Der Tod soll auf euch kommen
schlicht und einfach ausgeschlossen, daß sie in die Sache verwickelt ist, das ist alles«, entgegnete er.
»Mit irgendeinem Mord habe ich nichts zu tun, Lady«, beteuerte Forindain noch einmal. Er war nervös und hielt seine Hände verschränkt vor sich.
»Diese Frau wartete im Dunkeln, um jemanden zu finden, der eine Nachricht zur Burg bringt«, überlegte Fidelma laut. »Es scheint, daß ganz zufällig du es warst, der gerade auftauchte und diese Sache erledigen konnte.«
»Zufällig? Was soll das heißen?«
»Woher sollte sie wissen, daß ausgerechnet du dort auftauchen würdest?«
Der Zwerg verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Viel leicht war sie eine Hellseherin«, entgegnete er. »Woher soll ich das wissen?«
»Wird deine Truppe die Tournee fortsetzen?« fragte Fidelmanun. Offensichtlich wollte sie das Thema wechseln. »Werdet ihr auch nach Cashel weiterziehen?«
Forindain seufzte. »Mein Bruder war ein guter Komödiant, doch wir müssen weitermachen. Das ist die einzige Möglichkeit, uns unseren Lebensunterhalt zu sichern. Uns bleiben nur das Theater und die Jahrmärkte. Wir werden unserem ursprünglichen Plan folgen.«
»Also dürfen wir euch in Cashel erwarten?« erkundigte sich Fidelma.
»Ende nächster Woche ist Jahrmarkt in Cashel. Wir werden dort sein, Lady, es sei denn, daß man uns auf Grund der Vorfälle den Zutritt verwehrt.«
»Euch wird nichts verwehrt.« Fidelma erhob sich. »Ich würde mich im Gegenteil sehr freuen. Komm mit deinen Gefährten wieder, Forindain. Ich bedaure aufrichtig den Verlust deines Bruders.«
Forindain stand etwas unsicher auf. »Und mein Bruder Iubdán? Wird ihm Gerechtigkeit widerfahren?«
»Ich rate dir, einen anderen Namen anzunehmen und eine andere Rolle zu wählen. Ganz gewiß hat man deinen Bruder mit dir verwechselt. Das sollte niemand erfahren. Auch wenn ich glaube, daß du nun außer Gefahr bist, da wir uns unterhalten haben. Ich nehme an, daß der Täter durch den Mord einen Mitwisser ausschalten wollte. Dennoch solltest du nichts riskieren. Von nun an solltest du Iubdán sein, bis du zu mir nach Cashel kommst.«
Der Zwerg zögerte. Dann verneigte er sich leicht und verließ das Zelt.
Fiachrae schüttelte den Kopf.
»Ich habe von alldem nichts begriffen, Cousine.«
»Das ist auch das beste, Cousin«, erwiderte Fidelma feierlich.»Nichts von dem, was hier besprochen wurde, darf an die Öffentlichkeit dringen. Ich werde dich in Kenntnis setzen, sobald ich mehr weiß. So, da es schon auf Mittag zugeht, dürfen wir dich vielleicht um eine Stärkung bitten … Etwas Eßbares«, fügte sie hinzu, da Fiachraes Blick hinüber zum Tisch wanderte, auf dem der Krug mit
corma
stand. »Nach dem wir dann gegessen haben, werden wir uns zurück nach Cashel begeben.«
Fiachrae blickte verwirrt drein.
»Aber der Mörder des Zwerges …?« protestierte er. »Wollt ihr nicht bleiben, um ihn zu finden?«
»Die Person, die für die Ermordung von Iubdán verantwortlich ist, müssen wir nicht in Cnoc Loinge, sondern in Cashel suchen. Mach dir keine Sorgen, Cousin. Ich werde dich benachrichtigen, sobald ich sie dingfest gemacht habe.«
Nachdem Fiachrae hinausgegangen war, um Anweisungen für das Mittagessen zu erteilen, fragte Eadulf Fidelma erstaunt: »Was willst du damit sagen?«
Fidelma blickte ihn kühl an. »Womit?«
»Daß der Mörder von Iubdán in Cashel zu suchen ist.«
»Ich sagte, daß die für den Mord verantwortliche Person in Cashel zu suchen ist.«
Eadulf atmete tief aus. »Soweit ich das beurteilen kann, stecken wir in einer Sackgasse. Jemand hat den unschuldigen Zwerg zur Burg geschickt, um Sárait zu ihrem Mörder hinauszulocken. Wenigstens haben wir nun erfahren, daß man nicht Alchú entführen wollte, sonst hätte die Botschaft gelautet, das Kind mitzunehmen. Es war purer Zufall, daß Sárait niemanden antraf, dem sie das Kind anvertrauen konnte, und es mitnehmen mußte.«
Fidelma sah ihn nachdenklich an.
»Da magst du recht haben, diesen Punkt muß man unbedingt im Auge behalten«, meinte sie.
»Aber es gibt keine Spur. Nicht die geringste.«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach ihm Fidelma. »Ich glaube, daß mich die Beschreibung der Kleider jener Frau am Gasthaus genau zu der Person führen wird, die solche ungewöhnlichen Kleider trägt.«
KAPITEL 8
Fidelma und Eadulf ritten zurück nach Cashel, ohne unterwegs viele Worte zu wechseln. Obwohl sie in Cnoc Loinge etwas unbefangener miteinander umgegangen waren, war die Spannung
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