Der Tod trägt dein Gesicht
hinter dem Tresen.
“Wir möchten zu Dr. Adams, bitte.”
“Es tut mir leid, aber ohne Termin ist das leider nicht möglich. Er ist heute völlig ausgebucht.” Die Frau sah auf ihre Armbanduhr und nickte in Richtung Wartezimmer. “Die beiden Damen sind seine letzten Patienten.”
“Er wird sich für uns Zeit nehmen.” Casey nahm ihre Polizeimarke aus der Jacke und hielt sie der Frau hin. “Ich bin Detective O’Toole, und das hier ist mein Kollege Detective Shannon. Wir sind dienstlich hier.”
Die Empfangsdame sah sie geschockt an. “Ich … ich werde nachschauen. Wenn Sie mit mir kommen möchten … Sie können im Besprechungszimmer Platz nehmen, während ich ihm sage, dass Sie hier sind.”
Eingerichtet wie eine englische Bibliothek, war Dr. Adams Sprechzimmer warm und wirkte männlich, verströmte aber eine ebenso beruhigende Atmosphäre wie das Wartezimmer. Zwei Wände waren mit Bücherregalen bedeckt, und die Ledermöbel waren riesig, der Schreibtisch war dunkel und aus massivem Holz.
“Wenn Sie sich schon einmal setzen mögen, ich hole den Doktor”, ließ sie die nervöse Empfangsdame wissen.
“Wow.” Dennis gab dem riesigen Globus auf einem Stativ aus Walnussholz einen Schubs, bevor er sich neben Casey in einen ledernen Freischwinger setzte. Er sah sich um. “Plastische Chirurgie wird wohl doch besser bezahlt, als ich immer dachte. Das hier riecht nach Geld.”
Casey machte ein Geräusch, eine Mischung zwischen abschätzigem Grunzen und Gekicher. “Wer schön sein will, muss leiden. Und das kostet nun mal.”
“Ha. Ich hätte mich gegen professionellen Football und die Polizei entscheiden und Medizin studieren sollen. Offensichtlich habe ich den falschen Beruf.”
Casey grinste. “Ich sehe es vor mir: Dr. Hulk.”
Hinter ihnen wurde die Tür geöffnet. “Guten Tag. Ich bin Dr. Adams. Jolie hat gesagt, Sie wollen mit mir sprechen?”
Casey drehte sich um und war sehr überrascht. In ihrer Vorstellung war Dr. Mark Adams mittleren Alters und eher unscheinbar, vielleicht mit ergrautem Haar und einem dicken Bauch. Nachdem, was sie im Wartezimmer wahrgenommen hatte, hätte sie es auch nicht gewundert, wenn der Doktor eher feminin ausgesehen hätte. Aber nichts war von der Realität weiter entfernt.
Der Mann, der nun das Büro betrat, war Mitte dreißig und sah unglaublich gut aus. Er war groß, hatte breite Schultern und war muskulös, dabei aber schlank. Er hatte schwarze Haare, sexy hellgraue Augen, die von lächerlich langen schwarzen Wimpern umrahmt wurden, dazu kamen fein geschnittene Gesichtszüge.
Aber es gibt noch mehr, was ihn interessant macht, abgesehen von seinem guten Aussehen, dachte Casey, als sie sich einander vorstellten. Dr. Adams schüttelte ihr und Dennis die Hand und setzte sich hinter seinen riesigen Walnussholzschreibtisch. Der Mann hatte das gewisse Etwas, er verfügte über eine Art stille animalische Anziehungskraft, die Überheblichkeit oder Aggressivität überflüssig machte. Ein Blick und man wusste, dass hinter dem gestärkten Kittel und dem teuren Maßhemd mit der Seidenkrawatte ein starker, durch und durch männlicher Typ steckte.
Das wurde in allem bestätigt, was er tat – seine Körpersprache, die selbstbewusste Art und Weise, wie er hereinkam und sprach, die männliche Eleganz seiner Handbewegungen. Dr. Adams war ein selbstbewusster und sicherer Mann, der mit sich selbst im Reinen zu sein schien.
Die direkte Art, wie er einen ansah, war ein wenig irritierend, fand Casey und wand sich unter seinem durchdringenden Blick auf ihrem Stuhl. Aber auf alle Fälle konnte man sich sicher sein, dass er einem zuhörte.
Kein Wunder, dass die Damen im Wartezimmer so gespannt ausgesehen hatten.
Der Doktor sah Dennis an. “Sie kommen mir bekannt vor. Shannon. Shannon. Sagen Sie, Sie sind doch nicht etwa Dennis Shannon von den Denver Broncos? Es ist einige Jahre her?”
“Doch, das bin ich. Sind Sie ein Football-Fan, Doc?”
“Aber ja. Ich mag besonders die Broncos. Ich habe eine Dauerkarte. Ich verpasse kein einziges Heimspiel. Das ist natürlich nicht immer einfach, mit meiner Praxis, aber ich gebe mir Mühe, zu jedem Spiel hinzugehen.”
“Eigentlich überrascht es mich, dass Sie sich an mich erinnern können, Doc. Ich war nur drei Jahre in der Mannschaft, bevor ich mir das Knie verletzt habe und meine Karriere aufgeben musste.”
“Ja, aber Sie waren ein hervorragender Spieler.”
“Danke.”
Der Arzt lehnte sich in seinem Sessel zurück.
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