flüsse, wo wir vor den Leuten aus der Siedlung um das Kloster herum spielten, habe ich meine Gefährten verlassen.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Wir sind noch nie in Cashel aufgetreten. Also beschloßich, der Stadt vorher einen Besuch abzustatten. Unglücklicherweise traf ich erst spät dort ein, es war schon fast dunkel. Ich wußte, daß ich nicht viel Zeit haben würde, mir am nächsten Vormittag die Stadt anzusehen. Es gab dort Aufregung, da hielt ich es für besser, mich einer Pilgergruppe anzuschließen, die nach Westen wollte. So schaute ich mir das Stadtinnere von Cashel an und begab mich dann zum Gasthof, wo die Pilger Unterkunft gefunden hatten.«
    »Und du bist in deiner Verkleidung als Bruder Forindain, dem Leprakranken, durch Cashel gezogen?«
    Forindain lächelte. »Das ist häufig eine sehr nützliche Art zu reisen. Es hält einem die Leute fern; in diesem Land glauben sehr viele, sie könnten so kleine Menschen wie mich reinlegen. Die Welt ist eben nicht vollkommen.«
    »Das ist wohl wahr«, stimmte ihm Eadulf zu, dem seine Erklärung einleuchtete.
    »Und warum trug nun dein Bruder deine Verkleidung?« fragte Fidelma überraschend streng.
    Forindain mußte blinzeln.
    »Wir bereiteten uns gerade auf die heutige Nachmittagsvorstellung vor«, erwiderte er nach kurzem Zögern. »Wir führen immer Geschichten von den Faylinn auf, den kleinen Menschen, das paßt

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