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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Lippen berührten sich, genauso wie ich es mir gewünscht hatte.
    Seine fühlten sich warm an und hatten meine kaum berührt, als er sich wieder zurückzog. Ein Schauer durchfuhr mich und ich öffnete die Augen und blickte in seine. Er lächelte leicht. Es war alles so schnell gegangen und er zog den Kopf ein, als er Besteck klappern hörte. Meine Wangen fühlten sich warm und gerötet an. Ich war aufgeregt und völlig ruhig zugleich.
    »Ich sollte jetzt gehen«, sagte er und schob den Rucksack auf seiner Schulter zurecht.
    »Ja«, erwiderte ich und überlegte, wie es sein konnte, dass etwas so Kleines die Welt dermaßen verändert erscheinen ließ.
    »Wir sehen uns morgen, Madison.«
    »Bis dann.« Am liebsten hätte ich ihn gar nicht gehen lassen.
    Josh nahm meine Hand und hielt sie einen Moment fest, dann ließ er sie langsam los und zog die Tür hinter sich zu.
    Ich atmete Luft aus, von der ich überhaupt nicht mehr wusste, wann ich sie eingeatmet hatte. Dann lauschte ich wieder in Richtung Küche, als mein Dad durch das offene Fenster rief: »Bis dann, Josh. Fahr nicht zu schnell.«
    »Würd ich nie machen, Mr Avery«, tönte es leise zurück und ich drehte mich zur Treppe um. Ich fuhr zusammen, als ich Nakita sah, die am oberen Ende auf mich wartete. Nichts in Joshs Verhalten hatte mich daraufhingewiesen, dass sie da war, aber an ihrer verärgerten Miene erkannte ich, dass sie alles gesehen hatte.
    »Er hat dich geküsst«, informierte sie mich, bevor ich die Treppe auch nur zur Hälfte rauf war.
    »Kannst du das vielleicht noch ein bisschen lauter sagen?
    «, zischte ich. »Ich glaube, mein Dad hat dich noch nicht gehört.«
    Sie trat zur Seite, als ich oben ankam. Sie wirkte unsicher.
    »Dein Herz hat angefangen zu schlagen«, sagte sie und lief hinter mir her.
    »Kann schon sein«, erwiderte ich und grinste. Vor dem Haus hörte ich den Motor von Joshs Pick-up aufheulen. Ich war mit den Gedanken noch immer bei ihm, als ich mich auf mein Bett fallen ließ. Er war wirklich süß.
    Nakita schloss die Tür hinter sich. »Findest du, ich sollte mir die Nägel lackieren?«
    Der abrupte Themenwechsel holte mich in die Wirklichkeit zurück und ich stemmte mich auf die Ellbogen hoch. »Weil mein Dad so draufgeguckt hat?«, fragte ich und sie nickte. Ihr hübsches Gesicht wirkte so besorgt, dass es fast komisch war. »Wenn du möchtest.«
    »Ja, möchte ich«, sagte sie und sah jetzt erleichtert aus.
    »Und die Fußnägel auch.«
    »Ich finde sie schön, so wie sie sind«, sagte ich und rollte mich auf den Bauch, um an mein Nachttischchen zu kommen. Ich zog die Schublade auf und wühlte darin herum, bis ich ein leuchtendes Rot fand, das zu ihrer Handtasche passen würde, die jetzt auf der Kommode neben unseren Schulbüchern lag.
    »Wie wär's hiermit?«, fragte ich und hielt das Fläschchen hoch.
    Nakita nahm es mir mit ausdruckslosem Gesicht ab.
    »Hast du nicht was Unauffälligeres?«
    Mir fiel ein, dass sie ja versuchte, normal auszusehen - sich anzupassen -, und ich wälzte mich wieder rüber. »Vielleicht Rosa?«, schlug ich vor und Nakita entspannte sich sichtlich.
    »Danke.«
    Jetzt war sie wieder die Liebenswürdigkeit in Person.
    Ich dachte bei mir, dass man jeden anderen als manischdepressiv abstempeln würde, und schob die Schublade wieder zu. Dann kramte ich die Materialliste für die Foto-AG aus meiner Tasche und verglich die Sachen auf dem zerknitterten Zettel mit dem, was mein Schrank zu bieten hatte. »Das meiste davon hab ich«, stellte ich fest und stand auf. »Willst du lieber meine rote Kamera oder die schwarze?«
    »Schwarz. Nein, rot«, sagte sie und dann: »Welche würdest du nehmen?«
    Ich machte den Schrank auf. Die Hände in die Hüften gestemmt, hielt ich nach dem Karton Ausschau, in den ich die Kameras gepackt hatte. Josh hatte gesagt, dass ich super Fotos machte. Dad fand das auch, aber bei Josh hatte es so selbstverständlich geklungen, dass mir ganz warm im Bauch wurde - und Wärme hatte ich schon seit Monaten nicht mehr gefühlt.
    »Da sind sie ja«, murmelte ich und bückte mich zwischen Röcken, Tops und Jeans hindurch, um an den Karton ganz hinten im Schrank zu kommen. Es war ein Karton aus dem Lebensmittelladen, in dem meine Mutter immer einkaufte, und ich bekam auf einmal Heimweh, als ich ihn auf meinen Schreibtisch stellte. Mom anrufen. Nicht vergessen.
    Der unverkennbare Geruch von Elektrogeräten entstieg der Kiste und kitzelte alle möglichen Erinnerungen hervor, als ich den

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