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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Sandy, die mittlerweile angefangen hatte, am Zaun zu buddeln.
    »Siehst du? So ein Rüpel«, sagte Nakita, als sie mir sein Schwert reichte. Paul versteifte sich.
    Pauls Schwert lag schwer in meiner Hand. Es schien zu kribbeln, aber ich würde bestimmt nicht damit ausholen und demonstrieren, dass ich kein bisschen mit dem Ding umgehen konnte. Aber ich hatte noch nie so einen hübschen Stein gesehen. Das grün schimmernde Heft passte perfekt zu seinem Amulett, das wie ein Katzenauge mit goldenen Sprenkeln durchsetzt war.
    Der Typ musste sich sichtlich zusammenreißen; es schien ihm gar nicht zu gefallen, dass ich sein Schwert hatte. »Ich töte immerhin keine Menschen für Dinge, die sie noch gar nicht getan haben«, sagte er.
    »Wer denn dann? Sie oder ich?«, fragte Nakita.
    Ich warf einen Blick nach oben zu meinem offenen Zimmerfenster. »Könnt ihr vielleicht ein bisschen leiser sein? Mein Dad ist da drinnen«, mahnte ich, aber keiner der beiden hörte mir zu. Pauls Augen lagen noch immer auf seinem Schwert. Schon klar, ich weiß, dass du's zurückhaben willst. »Wo ist Ron?«, fragte ich, einer spontanen Eingebung folgend, und sein Gesicht wurde ausdruckslos. Es war dunkel, aber im schwachen Licht der Verandalampe konnte ich sein Gesicht sehen. Der Regen rauschte immer lauter und ein leichter Nebelhauch waberte durch die Blätter auf uns herunter.
    Nakita neben mir gab einen amüsierten Laut von sich. »Er hat Angst«, stellte sie fest, und als sie ihr Schwert hob, wich er einen weiteren Schritt in Richtung des Zauns zurück. »Ich erkenne Angst. Ich kenne sie besser als jeder andere Todesengel, der jemals die Flügel erhoben hat. Chronos hat keine Ahnung, dass du hier bist, und jetzt hast du Angst.« Sie sah mich an und ihre Mundwinkel zuckten. »Er erinnert mich an dich. Genauso impulsiv.«
    Na, herzlichen Dank, dachte ich und auch Rons Lehrjunge versteifte sich.
    »Ich bin kein bisschen wie ihr!«, schrie er. Dann hob er den Blick zum Himmel, wo sich das Geräusch von Flügeln näherte.
    Es war Barnabas - mit Grace - und meine Schultern entspannten sich. Plötzlich war die regenfeuchte Luft mit dem Duft von Sonnenblumen erfüllt. Ein Blitz erhellte die Dunkelheit und über uns grollte der Donner.
    Blitze. Na herrlich, das hatte für die richtige Dramatik noch gefehlt.
    »Uns geht's gut! Alles okay!«, erklärte ich so laut, wie ich es wagte, und sah kurz zu dem hell erleuchteten Rechteck meines Fensters im zweiten Stock auf. Das Letzte, was wir jetzt noch gebrauchen konnten, war, dass noch ein drittes Schwert gezogen wurde.
    Grace umkreiste Nakita und mich dreimal, bevor sie in den Baum hinaufschoss. Paul sah nicht einmal zu ihr auf. Merkwürdig…
    Nakita griff ihr Schwert fester, als Barnabas auf der Straße landete. Seine Flügel verschwanden und er sah wieder aus wie ein gewöhnlicher Junge, in seinen Jeans, dem ausgeblichenen T-Shirt und dem grauen Mantel, den er manchmal trug. Lässig kam er über den Rasen auf uns zugeschlendert. Sandys Winseln wurde immer lauter, ihr Schwanz wedelte wie verrückt über den Boden. Paul trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte er zu Barnabas und wich bis an den Zaun zurück. Von der anderen Seite sprang der Hund dagegen, dass der Maschendraht nur so rappelte. »Du bist auf die dunkle Seite übergetreten. Dreckiger Verräter. Du bist schlimmer als die beiden da zusammen.« »Er ist wirklich furchtbar ungehobelt!«, sagte Grace. »Deswegen ist er auch vom Dach geplumpst, damit's mal ordentlich rumst!«
    Ich wusste, dass Pauls Vorwurf Barnabas verletzt hatte, aber er ließ sich nichts anmerken. Festen Schrittes kam er schließlich bei uns an … und ging weiter. Paul wurde blass. Voller Angst drückte er sich an den Zaun, aber Barnabas ging zu Sandy, die ihm fröhlich die Hand leckte, als er die Finger durch den Maschendraht steckte und ihr eine sanfte Begrüßung zuflüsterte.
    »So, so«, sagte er leichthin und wischte sich die Finger an seinem T-Shirt ab, bevor er nach dem fremden Schwert in meiner Hand griff. Ein Prickeln durchfuhr mich, als er es mir abnahm, und ich erschauderte. »Sieh an, wer hat sich denn da von seiner kurzen Leine losgerissen? «, fuhr er fort und besah sich den grünen Stein.
    »Du bist Rons Nachfolger, stimmt's? Der nächste Zeitwächter?« Paul schwieg trotzig, aber wir wussten ohnehin, dass es so war.
    »Ich hab's dir doch gesagt!«, piepste Grace vergnügt. »Die Seraphim haben gesehen, wie er sich

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