Der Tod trägt dein Gesicht
“Wie kann ich Ihnen helfen, Detectives?”
Und außerdem hat er ein listiges Grinsen, dachte sich Casey. Sie sah auf ihren Notizblock, um seinen hypnotischen Blick zu vermeiden, und fragte: “Haben Sie eine Patientin namens Becky Belcamp?”
“Ja, habe ich. Warum?”
“Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?”
“Sie war gestern Nachmittag in meiner Praxis. Sie war die letzte Patientin.”
“Verstehe. Und als Sie ging … haben Sie sie begleitet?”
“Entschuldigung?”
“Nach Ihrem Termin, sind Sie und Miss Belcamp, sagen wir … zusammen noch etwas trinken gegangen? Oder vielleicht auch essen gegangen?”
“Neein”, antwortete der Arzt, indem er die Vokale in die Länge zog. “Wie ich Ihnen sagte, ist Becky Belcamp eine meiner Patientinnen. Ein persönliches Verhältnis würde meinen ethischen Grundsätzen widersprechen. Ich bin da konsequent; ich verkehre mit Patientinnen nicht auf romantischer Ebene.
Das
ist es doch, was Sie wissen wollten, nicht wahr, Detective O’Toole?”
Er starrte sie bewusst an, als würde er sie faszinierend finden. Vielleicht denkt er, dass ich ein außerirdisches Lebewesen bin, dachte Casey trocken. Wahrscheinlich geht er in seinem Kopf die Liste der Korrekturen durch, die er an mir vornehmen würde. Und als hätte er ihre Gedanken erraten, lächelte er sie mit seinen wunderbaren Lippen an und zwinkerte ihr mit seinen verführerischen grauen Augen zu.
Zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mann spürte Casey ihren Körper wieder auf diese Weise: Plötzlich wurde es ihr eng um die Brust, und das Atmen fiel ihr schwer, als würde ein Schwarm Schmetterlinge seine Flügel gegen ihre Rippen schlagen.
Casey war von diesem Gefühl erschüttert. Sie wollte es nicht spüren.
Verdammt noch mal, Casey, reiß dich zusammen. Das hier ist weder die Zeit noch der Ort, der wiedererwachten Libido nachzugehen. Der Mann ist ein potenzieller Verdächtiger, um Himmels willen. Und außerdem – seit wann stehst du auf hübsche Jungs?
Sie hob das Kinn ein wenig und sah dem Arzt geradewegs in die Augen. “Mein Partner und ich versuchen, Miss Belcamps Tagesverlauf nachzuvollziehen.”
“Jetzt muss ich noch einmal nachfragen: Warum? Hat sie Ärger?”
Casey wartete einen Augenblick lang und betrachtete den Mann. “Becky Belcamp ist tot.”
“Was?” Seine entspannte Haltung verflog abrupt. Er setzte sich auf und lehnte sich nach vorn. Sein Gesicht zeigte seine Überraschung deutlich. “Tot? Wie ist sie gestorben? Sie war jung, eine dynamische Frau in der Blüte ihres Lebens.”
“Sie ist heute Morgen sehr früh umgebracht worden. Sie wurde erschossen, wie wir glauben, von derselben Person, die auch die beiden anderen Frauen letzten Monat ermordet hat.”
“Du lieber Gott.” Der Arzt sah sie an, als könne er nicht glauben, was er gerade gehört hatte. “Das ist furchtbar. Das arme Mädchen. Ihre Familie muss sehr unglücklich darüber sein. Hören Sie, bitte entschuldigen Sie, dass ich vorhin so leichtfertig war. Bitte erzählen Sie mir, wie ich Ihnen weiterhelfen kann.”
“Sie können uns helfen, indem Sie uns erklären, warum Becky Belcamp Ihre Patientin war.”
Er schüttelte den Kopf und lächelte, aber dieses Mal war es ein bedauerndes Lächeln. “Detective O’Toole, Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen kann.”
“Warum nicht? Wie Sie sicher wissen, endet die ärztliche Schweigepflicht mit dem Tod des Patienten.”
Dr. Adams stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Er setzte sich auf die Kante und streckte sein Bein aus. Fast hätte er damit Caseys Bein berühren können. Sie schluckte ein paarmal und widerstand dem Impuls, ihren Stuhl ein Stück zurückzurücken.
Er faltete seine Hände und legte sie auf einen seiner Oberschenkel. Er lächelte Casey an. “Das mag sein. Aber ich persönlich fühle mich nicht wohl dabei, Ihnen Unterlagen über Patienten auszuhändigen, ohne dass ich einen gerichtlichen Beschluss habe oder zumindest die Einwilligung der nächsten Angehörigen. Außerdem – was hat ihre Krankengeschichte mit ihrem Mord zu tun?”
“Vielleicht nichts”, gab Dennis zu bedenken, “aber das wissen wir erst, wenn wir uns ihre Krankenakte angesehen haben.”
Dr. Adams hob die Arme. “Verzeihen Sie, aber wie ich schon sagte …”
“Gut.” Casey deutete auf das Telefon auf dem Tisch. “Rufen Sie den Vater von Miss Belcamp an. Ich bin sicher, dass er in Ihren Unterlagen als die Person verzeichnet ist, die im Notfall informiert werden
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