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Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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sprachen nicht miteinander, bis sie an die Stelle kamen, die ihrem kleinen Häuschen direkt gegenüberlag. Sie verabschiedeten sich mit einem lässigen “Bis später”.
    Der Tag verlief ruhig. Mary Kate rief sie schmollend an, weil der Arzt noch nicht entschieden hatte, ob sie entlassen werden konnte. Casey hörte sich das Gejammer ihrer Cousine an und versprach, am Abend auf dem Weg nach Hause im Krankenhaus vorbeizukommen, falls sie noch einen weiteren Tag dort bleiben musste.
    Kurz vor der Mittagspause holte sie Dennis aus dem Krankenhaus ab und fuhr ihn zum Revier, weil dort noch sein Wagen stand. Dann fuhr er nach Hause, um zu duschen und sich zu rasieren, zog sich frische Sachen an und packte für den Fall der Fälle noch etwas für Mary Kate ein.
    Nach dem Mittagessen verbrachten Casey und ihr Partner die meiste Zeit damit, die anderen Nachbarn der St. Martins zu befragen, und sie fuhren noch einmal in das kleine Geschäftszentrum, in dem das Sportstudio von Becky Belcamp lag, um dort neue Informationen einzuholen. Die Arbeit war ermüdend, und es kam nicht viel dabei heraus. Niemand, so schien es, hatte irgendetwas gesehen oder bemerkt.
    Am nächsten Morgen begleitete sie Mark wieder auf ihrer Joggingtour durch den Park, und wieder liefen sie einträchtig und schweigend nebeneinanderher. Gegenüber von ihrem Haus verlangsamte Casey ihren Schritt und begann, sich mit Dehnungsübungen abzukühlen. “Ich würde heute gern … mit Ihrer Sprechstundenhilfe und Ihrer Krankenschwester sprechen”, dabei drückte sie das Bein nach vorne durch, “und zwar auf dem Revier.”
    “Kein Problem”, stimmte Mark zu. “Aber wie wäre es, wenn wir uns duzten?” Er lächelte sie an. “Wir haben uns jetzt drei Tage hintereinander gesehen, und ich finde es merkwürdig, dich weiter zu siezen.” Er lief auf der Stelle neben ihr und sah ihr beim Dehnen zu.
    Casey zögerte. Auf der einen Seite hatte er recht, auf der anderen gehörte er immer noch zu den Verdächtigen. “Hm. Stimmt. Aber auf der Wache werde ich dich weiter siezen. Immerhin bist du in einen meiner Fälle verwickelt.”
    “Das sehe ich ein.” Mark machte eine Pause. “Und was meine Sprechstundenhilfe und meine Krankenschwester angeht: Ich kann nicht auf beide zur selben Zeit verzichten. Ich schicke dir Martha heute Vormittag und Jolie … nach der Mittagspause.”
    “Okay, danke.”
    “Kein Problem. Bis später.” Er winkte zum Abschied und machte sich in Richtung Norden davon. Casey sah ihm nach.
    Eineinhalb Stunden später und ungefähr zwanzig Minuten, bevor ihre Schicht offiziell begann, kam Casey in das leere Großraumbüro. Sie konnte Keith und die anderen Kollegen beim Schwatz mit den Nachtwachen in der Teeküche hören. Die Schreibtische waren noch verwaist.
    Casey ging in die Umkleidekabinen hinter dem Büro, um ihre Handtasche in ihren Spind zu schließen. Als sie einige Minuten später zurück ins Büro kam, war sie immer noch die Einzige.
    Sie warf einen kurzen Blick in das Büro von Lieutenant Bradshaw. Er telefonierte, was sie nicht überraschte.
    Die Zeit drängte, und die gesamte Mannschaft spürte das.
    Die Presse verlangte nach neuen Informationen und versetzte die Bevölkerung von Mears jeden Tag aufs Neue in Unruhe, indem sie Spekulationen und Gerüchte in die Welt setzte.
    Lieutenant Bradshaw wurde täglich mit Telefonaten und Besuchen belästigt – von den hohen Polizeioffizieren, dem Bürgermeister, Politikern und ihren Beratern bis hin zu kleinen Funktionären, die sich an Monica vorbeischleichen konnten, obwohl sie ihr Bestes tat, ihren Boss abzuschirmen.
    Tag für Tag wurde die Laune des Lieutenants schlechter. Er sah aus wie ein alter Grizzlybär mit Zahnschmerzen. Casey wusste, dass er sich wahrscheinlich eine ganze Menge anhören musste, weil der Fall noch nicht gelöst war. Ihr gegenüber hatte er allerdings noch nichts verlauten lassen.
    Sie fühlte sich unwohl, weil er die ganze Schuld auf sich genommen hatte, obwohl es ihr Fall war. Ihr gesunder Menschenverstand riet ihr, darüber froh zu sein und sich weiter keine Gedanken zu machen, aber sie war neugierig, was die Leute mit Bradshaw besprachen und was er vorhatte. Sie wusste, dass sie wahrscheinlich jetzt mit ihm sprechen sollte, weil die Gelegenheit günstig war. Das Büro war ansonsten komplett ausgestorben, also ging sie zu seinem Büro und klopfte an seine Tür. “Chef, kann ich Sie einen Moment sprechen?”
    “Was gibt es, O’Toole?”, murmelte er mürrisch

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