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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kontrollierten Umgebung ist, macht er viel Aufhebens, Herr über sein eigenes Schicksal zu sein. Überall sonst ist er doch bloß ein armer Scheißer in einem Rollstuhl, oder? Ist es wirklich möglich, dass er was mit den Templern zu tun hat?«
    »Wissen Sie, was ich mir denke, Rod«, sagte Pascoe. »Ich denke mir, während Sie mit Edie das Pferd trocken gerieben haben, sind Ihre ritterlichen Gefühle zum Vorschein gekommen. Sie sind von Luke angearscht, weil Sie meinen, er scheucht seine liebe alte Mum herum. Die arme alte Schachtel tut Ihnen leid. Es sei denn … sagen Sie mir nicht, Sie haben Gefallen an ihr gefunden?«
    Der junge Mann grinste.
    »Ein bisschen vielleicht. Beruht wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit«, sagte er. »Deshalb sind wir so gut miteinander ausgekommen. Sie hat sich gut gehalten, das ist nicht zu übersehen. Muss früher ein ziemlich scharfes Teil gewesen sein. Ja, ich mag sie, und ich hätte nicht nein gesagt. Was ist mit Ihnen? Nein, tut mir leid, Sie stehen ja eher auf so junge Dinger wie Ffion.«
    Rod lachte und ermunterte Pascoe mit einzufallen. Als dieser darauf nicht einging, sagte der junge Mann ernst: »Sie glauben wirklich, dass er mit drinstecken könnte, oder?«
    »O ja«, sagte Pascoe. »Bis über beide verdammte Ohren.«
    Rod war so überrascht über die Wucht dieser Beteuerung, dass sein Blick für einen Augenblick von der Straße zu Pascoes Gesicht schweifte.
    »Vorsicht«, sagte Pascoe. »Sonst setzen Sie uns noch in den Graben. Über kurz oder lang.«
    Ehrlich gesagt, war auch er etwas überrascht von der Eindeutigkeit seiner Antwort. Vielleicht hatte Ellie recht. Wenn der Dicke nicht da war, fühlte er sich bemüßigt, dessen Text aufzusagen. Aber noch im selben Moment wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich felsenfest davon überzeugt war.
    »Aber Edie … ich meine, wenn sie in irgendwas wie diese Sache verwickelt wäre, dann wäre sie doch nicht so offen gewesen. Oder?«
    »Sie meinen, nur weil sie was zu verbergen hat, bedeutet es nicht, dass sie verdammt noch mal alles tun würde, um Sie zu überzeugen, dass Sie eben nichts zu verbergen hat? Eine interessante Ansicht zur Psychologie von Verbrechern. Ich darf nicht vergessen, das bei meinem nächsten CID-Seminarvortrag zu erwähnen.«
    Rod lief geziemend rot an, und Pascoe bedrängte ihn weiter.
    »So, nun zu ihrem Sohn, der auch nur ein armer Scheißer in einem Rollstuhl sein soll, wie Sie es so sensibel ausgedrückt haben. Als Erstes: Es gibt arme Scheißer in Rollstühlen, die zwar nicht mehr laufen können, aber eine ganze Menge am Laufen haben, nicht zuletzt ihre eigenen Geschäfte. Und wenn sie gelegentlich, wie es uns allen widerfährt, ein wenig Hilfe von ihren Freunden benötigen, an wen könnte man sich dann besser wenden als an die treu ergebene Mami, die meint, die Sonne scheint dir aus deinem gelähmten Arsch?«
    In der nächsten Minute, das hieß, die nächsten fünfhundert Meter, fuhren sie schweigend weiter. Dann sagte Rod: »Ja. Natürlich. Tut mir leid.«
    »Nicht nötig. Sie haben es wirklich gut gemacht«, sagte Pascoe, von Schuldgefühlen geplagt, nachdem er es maßlos übertrieben hatte, um sich gegenüber dem Jüngeren in Szene zu setzen und diesen auf seinen Platz zu verweisen. Es gab allerdings noch etwas, was keinen Aufschub duldete.
    »Halten Sie an!«
    Der junge Mann überprüfte seine Rückspiegel, setzte den Blinker und fuhr vorsichtig an den Rand der Straße heran, die in beide Richtungen, so weit das Auge reichte, leer war.
    »Und jetzt steigen Sie aus«, sagte Pascoe. Rod zögerte, dann gehorchte er.
    Pascoe glitt auf die Fahrerseite und sah dem jungen Mann ins ängstliche Gesicht. Vielleicht dachte er sich, er lasse ihn zu Fuß nach Hause laufen.
    »Stehen Sie nicht rum«, sagte er ungeduldig. »Steigen Sie drüben ein. Der Tag hat nur vierundzwanzig Stunden, also werde ich fahren. Sie können sich ja die Hand vor die Augen halten.«
    Rod stieg ein und schnallte sich mit ostentativer Präzision an. Er hielt sich nicht die Augen zu, sondern saß nur steif da, bis sie an die Einbiegung zur Hauptstraße gelangten.
    Er sah zu Pascoe, als dieser den Motor aufheulen ließ und sich in eine recht enge Verkehrslücke zwängte.
    »Peter«, sagte er. »Ich sage es Ihnen nicht gern, aber ich glaube, Sie sind gerade falsch abgebogen.«
    »Meinen Sie? Was, wenn ich über den Ml und M62 eine Abkürzung zurück nach Manchester nehme?«
    »Ich glaube nicht, dass das eine Abkürzung ist«, sagte

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