Der Tod soll auf euch kommen
mir sitzen, hier zu meiner Linken.«
Eadulf verbarg sein Erstaunen über diesen Vertrauensbeweis des Königs vor dem Kronrat. Die anderen Männer empfanden diese Ehrerbietung einem Fremden gegenüber weder ungewöhnlich noch fühlten sie sich ausgegrenzt. Es war vielmehr ganz allein Eadulfs Unsicherheit zuzuschreiben, daß ihn sein Status als Fremder immer wieder so vordergründig beschäftigte. Ständig ging ihm durch den Kopf, daß er zwar der Vater von Fidelmas Sohn, aber nur ihr
fer comtha
war und nicht ihr richtiger Ehegatte. Die Ehegesetze der fünf Königreiche waren kompliziert, es existierten mehrere Definitionen für den wahren Ehestand. So gab es tatsächlich neun verschiedene Formen von Partnergemeinschaften. Da man in Eadulfs und Fidelmas Fall den Status und die Rechte von Ehegatte und Ehefrau aus dem Gesetz des
Cáin Lánamnus
herleitete, handelte es sich hier um eine Ehe auf Probe für ein Jahr und einen Tag. Nach Ablauf dieser Frist könnten sich beide Partner schuld- und straflos trennen, wenn die Beziehung nicht glücklich verlaufen war. Eadulf war sich der zeitlichen Begrenztheit seiner Position sehr bewußt.
Die Ratsmitglieder nahmen um den runden Tisch herum Platz. Es herrschte ein unangenehmes Schweigen, während Colgú prüfend in die Runde blickte. Schließlich ergriff er das Wort.
»Ihr wißt alle, warum ihr hergebeten wurdet. So wollen wir mit den uns bekannten Fakten beginnen.«
Daraufhin räusperte sich Cerball, der Barde und Chronist. »Die Fakten liegen auf der Hand. Die Amme Sárait ist ermordet worden, und das Kind, das in ihrer Obhut war, wurde entführt. Es handelt sich um den kleinen Alchú, den Sohn von Fidelma von Cashel und Eadulf von Seaxmund’s Ham. Dieses schreckliche Ereignis trug sich vor vier Tagen zu.«
Nun folgte eine Pause.
»Es gibt noch einiges zu ergänzen«, sagte Colgú. »Sárait hat fast sechs Monate als Amme hier auf der Burg gedient. Meine Schwester hatte sie in ihre Dienste genommen, weil sie nach der Geburt ihres Kindes eine Amme brauchte. Ist das richtig, Eadulf?«
Eadulf war überrascht, daß er im Kronrat vom König angesprochen wurde, und schaute auf. Colgú lächelte ihm ermutigend zu. Er ahnte, weshalb der Sachse zögerte.
»Dir ist gestattet, dich während der gesamten Sitzung sofort zu Wort zu melden«, sagte er.
Eadulf neigte den Kopf. »Also. Sárait wurde von mir und Fidelma sehr geschätzt. Fidelma vertraute ihr so sehr, daß wir sie zur Amme unseres Sohnes nahmen. Als man uns bat, wegen der Lösung eines komplizierten Falls nach Rath Raithlen zu reisen, gaben wir Alchú ohne Bedenken in ihre Obhut.«
Colgú blickte zu Capa. »Sárait war die Schwester deiner Frau, Capa. Was kannst du dem noch hinzufügen?«
Der Befehlshaber der Leibgarde schob mit einer etwas eitlen Geste seine blonden Haare nach hinten und lehnte sich zurück. Seine blauen Augen blickten eindringlich und ernst. Er wirkte betrübt.
»Sárait war eine hübsche Frau, eine reife Frau«, sagte erbetont langsam und wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Sie war weder leichtsinnig noch unbedacht, sie war sich ihrer Verantwortung voll bewußt. Sie war Witwe. Ihr Mann, Callada, starb als Krieger bei der Verteidigung des Königreiches gegen die Uí Fidgente in der Schlacht von Cnoc Áine. Für Sáraits Redlichkeit kann ich mich verbürgen. Ihre Schwester Gobnat ist, wie jeder weiß, meine Frau. Wir wohnen in der Stadt unterhalb des Felsens. Sárait hat im Schloß gedient, wie Bruder Eadulf schon sagte. Ihr eigenes Baby war gestorben, da stellte Lady Fidelma sie als Amme für ihr Kind ein.«
Colgú blickte in die Runde. »Als ich von Sáraits Tod erfuhr, habe ich mich gleich nach den näheren Umständen erkundigt. Man berichtete mir, daß ein Kind mit einer Nachricht für Sárait in der Burg aufgetaucht war. Angeblich stammte die Nachricht von ihrer Schwester Gobnat, die Sárait darum bat, sie sofort aufzusuchen.«
»Gab es einen Grund, warum Gobnat ihre Schwester so dringend sehen wollte?« meldete sich nun Brehon Dathal zu Wort.«Der Grund ist nicht bekannt«, erwiderte Colgú. »Of fenbar fand Sárait niemanden, dem sie das Baby anvertrauen konnte, als sie die Burg verließ, deshalb nahm sie es mit. Weiterhin vermuten wir, daß sie tatsächlich in die Stadt gehen wollte, um Gobnat aufzusuchen. Ungefähr eine Stunde später entdeckte der Holzfäller Conchoille auf seinem Nachhauseweg Sáraits Leiche im Wald außerhalb der Stadt. Von dem Baby gab es keine Spur.«
Niemand
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