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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hättest du sie übermittelt, wenn Sárait nicht allein gewesen wäre?« wollte Eadulf wissen. »Und wenn du wieder den Stummen hättest spielen müssen?«
    Forindain lächelte müde. »Dann hätte ich mir etwas einfallen lassen. Doch sie war allein, und so wurde ich alles mündlich los. Ich kann auch schreiben und lesen, mußt du wissen.« Seine Stimme klang nun etwas herablassend. »Wir Schauspieler sind ziemlich gebildet.«
    »Hast du dann gewartet, um Sárait zu begleiten?« fragte Fidelma.
    Forindain schüttelte den Kopf. »Ich hatte mir meinen
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verdient und kehrte ins Gasthaus zurück. Ich wollte mir dafür eigentlich ein gutes Zimmer nehmen, habe aber dann darauf verzichtet.«
    Fidelma stieß einen tiefen Seufzer aus. »Du bist also gleich zum Gasthaus zurückgekehrt?«
    »Ja. Dort bestellte ich mir
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und eine Suppe. Ich habe ein paar von den Pilgern gesehen, und ich hörte, wie sie über Imleach sprachen. Dann habe ich mich in einen Stall zurückgezogen. Das ist nicht so teuer wie ein Zimmer im Gasthaus. Ich fand ein warmes Plätzchen im Stroh. Ich wachte erst wieder auf, als im Hof Lärm aufkam. Ich sah Krieger, die sich mit den Pilgern unterhielten. Dann ritten sie wieder fort. Später sprach ich den Führer der Pilgergruppe an. Er hatte nichts dagegen, daß ich mich ihnen anschloß. So blieb mir nicht viel Zeit, mir die Stadt anzusehen; ich kehrte bald zu den Pilgern zurück, die aufbrechen wollten. Zu dem Zeitpunkt beschloß ich, wieder den Leprakranken zu spielen, was zwar weniger gut ist, um Essen und Unterkunft zu erhalten, aber das Reisen an sich erleichtert.«
    »Und du hast nichts weiter gehört? Gab es kein Geschrei?«
    »Geschrei?« Der Zwerg rieb sich das Kinn. »Doch, doch, es kam, wie ich schon sagte, zu einem kleinen Tumult. Die Krieger suchten scheinbar nach jemandem. Ich wollte nicht fragen, worum es da ging. Ich war ja vorgeblich leprakrank, also habe ich mich mit niemandem unterhalten. Was hätte ich tun sollen?«
    Nun herrschte Schweigen. Fidelma nickte zu Eadulf hinüber, der sagte: »Als Sárait die Burg verließ, lief sie ihrem Mörder in die Arme.«
    Forindain war fassungslos.
    »Ich habe sie nicht umgebracht. Ich kannte sie gar nicht. Alles, was ich sagte, ist wahr«, beteuerte er.
    »Außerdem«, sagte nun Fidelma, »war sie die Amme meines Kindes, und da sie niemanden fand, der sich um das Kind kümmern konnte, hat sie es mitgenommen. Seit diesem Zeitpunkt ist mein Kind verschwunden.«
    Der Zwerg stöhnte ein wenig.
    »Ich … Ich habe damit nichts zu tun. Ich habe einfach nur die Botschaft überbracht, Lady. Sonst weiß ich von nichts …«
    »Mich interessiert die Frau, die dir die Nachricht an Sárait übergeben hat.«
    »Ich sagte dir schon, daß sie Sáraits Schwester war. Die solltest du lieber verhören.«
    Nachdenklich betrachtete Fidelma den Zwerg.
    »Sáraits Schwester hat abgestritten, eine solche Botschaft geschickt zu haben. Beschreibe uns die Frau doch einmal.«
    »Es war fast dunkel, und sie stand im Schatten des Gasthauses.«
    »Hielt sie sich die ganze Zeit im Dunklen auf?«
    Forindain grübelte einen Moment.
    »Einmal trat sie kurz in den Lichtschein hinaus. Als sie mir die Birkenrinde reichte. Aber sie trug einen Umhang mit Kapuze, so daß ich ihr Gesicht nicht wahrnehmen konnte. Ich hatte den Eindruck, daß sie wohlgebaut war, eher klein … Verglichen mit einer Frau von normaler Größe, meine ich«, berichtigte er sich. »Ihre Stimme klang nicht nach der eines jungen Mädchens. Jetzt erinnere ich mich. Im Licht der Laterne konnte ich kurz die Farben ihres Umhangs sehen. Ich dachte noch, daß es ziemlich ungewöhnlich sei, zu solcher Zeit und an einem solchen Ort einen solchen Umhang zu tragen.«
    »Ungewöhnlich?« wollte Eadulf wissen. »Inwiefern?«
    »Es war ein langer Umhang aus grüner Seide mit einer Kapuze, die ganz über ihr Gesicht fiel. Und die grüne Seide war mit roter Stickerei verziert. Der Umhang wurde von einer silbernen Schnalle mit Edelsteinen zusammengehalten. Als sie mir das Geld gab, fiel mir auf, daß sie an den Fingern Ringe trug. Ich konnte sie nicht sehen, habe sie aber gefühlt.«
    Eadulf blickte Fidelma fragend an, doch sie schien ganz in ihre Überlegungen vertieft.
    »Nun«, sagte er, »diese Beschreibung paßt ganz sicher nicht zu Sáraits Schwester. Sie trägt eher einfache Kleidung.«
    Fidelma fuhr aus ihren Gedanken auf und blickte Eadulf eine Weile an.
    »Hattest du das denn erwartet?« fragte sie.
    »Damit ist

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