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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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entgegengereckt, weil er sehen wollte, ob der Kerl umfallen würde.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Kooperation, Sir«, sagte er. »Wenn Sie nichts dagegen haben, lasse ich Ihnen meine Karte hier. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mir Bescheid geben, falls Mr. Youngman sich wieder bei Ihnen melden sollte.«
    »Natürlich«, sagte Kewley-Hodge. »Sie finden selbst hinaus? Und wenn Sie wollen, sehen Sie sich ruhig um. An Zierrat gibt es nicht viel, aber das Haus selbst ist für jemanden mit einem Faible für lokale Architektur nicht ohne Interesse. Und vielleicht stoßen Sie ja auch auf Ihren gut aussehenden jungen Assistenten, falls er Mamas Fürsorglichkeiten überlebt hat.«
    Er sagte es mit leicht spöttischem Unterton, als wüsste er genau, worum es Rod ging.
    »Wollen wir hoffen, dass er mir ein Stück Kümmelkuchen aufgehoben hat«, sagte Pascoe.

10
    Mutterliebe
    Tatsächlich war vom Kuchen nicht mehr viel übrig, als Rod fertig war. Zu den Folgen seines Frühaufstehens gehörte auch, dass er das Frühstück verpasst hatte, und durch Pascoes Anruf war auch keine Zeit mehr geblieben, noch eines dazwischenzuschieben.
    »Tut mir leid«, sagte er und blickte auf die kümmerlichen Überreste des einst wuchtigen Kuchens.
    »Schon in Ordnung«, sagte die Frau mit einem Lächeln.
    »Junge Männer brauchen was zwischen die Kiemen. Und außerdem haben Sie mir geholfen, das Pferd meines Sohnes trocken zu reiben.«
    Er lächelte sie an. Er hatte sofort zwei Dinge wahrgenommen, die Pascoe bei seiner zugegeben kürzeren Begegnung mit ihr entgangen waren.
    Ein Blick in ihre Augen, und er wusste, dass sie zweifellos mit Kewley-Hodge verwandt war, eine Verwandtschaft, die sie nun bestätigt hatte. Als Zweites hatte er sie augenblicklich als äußerst sexy eingeschätzt, eine Eigenschaft, der er nach wenigen Minuten in ihrer Gesellschaft noch die Adjektive klug, munter und humorvoll hinzugefügt hatte. Und sie konnte wunderbar backen.
    Also entspannte er sich und schickte sich an, es sich gut gehen zu lassen. Wenn Informationen kamen, schön und gut.
    Aber seine Intuition sagte ihm, es wäre sinnlos, das Spielchen forcieren zu wollen. Außerdem, wusste er aus Erfahrung, war es oft ansteckend, wenn er sich entspannte.
    »Ich heiße übrigens Rod«, sagte er.
    »Edie. Also, Rod, wie lange sind Sie schon beim Geheimdienst?«
    »Woher wissen Sie, dass ich kein Polizist bin?«, fragte er.
    »Sie haben nicht ›hallo, hallo‹ gesagt und auf den Fersen gewippt.«
    »Insgeheim habe ich das, als ich Sie sah«, erwiderte er kühn.
    »Meinen Sie, ich wäre auf der Suche nach etwas Abwechslung?«, sagte sie lächelnd. »Dazu muss ich erst viel mehr über Sie wissen. Also, wie sind Sie Agent geworden? Und sagen Sie mir nicht, Sie hätten auf eine Annonce in der Church Times geantwortet.«
    Er sah keinen Grund, ihr nicht die Geschichte seiner Rekrutierung zu erzählen, auch wenn er sorgfältig darauf achtete, den Namen Komorowski nicht zu erwähnen. Sie schien wirklich interessiert zu sein, und zehn Minuten später bemerkte er, dass er noch immer erzählte, während es doch eigentlich andersherum sein sollte.
    »Auszeit«, sagte er. »Jetzt wissen Sie alles Interessante über mich, nun sind Sie an der Reihe. Ist nur fair.«
    »Sie wollen alles Interessante erfahren?«, sagte sie. »Das könnte ziemlich lange dauern – oder ein paar Sekunden.
    Kommt nur darauf an, was Sie interessiert.«
    »Wie Sie wollen«, sagte er und meinte es auch so.
    »Gut, ich erzähle Ihnen die ganze Geschichte, wenn Sie nichts dagegen haben. Nur leicht zensiert, weil Sie noch so jung sind.«
    Sie hielt ihr Wort. Das meiste aus der frühen Vergangenheit hatte er bereits auf der Fahrt von Manchester von Pascoe gehört, aber aus dem Mund der Frau selbst machte es ihm so viel Spaß, dass er sein Interesse nicht heucheln musste. Sie erzählte ihm von ihrem Vater Matthew Hodge, dem Baulöwen; über ihre Jugendzeit in den Swinging Sixties, die in die sybaritischen Siebziger übergingen; über ihren Aufenthalt im Internat; von der Heirat mit Alexander Kewley, in einem Alter, in dem die meisten ihrer Freundinnen ihre Universitätskarriere planten. Sie sagte nicht, dass sie zum Zeitpunkt der Heirat schwanger war, doch ging es aus ihren Worten hervor.
    Was immer ihre Absicht gewesen sein mochte, als sie sich auf diese Reise durch ihre Vergangenheit eingelassen hatte, sie schien jedenfalls von einer unwiderstehlichen Strömung getragen und benötigte lediglich sanfte

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