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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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verschwand, und Pascoe sagte: »Das heißt, wenn Sie aufs Klo müssen, ist jetzt die Zeit dafür. Sie ist immer ziemlich angefressen, wenn die Leute bis zum Gongschlag warten und sich dann verziehen.«
    »Ist nicht meine Absicht«, sagte Kentmore und folgte Pascoe durch die Tür zur erhöht gelegenen Terrasse. »So wohnt also ein Polizist. Schöner Garten.«
    Tatsächlich zeigte das schmale Rasenrechteck Anzeichen von Verwüstungen durch eine aktive Tochter und einen noch aktiveren Hund, die wohlgehegten Grundstücksgrenzen allerdings waren dicht mit Buschrosen bestanden, deren Farbkorridor den Blick zur prächtigen Immergrünen Magnolie zog, die vor der hohen Mauer an der Südseite stand Vögel sangen in ihren Zweigen, Bienen summten zwischen den Rosen, und der laue Sommerwind, der an der weißen Decke auf dem Gartentisch zerrte, war erfüllt vom süßen Duft des Baumes und der Sträucher.
    »Ja, das ist er«, sagte Pascoe mit der Selbstzufriedenheit des Mannes, dessen Frau die eigentliche Arbeit leistete. »Nicht unbedingt ein Landsitz, aber wir versuchen, den Anschein zu wahren, und die Bestechungsgelder tragen natürlich das Ihrige dazu bei.«
    »Was? Ach ja. Wie bei den Judenwitzen, die nur witzig sind, wenn sie von Juden selbst erzählt werden. Nun, wie war es in Manchester?«
    »Ach, Sie wissen schon, wie es in Lancaster eben so ist.«
    »Tut mir leid, Ihre Arbeit geht mich ja nichts an.«
    »Gibt nichts zu verbergen«, sagte Pascoe. »Ich fühle mich dort nicht ganz in meinem Element. Außerdem war es eben ein ungünstiger Zeitpunkt, mein Boss ist nicht im Dienst und so.«
    »Irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Nein. Nichts. Gehirntätigkeit ist noch feststellbar, aber man ist noch weit entfernt, die Maschinen abzuschalten. Es ist jetzt mittlerweile fast drei Wochen her.«
    »Neunzehn Tage.«
    Sehr präzise, dachte sich Pascoe.
    »Stimmt, neunzehn Tage. Das ist für Andy Dalziel eine lange Zeit zwischen zwei Drinks. Es wird am Montag hart werden, wenn er nicht da ist. Wahrscheinlich hätte ich mich damit arrangiert, wenn ich nach meiner Genesung sofort wieder den Dienst angetreten hätte, so aber ist es, als würde ich wieder ganz von vorn anfangen … Tut mir leid, ich werde wehleidig.«
    »Nein, nein. Klingt, als wäre er jemand ganz Besonderes.«
    »O ja, das war er, ich meine, das ist er. Sehr besonders. Unersetzbar. Wenn er stirbt, wird es nicht nur mir so vorkommen, als wäre es das Ende von allem.«
    Ellies Stimme durchschnitt die darauffolgende Stille.
    »Essen ist fertig!«, rief sie und kam mit einem voll beladenen Tablett auf die Terrasse. »Maurice, setzen Sie sich. Peter, kannst du den Wein holen?«
    Als er an ihr vorbeiging, zischte sie ihm zu: »Um Gottes willen, leg mal ein bisschen bessere Laune an den Tag!«
    Am Tisch wurde Ellie zur gewandten, lebhaften Gastgeberin, und Kentmore gab mit wohlerzogener Galanterie den entspannten Gast, der sich wohl fühlen wollte.
    Pascoe allerdings kam es vor, als wäre er in Gedanken ganz woanders.
    Oder war nur er selbst in Gedanken ganz woanders?, fragte er sich. In der Mill Street, um genau zu sein. War er so besessen von dem, was dort geschehen war, dass er überall Zusammenhänge witterte? Statt seinen Rauswurf aus der CAT unter dem Gesichtspunkt einer Verschwörungstheorie zu sehen, sollte er vielleicht einige Sitzungen bei einem guten psychologischen Beratungsdienst buchen.
    Ellie trat ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein, und ihm wurde bewusst, dass er in gedankenversunkenes Schweigen abgedriftet war.
    »Sind Sie Kricket-Fan, Maurice?«, fragte er gut gelaunt.
    »Ich verfolge die Test-Matches, habe aber seit der Schulzeit selbst nicht mehr gespielt. Das Gut nimmt mich doch sehr in Anspruch.«
    »O ja. Und das Reiten und Bergsteigen. Da ist der Tag ausgefüllt.«
    Es hätte bewundernd klingen sollen, wenn jemand so vieles in sein Leben packen konnte, stattdessen klang es sogar in Pascoes kritischem Ohr wie eine höhnische Bemerkung.
    »Ich reite, wenn möglich, noch immer«, sagte Kentmore.
    »Nur das Bergsteigen habe ich aufgegeben. Wie steht es mit Ihnen?«
    »Wir gehen ein wenig bergwandern«, antwortete Ellie, »aber wenn es so steil wird, dass man ein Seil braucht, verziehen wir uns ins nächste Pub.«
    »Jedem das Seine«, sagte Kentmore.
    »Ja, ein Mann muss tun, was er tun muss«, sagte Pascoe.
    Schon wieder! Was zum Teufel war nur in ihn gefahren? Ellie öffnete den Mund, aber es blieb ihr Geheimnis, ob ihr eine ätzende Zurechtweisung oder

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