Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
Vom Netzwerk:
Beeindruckend gutes Aussehen und offensichtliches Sex-Appeal mögen vielleicht andere Männer ansprechen, aber ich finde ganzheitliche Schönheit interessanter.”
    Casey wusste nicht, was sie sagen sollte. Dass ein Mann Mary Kate kennenlernte und sich nicht sofort Hals über Kopf in sie verliebte, war ihr neu. Casey fiel es schwer, das nachzuvollziehen. Genauso wenig konnte sie einschätzen, ob Marks letzte Bemerkung ganz allgemein gemeint oder auf sie bezogen war.
    Verwirrt sah sie wieder auf ihren Teller und versuchte, sich aufs Essen zu konzentrieren.
    Nach einer Weile bemerkte Mark: “Ich finde Ihre Familie sympathisch.”
    Glücklich, ein anderes Thema gefunden zu haben, sah Casey auf und lächelte. “Danke. Ich mag sie auch, aber vielleicht sollten Sie noch ein wenig mit Ihrem Urteil warten. Sie haben noch nicht einmal die Hälfte meiner Familie kennengelernt. Mein Großvater, Seamus Collins, lebt auch bei meinen Eltern, und er ist eine Nervensäge. Dann habe ich noch vier Brüder. Sie sind alle auch Polizisten in Mears. Wie mein Vater und mein Schwiegervater, Joe O’Toole. Er lebt mit seiner Frau Francis im Nachbarhaus nebenan, und die beiden gehören mit zur Familie.”
    Marks Gabel fiel mit einem Scheppern auf seinen Teller. “Sie sind
verheiratet?”
    “Ich war verheiratet. Mein Mann war auch bei der Polizei. Er wurde bei einer Drogenrazzia erschossen. Das war vor einem Jahr.”
    Marks Gesichtsausdruck wechselte von Schock zu Mitleid: “Verdammt, Casey, das tut mir leid. Das muss für Sie sehr schwer gewesen sein.”
    “Ja. Das war es. Ist es immer noch, manchmal. Aber mit jedem Tag, der vergeht, wird der Schmerz ein bisschen weniger.” Sie starrte wieder auf ihren Teller und spielte mit dem Griff ihres Kaffeebechers. Nach einem tiefen Atemzug sagte sie: “Irgendwie muss man einen Weg finden weiterzumachen. Sonst wird man vom Schmerz aufgefressen.”
    “Hilft es Ihnen, über ihn zu sprechen?”, fragte Mark leise.
    “Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, das herauszufinden. Meine Familie und meine Freunde vermeiden es, über Tim zu reden. Sogar meine Schwiegereltern sprechen nicht von ihm, und ich weiß, wie groß der Verlust auch für sie war. Ich glaube, alle haben Angst, dass sie mich damit verletzen, wenn sie das Thema anschneiden. Aber im Gegenteil, wenn niemand über ihn redet, habe ich das Gefühl, sie hätten ihn vergessen oder versuchten, so zu tun, als hätte er nie existiert. Und das macht es eigentlich noch schlimmer.”
    “Ich bin sicher, dass das furchtbar ist. Sagen Sie – wie haben Sie ihn kennengelernt?”
    “Ich weiß es nicht.”
    “Wie bitte?”
    Casey lachte, und der Schmerz, den sie immer in ihrem Herzen spürte, wich für einen Moment der Freude. “Tim war sechs Monate alt, als ich auf die Welt kam. Er und seine Eltern haben immer neben uns gewohnt. Er war ein Teil meines Lebens, seitdem ich denken kann.”
    Sie erzählte Mark, wie die beiden Väter sich kennengelernt hatten, dass sie zusammen bei der Polizei gearbeitet hatten und beste Freunde geworden waren. Wie sie dann ihr Geld zusammengetan und das Grundstück im Wald gekauft und darauf die beiden Häuser gebaut hatten.
    “Das hört sich an, als hätten Sie eine sehr schöne Kindheit gehabt.”
    “Ja, das stimmt.” Casey wurde ganz melancholisch, als sie in ihren Erinnerungen schwelgte. “Wir haben geangelt und gejagt, wir haben Baumhäuser gebaut und Schaukeln an die Äste alter Bäume gebunden. Einmal haben wir ein Floß gebaut. Wir wollten Tom Sawyer sein und den Fluss hinunter bis in die nächste Stadt fahren … oder so ähnlich.” Sie lachte und schüttelte den Kopf. “Wir haben einfach ignoriert, dass der Mississippi etwas anderes ist als ein kleiner Bergbach in Colorado. Keine hundert Meter weiter schossen wir über einen kleinen Wasserfall hinüber, und das Floß zerbrach in seine Bestandteile. Das Flüsschen war zwar klein, aber das Wasser war eiskalt, und es gab viele Strömungen. Ich konnte noch nicht schwimmen und verlor mit den Füßen den Halt. Plötzlich hatte ich keinen Boden mehr unter mir. Wenn mein Bruder Will mich nicht vor Kälte zitternd und hustend herausgezogen hätte, wäre ich wohl ertrunken. Glauben Sie mir, wir haben alle ganz schön viel Ärger bekommen wegen dieses Abenteuers.”
    “Aber wann wussten Sie, dass Sie in Tim verliebt waren?”
    “Oh, das wusste ich schon, bevor wir beide eingeschult wurden. Aber wie ein typischer Junge bemerkte er es viel später.” Sie

Weitere Kostenlose Bücher