Der Tod soll auf euch kommen
führen?«
Der Verwalter zuckte die Achseln. »Der Fremde sprach unsere Sprache nicht gut, aber sein Begleiter erzählte mir, daß er ein bedeutender Arzt aus dem Osten sei, der unsere Gegend kennenlernen will und auf das Heilen von Lepra spezialisiertsei. Ihm selbst sei eine Belohnung versprochen worden, wenn er diesen Arzt zu Uaman brächte, damit er dessen Leiden lindere.«
»Vielleicht haben sie auf dem Rückweg eine andere Route eingeschlagen?«
Der Verwalter lächelte traurig. »Sie versprachen, auf dem selben Weg zurückzukommen, denn der Fremde wollte uns berichten, wie man in seinem Land den christlichen Glauben lebt. Ich mache mir große Sorgen um sie, wirklich.«
Eadulf dachte einen Augenblick nach und lächelte dann düster.
»Nun, wie es aussieht, muß ich bei diesem Herrn der Bergpässe, diesem Uaman, wohl vorsichtig sein. Ich danke dir für die Ratschläge, Bruder. Wie ein guter Freund von mir sagen würde –
praemonitus, praemunitus .«
»Gewarnt sein heißt, gewappnet sein«, übersetzte der Verwalter feierlich. »So sei es, sächsischer Bruder. Sei gewappnet und sei vor allem vorsichtig.«
Fidelma starrte die drei bewaffneten Krieger der Uí Fidgente an. Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie bestürzt sie über den Mord an dem Jagdaufseher und dessen Sohn war. Sie wollte gebieterisch auftreten.
»Was tut ihr hier?« fragte sie streng. »Ihr solltet doch in eure Heimat zurückkehren, damit eure Freunde meinen Sohn freilassen.«
Cuirgí stieß ein höhnisches Gelächter aus. »Du glaubst doch nicht wirklich, daß wir auf diesen Trick reinfallen?«
»Trick?« fragte Fidelma verwirrt.
»Erpresserschreiben und dergleichen. Eine List, mehr nicht, um uns aus dem Schutz deines Bruders zu locken, damit seineAnhänger uns an der Straße auflauern und niedermetzeln können. Damit wäre ein Problem mehr für deinen Bruder gelöst, nicht wahr?«
Fidelma konnte nicht glauben, was er da sagte.
»Aber … aber es ist kein Trick. Mein Sohn wurde wirklich …«
Cuirgí fiel ihr ins Wort.
»Warum bist du uns dann gefolgt? Wir haben absichtlich einen anderen Weg gewählt, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Wir dachten, das wäre hier ein sicheres Versteck, bis die Lage wieder günstiger ist … Aber du mußt uns dicht gefolgt sein. Wer ist noch bei dir?«
Fidelma schüttelte bestürzt den Kopf.
»Ich bin ganz zufällig hier. Ich bin euch keineswegs gefolgt«, widersprach sie heftig. »Und das Schreiben ist echt. Wenn ihr nicht ins Land der Uí Fidgente zurückkehrt, werden eure Verbündeten meinen Sohn umbringen.«
»Hältst du uns für Narren? Wenn es wirklich um so einen Austausch ginge, hätte man uns irgendwie benachrichtigt. Es wäre ganz leicht gewesen, eine Botschaft zu uns ins Gefängnis zu schmuggeln. Das hier ist irgendein Trick, um uns fortzulocken und umzubringen.«
»Aber, ich sage euch ganz ehrlich …« Sie schwieg auf einmal. Steckte etwa jemand anderes hinter dem Ganzen? Conrí hatte gesagt, er schwöre im Namen der Uí Fidgente, daß dort von einer Kindesentführung nichts bekannt sei.
Cuirgí warf seinen Gefährten einen triumphierenden Blick zu.
»Dachte ich’s mir doch. Ihr Schweigen sagt alles. Crond, überprüfe die Umgebung genau und stelle fest, ob diese Eóghanacht hier von jemandem begleitet wurde. Cuán, dumußt mir helfen, sie festzubinden. Mit ihr als Gefangener können wir sicher in unser Land zurückkehren.«
»Aber …«, protestierte Fidelma.
Cuirgí holte plötzlich aus und schlug ihr auf die Wange. Es war ein harter, schmerzender Schlag.
»Schweig endlich! Kein Wort mehr!«
Fidelma taumelte zurück, und ehe sie begriff, was geschah, hatte ihr Cuán fachmännisch mit einem Strick die Hände zusammengebunden. Er zog sie aus dem Stall zum Haupthaus.
»Leg sie oben auf den Stufen ab und kümmere dich drum, daß sie ordentlich gefesselt ist«, rief Cuirgí.
»Und was, wenn sie nicht allein hier ist?« fragte Cuán, als er sie durch den Hauptraum der Hütte schleifte.
»Dann können sie wählen, ob sie sich zurückziehen und uns unbehelligt weiterreiten lassen oder mit einer Leiche vorliebnehmen wollen.« Cuirgí lachte trocken. »Ich glaube, selbst Colgú würde die richtige Entscheidung treffen.«
»Hört mich an. Ihr macht einen Fehler …«, rief Fidelma noch einmal, doch da verschloß ihr eine grobe Hand den Mund. Cuirgí sah mit einem zufriedenen Lächeln zu.
»Kneble sie, damit sie nicht um Hilfe schreien kann.«
Nun wurde sie
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