Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
die Treppe zum oberen Stockwerk hochgezerrt und in einen der Schlafräume gestoßen. Welche Ironie des Schicksals, dachte sie, daß sie sich in genau dem Raum wiederfand, in dem sie schon als Kind geschlafen und in dem sie sich immer so sicher und beschützt gefühlt hatte. Nun war sie hier gefangen und hilflos.
    Cuán war ziemlich erfahren darin, sein Opfer so zu fesseln, daß es völlig wehrlos war. Er band ihr jetzt die Hände auf dem Rücken zusammen und schlang ihr einen Strick um dieKnöchel. Dann riß er ein Stück Leinen vom Kopfkissen ab und knebelte sie.
    »Na, ist das angenehm?« höhnte er. Dann stieß er sie auf das Holzbett. Sie blickte ihn kalt an.
    Was war, wenn Cuirgí und Conrí unrecht hatten? Was war, wenn ein ganz anderer aus ihrem Volk die Fürsten freibekommen wollte und keiner davon Kenntnis hatte? Würde ihr Sohn geopfert werden, nur weil niemand Bescheid wußte und die Parteien einander mißtrauten?
    Fidelma wartete, bis Cuán nach unten ging, dann prüfte sie die Fesseln. Sie saßen sehr fest. Weder an den Füßen noch an den Handgelenken hatte sie Spielraum. Enttäuscht ließ sie sich auf dem Bett nach hinten sinken und schloß die Augen. Ihr Verstand arbeitete angestrengt an einem Fluchtplan.
    Etwas später hörte sie von unten jemanden rufen.
    »Crond kommt zurück!«
    Sie vernahm, wie draußen ein Pferd anhielt und erkannte Cuirgís Stimme.
    »Was gibt’s Neues?«
    »Von niemandem eine Spur«, erwiderte derjenige, bei dem es sich um Crond handeln mußte. »Ich bin den Berg da drüben hoch, von dort kann man alle Bewegungen in diesem Tal überschauen. Nichts. Man könnte mir dafür einen Eid abnehmen, daß sie allein gekommen ist.«
    »Dir wird noch was ganz anderes abgenommen werden, wenn das nicht wahr ist«, rief Cuirgí höhnisch.
    »Dann sollte ich lieber keinen Fehler machen«, entgegnete der andere vollkommen uneingeschüchtert. »Im Moment sind wir sicher. Vielleicht hat die Frau ja die Wahrheit gesagt.«
    »Dann hatte sie ja ziemliches Pech, wenn es so sein sollte«, ließ sich nun der Dritte vernehmen. Das war Cuán, der sie gefesselt hatte.
    »Gut.« Cuirgís bestimmender Ton verriet, daß er hier befahl. »Wenn wir davon ausgehen, daß dieses Weibsbild rein zufällig hier ist, haben wir Glück. Wir müssen nur eine Weile warten, ehe wir weiter Richtung Heimat reiten.«
    »Doch was ist, wenn gewisse Anhänger von uns wirklich das Kind dieser Frau entführt haben?« Crond stellte die Frage, die Fidelma bewegte.
    Cuirgí lachte. »Du glaubst dieses Märchen? Davon hätten wir längst erfahren.«
    »Ich gestehe, daß eine Menge für deine Sicht der Dinge spricht, doch … Doch was ist, wenn es wirklich stimmt?«
    »Was soll schon sein? Dann gäbe es einen Eóghanacht weniger in Muman, und wir wären immer noch frei.«
    »Wenn das wahr wäre, Cuirgí, und das Kind stirbt, dann sind uns morgen alle Krieger Cashels auf den Fersen und jeder einzelne wird danach lechzen, daß unser Blut an seinem Schwert klebt«, erklärte Crond.
    »Macht dir das etwa Angst?« fragte Cuirgí zynisch. »Wir haben schon vorher gegen die Eóghanacht gekämpft.«
    »Ich bin ein Uí Fidgente und von dem gleichen stolzen Stammbaum wie du, Cuirgí!« warf ihm Crond wütend an den Kopf. »Ich bin darauf eingestellt, mein Blut unserer Sache zu opfern. Aber ich bin nicht darauf aus, es sinnlos zu vergeuden und gejagt und umgebracht zu werden aus Rache für ein totes Kind. Würde es dir gefallen, so in Erinnerung zu bleiben?«
    »Er hat recht, Cuirgí«, äußerte Cuán. »Während wir hier warten, wird vielleicht das ganze Land gegen uns mobilisiert, und unsere Heimkehr wird unmöglich.«
    Der ältere Fürst brach in Gelächter aus.
    »Ihr vergeßt, daß wir Colgús Schwester bei uns haben, die uns eine sichere Heimkehr garantiert. Und überhaupt, ich habe es euch doch schon erklärt … Falls es ein solches Komplott gibt, hätten unsere Freunde uns irgendwie informiert. Dieser alte Gefängniswärter hat doch immer Bestechungsgeld angenommen und Botschaften rein- und rausgeschmuggelt. Wir hätten davon schon erfahren. Das hier ist eine Falle der Eóghanacht. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Als Fidelma sie so hörte, stöhnte sie innerlich. Sie mußte zugeben, daß Cuirgí da ein gutes Argument vorgebracht hatte. Wenn jemand diese Entführung auf so lange Sicht sorgfältig geplant hatte, hätte er sicher die Beteiligten in Kenntnis gesetzt. Doch wenn es gar nicht darum ging, die drei Uí Fidgente freizubekommen,

Weitere Kostenlose Bücher