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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ich mich noch richtig von Josh verabschieden wollte! Dann käme Dad nachher noch auf die Idee, wir wären zusammen.
    Na ja, waren wir ja irgendwie auch, aber wir hatten uns schließlich noch nicht mal geküsst oder so was in der Art. Noch nicht.
    »Na los, geht schon, geht schon«, sagte mein Dad und scheuchte uns aus der Küche. »Ich mache schon sauber.
    Geht ihr mal zu Josh.«
    Nakita schmollte. Sie mochte Josh nicht besonders.
    Ich dagegen war entzückt. Ich wirbelte herum und trocknete mir die Hände am Geschirrtuch ab. »Danke, Dad!«
    »Ich muss sowieso noch Officer Levy zurückrufen«, sagte er und sah auf die Uhr am Herd.
    Officer Levy? Verdammt…
    Ich blieb abrupt stehen. Nakita und ich wechselten einen Blick, sie sah sauer aus, wahrscheinlich weil Barnabas sie davon abgehalten hatte, die Frau aus dem Weg zu räumen. Mein Dad aber sah nicht im Geringsten besorgt aus, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete.
    »Dad, ich kann das erklären«, begann ich. Ach, und wie, bitte schön? Im Stillen verfluchte ich Barnabas. Das war schon das zweite Mal, dass er das Gedächtnis von jemandem verändert hatte, nur damit dieser Jemand sich dann irgendwie doch erinnerte und mein Leben noch komplizierter machte. Das waren wahrscheinlich noch die Nachwirkungen von seinem alten »Protektieren-Verdünnisieren«-Trott. Er hatte sich einfach nachher nie mit den Leuten rumschlagen müssen, denen er seine Lügen eingetrichtert hatte.
    Aber mein Dad wirkte kein bisschen beunruhigt, als er sein Glas ausspülte. »Sie hat mich bei der Arbeit angerufen. Irgendwas wegen einer Parkerlaubnis, die du für den Schulparkplatz brauchst«, sagte er belustigt und drehte den Wasserhahn zu. »Ich hab ihr gesagt, dass du gar kein Auto hast, und da war sie ganz verwirrt. Aber sie wollte mich sowieso wegen irgendeiner Wohltätigkeitsveranstaltung sprechen.«
    »Ach so«, stieß ich erleichtert hervor. Nakitas Augen hinter ihm leuchteten in beruhigendem Blau. Wären sie silbern gewesen, hätte das bedeutet, dass sie Schadensbegrenzung betrieb. Was immer Barnabas sich da ausgedacht hatte, es schien zu halten. »Tja, über Parkplatzprobleme muss ich mir ja keine Gedanken machen «, bemerkte ich spitz und er seufzte. Seit ich zu ihm gezogen war, jammerte ich i hm die Ohren voll, dass ich unbedingt ein Auto brauchte. Und jedes Mal lautete seine Antwort: »Noch nicht.«
    Diesmal aber, statt mir seine Standardantwort zu geben, drehte er sich mit sorgenvollem Blick zu mir um und fragte: »Madison, ist alles in Ordnung?«
    Ich hörte Josh die Treppe hinunterpoltern und nickte.
    Dann hängte ich schnell das Geschirrtuch über das Abtropfgitter, als mir bewusst wurde, dass ich es zwischen den Fingern verknotete. »Vertrau mir, Dad«, sagte ich und versuchte meiner Stimme die richtige Mischung aus Genervtheit und Ehrlichkeit zu verleihen. Rückwärts schob ich mich in Richtung Flur und zerrte Nakita mit mir. »Mir gefällt's hier. Ich hab nicht vor, irgendwas anzustellen. Ich hab jetzt Freunde und alles. Auch wenn ich kein Auto habe.«
    Sein Blick huschte kurz zu Nakita, dann lächelte er.
    »Versprich mir einfach, dass du es mir sagst, wenn du mich brauchst. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was los ist.«
    Wenn er gewusst hätte, wie nah er dran war an dem, was ich so gern wollte - mir alles von der Seele reden und ihn um Rat bitten. Stattdessen riss ich die Materialliste von der Pinnwand und murmelte: »Ach, ist nur so normaler Teenager-Kram.«
    »›Normal‹ und ›Teenager‹ schließen einander aus«, erwiderte er. Ich hatte den Flur beinahe erreicht. »Ruf deine Mutter nachher mal an, ja?«, rief er noch, als Nakita vor mir durch die Tür schlüpfte. »Sie hat heute Nachmittag angerufen und wollte dich sprechen. Mitten in der Schulzeit. Ich hab ihr erklärt, dass Handys in der Schule nicht eingeschaltet sein dürfen und dass sie sich beruhigen soll. Aber du kennst ja deine Mom.«
    In seiner Stimme schwang alter Frust mit. Ich drehte mich in der Tür um. An seinem Gesicht konnte ich ablesen, dass er mit den Gedanken in der Vergangenheit war. Mir hingegen machte die Gegenwart gerade erheblich mehr Sorgen. Meine Mutter war Tausende von Meilen weit weg und ihr Problem-Radar funktionierte selbst über diese Entfernung. »Ich ruf sie gleich an. Und danke, dass Nakita über Nacht bleiben darf.«
    »Ich weiß nicht, warum ich mich von dir immer wieder zu so was überreden lasse«, grummelte er, als er sich wieder zur Spüle umdrehte

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